Falt-Phones

Nur Apple kann uns vor schlechten Smartphones bewahren

Michael Simon ist Executive Editor der Macworld USA.
Huaweis Mate X und Samsungs Galaxy Fold sind zwar beeindruckend – Apple kann das bestimmt besser.
Konzept von Roy Gilsing, foldable.news
Konzept von Roy Gilsing, foldable.news
Foto: Foldable.news

Als ich zum ersten Mal hörte, dass Samsung ein Falttelefon herstellt, war ich begeistert. Die Idee, dass sich ein Handy in ein Tablet verwandeln könnte, hat mich fasziniert, und ich habe die Entwicklung der Display-Technologie von Samsung bis zur Markteinführung des Galaxy Fold aufmerksam verfolgt.

Dann sah ich, was dabei herauskam – und, nun, meine Aufregung ließ nach. Aus den Träumen von Riesenbildschirmen erwacht, die sich in noch riesigere Bildschirme öffnen, geht nüchtern betrachtet das Galaxy Fold einige klare Kompromisse ein, wie es in ersten Generationen üblich ist. Das außen liegende Display misst nur 4,6 Zoll in der Diagonale, was für ein 2019er-Smartphone lächerlich klein ist (sorry, Fans des iPhone SE). Es öffnet sich zu einem 7,6-Zoll-Bildschirm, der auf der rechten Seite eine riesige Kerbe für die Kameras aufweist. Und es sieht so aus, als wäre es dicker als zwei übereinander gestapelte iPhones.

Wenige Tage nach der Einführung des Galaxy Fold enthüllte Huawei sein eigenes Falttelefonkonzept – es ist ganz anders. Das Mate X ist nur 11 mm dick, hat einen 6-Zoll-Außenbildschirm und öffnet sich zu einem vollen 8-Zoll-Tablett ohne Kerbe. Die Bedienelemente, Tasten und der USB-C-Anschluss befinden sich auf einer stationären Stange, die gleichzeitig als eine Art Griff dient und im eingeklappten Zustand als Verriegelungsmechanismus für den Bildschirm dient.

Der Mate X ist im geschlossenen Zustand 11 mm dick, ausreichend dünn, um in die Tasche zu passen.
Der Mate X ist im geschlossenen Zustand 11 mm dick, ausreichend dünn, um in die Tasche zu passen.

Ich konnte schließlich ein paar Minuten lang ein Mate X nutzen und war beeindruckt. Während ich nie in Betracht ziehen würde, mehr als 2.500 Dollar für ein Telefon auszugeben - sogar ein cooles neues futuristisches Konzept wie dieses -, kann ich sehen, was Huawei mit dem Mate X vorhatte.

Anstatt einen Prototyp zusammenzustellen, der wie das FlexPai von Royole Benutzerfreundlichkeit oder Design gar nicht berücksichtigt, hat Huawei erkennbar große Anstrengungen unternommen, um ein einzigartiges und zugleich vertraut wirkendes Falt-Handy zu entwickeln. Der Außenbildschirm ist so groß wie ein normales Smartphone, alle drei Displays haben klare Funktionen, und ob sich das Gerät leicht halten und in die Tasche stecken lässt, wurde sorgfältig geprüft. Ich mag sogar den äußeren Falz mehr, als ich dachte. Es gibt Probleme - wie z.B. den recht primitiven Druckknopf, der das Gehäuse zum Auseinanderklappen frei gibt - aber das Mate X ist größtenteils ein wirklich gutes Gerät für eine erste Generation.

Aber die ganze Zeit dachte ich: "Was würde AppleApple tun?" Huaweis und Samsungs erste Bemühungen mit Mate X und Galaxy Fold sind definitiv besser als die wenigen SmartphonesSmartphones, die es gab, als Apple mit dem ersten iPhone den Markt auf den Kopf. Aber wie schon beim Fall von iPhone, Apple Watch, AirPods und so ziemlich allem anderen, was aus Cupertino kommt, werden wir nicht wissen, wie großartig ein Faltsmartphone sein können, bis Apple eines macht. Alles zu Apple auf CIO.de Alles zu Smartphones auf CIO.de

Der Bildschirm ist nicht das, was er scheint

Das Seltsamste an den Faltbaren ist ihre Textur. Da es sich nicht um Glas handelt, fühlen sie sich wie Plastik und somit billig an, verglichen mit den hochwertigen, aus Gorilla Glas gebauten Telefonen. Während ich die Bildschirme berührte, hatte ich Angst, dass ich, wenn ich zu stark drückte, sie eindrücken würde. Zudem tauchten deutliche Wellen am Scharnier auf und eine sichtbare Naht in der Mitte.

Der Bildschirm des Mate X
Der Bildschirm des Mate X

Qualität ist aber kein Problem, das nur das Mate X plagen würde. Während der Demo war eine klare Naht in der Mitte der Samsung Galaxy Fold zu sehen, und der Mate X zeigte ebenso eine Linie, die man unter bestimmten Winkeln sehen konnte. Es ist ein visueller Fehler, der schwer zu übersehen sein wird, und ich muss davon ausgehen, dass er sich mit der Zeit nur noch verschlimmern wird.

Wenn es aber eine Sache gibt, die ich sicher weiß: Apple würde einen solchen Fehler in seinem Falttelefon nie zulassen. Aber noch wichtiger ist, dass Apple einen neuen Display-Typ entwickeln würde, der sich wie Glas anfühlt, ohne tatsächlich Glas zu sein. Da wir diese Displays eine Million Mal am Tag berühren werden, ist das Gefühl wichtig. Ich freue mich bereits auf die Adjektive, die Jony Ive zu dessen Beschreibung nutzten wird.

Groß zu klein, nicht klein zu groß

Bevor ich das Mate X sah, habe ich stets die Augen zur Idee eines Falttelefons verdreht. Aber Huaweis Lösung ist so faszinierend, dass ich dachte, dass es tatsächlich ein zukünftiges faltbares iPhone geben könnte, das mir etwas gibt, das ich schon immer wollte: Ein iPad, das in meine Tasche passt.

So sollte ein aufgeklapptes iPhone aussehen.
So sollte ein aufgeklapptes iPhone aussehen.

Ich denke, Samsung und Huawei gehen es falsch an. Ein faltbarer Bildschirm sollte kein Telefon sein, das zu einem Tablet werden kann, es sollte ein Tablet sein, das zu einem Telefon wird. Es gibt einen deutlichen Unterschied in diesem Denken. Da wir nie ein Falt-Telefon haben werden, das so dünn ist wie ein iPhone XS und sich der Formfaktor des Smartphones sowieso ändern muss, möchte ich, dass Apple das 9,7-Zoll-iPad nimmt und die Angelegenheit aus der anderen Richtung angeht.

Weder das Galaxy Fold noch das Mate X sind sehr große Tablets. Das 8-Zoll Mate hat etwa die Größe des iPad Mini, was nicht gerade ein Tablet für Produktivität ist. Sie erhalten also im Grunde genommen einen etwas größeren Bildschirm für Filme und Split-Screen-Anwendungen, aber etwas ganz anderes als ein Großbildtablet für die Arbeit. Das Mate X ist ein bewundernswerter erster Versuch und das Galaxy Fold sieht auch gut aus, aber nur Apple wird in der Lage sein, ein Falttelefon mit einem Formfaktor zu bauen, an den niemand gedacht hat und den aber jeder will.

Einfach ausgedrückt, Apple würde nie für die Kompromisse und Mängel stehen, die diese ersten Klappsmartphones haben. Wenn ein Klapptelefon der Marke Apple jemals auf den Markt kommt, wird es sicherlich ein Design bringen, das noch nie jemand gesehen hat, und eine äußerst einfache Benutzeroberfläche, die uns genau zeigt, was mit diesen frühen Modellen nicht stimmt. In zwei oder drei Jahren kommt die zweite Generation des Galaxy Fold und Huawei Mate mit neuen Displays, neuen Designs und neuen Schnittstellen. Ich hoffe nur, dass es eine iPhone-Version geben wird, die den Weg weist. (Macwelt)

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