Der Weg zum Glück

Positives Denken allein reicht nicht

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Wer ständig versucht, sich auf Erfolg zu trimmen, aber doch scheitert, muss tiefer in der eigenen Vergangenheit graben. Das erfordert Mut zu absoluter Ehrlichkeit, sagt Trainer Marc Galal.
Marc Galal
Marc Galal
Foto: Privat

Die Einen rennen über Glasscherben, die anderen absolvieren Pferdetrainings. Das Angebot an Erfolgs-, Karriere- und Selbstoptimierungskursen blüht und gedeiht. Nützt aber nicht jedem, gibt Marc Galal zu bedenken. Seine These: die unbewussten Einstellungen zu Macht und Geld, die ganze Generationen prägen, können sich als hartnäckige Bremsen erweisen. Galal, selbst Trainer, rät zu rückhaltloser Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Dann könne jeder sein Potenzial entfalten. Im Gespräch mit cio.de führt er das aus.

Herr Galal, Sie behaupten, Menschen würden durch Glaubenssätze geprägt. Was heißt das?

Marc Galal: Es geht dabei sowohl um Sätze, die wir in unserer Kindheit gehört haben, als auch um frühe Erlebnisse. "Geld verdirbt den Charakter" kann ein solcher Glaubenssatz sein. Glaubenssätze basieren auf drei Fundamenten: erstens auf mündlicher Konditionierung, zweitens auf Erlebnissen, beispielsweise, wenn jemand von einem reichen Menschen über den Tisch gezogen wurde. Und drittens auf Nachahmung. Wie diese Nachahmung von Körpersprache und Einstellungen wirkt, wird vielen Menschen erst bewusst, wenn sie das zum Beispiel an ihren eigenen Kindern beobachten.

Was bedeutet das in Karrierefragen?

Marc Galal: In vielen Familien herrschen Glaubenssätze wie "Schuster, bleib bei deinen Leisten". Oder: "wer erfolgreich sein will, muss sehr hart und viel arbeiten". Man hat in diesen Familien immer nach dem Motto gelebt, sich zu begrenzen. Wer seine Limits sprengen und alles aus sich herausholen will, muss aus diesem Muster ausbrechen.

Wenn diese Mechanismen den Menschen nicht bewusst sind, haben sie aber kaum eine Chance, daran zu arbeiten.

Marc Galal: Der Anstoß zu einer Veränderung kann nur dadurch kommen, dass man sich selbst seine Gefühle eingesteht. Nicht nur bezüglich Geld und Job, sondern auch mit Blick auf das Privatleben muss man sich ehrlich fragen, wie zufrieden man ist. Welchen Wert gibt man sich auf einer Skala von Eins bis Zehn? Wo begrenzt man sich beruflich? Ist man im Privatleben glücklich oder kopiert man das Modell der eigenen Eltern, was man nie wollte? Wer dabei unter seinen Wünschen und Zielen bleibt, muss sich eingestehen, dass er sich irgendwo selbst blockiert. Selbsterkenntnis als erster Schritt zur Änderung - hier stimmt dieser Satz.

Braucht man dann psychologische Hilfe?

Marc Galal: Es muss nicht gleich eine Psychotherapie sein. Aber es sollte ein erfahrener, professioneller Coach zu Rate gezogen werden, der einem den Spiegel vorhält und Veränderungen begleitet. Dann ist es jedem Menschen möglich, sich neu zu programmieren.

Wie definieren Sie denn Erfolg?

Marc Galal: Ein erfolgreiches Leben umfasst fünf Aspekte. Es bedeutet Erfolg im Job, in finanzieller Hinsicht, in der Partnerschaft, in gesundheitlichen Fragen und im Hinblick auf den inneren Frieden.

Es geht also nicht nur um Geld.

Marc Galal: Nein, auf keinen Fall. Es zeichnet sich in Deutschland ja auch eine neue Revolution ab: Zu einem glücklichen und erfolgreichen Leben gehören auch immaterielle Werte.

Gibt es bei diesem Thema so etwas wie eine deutsche Mentalität?

Marc Galal: Ja, das lässt sich evolutionspsychologisch erklären. Stellen Sie sich vor, ein Ferrari kommt angebraust und ein junger Mann steigt aus. "Von Beruf Sohn", werden viele lästern. In den USA würden die Leute anerkennend nicken und denken, es handle sich um einen erfolgreichen Geschäftsmann…

Woher kommt das?

Marc Galal: Aus der Geschichte. Über sehr lange Zeit war die Gesellschaft in einen kleinen, reichen Adelsstand und viele arme Bauern oder Tagelöhner gespalten. Brachte es ein Bauer zu Reichtum, unterstellte man ihm, er habe silberne Löffel geklaut. In den USA starteten die Einwanderer als Einwanderer. Sie glaubten an die unbegrenzten Möglichkeiten und packten es an. Anders formuliert: die Amerikaner wagen es, zu träumen. In Deutschland - und auch weiten Teilen Europas - träumen die Menschen nicht.

Nochmal zum gesellschaftlichen Wandel: Wenn jetzt aber immer mehr junge Menschen anfangen, materielle Werte weniger zu schätzen und Karrierestreben nicht mehr an Nummer Eins zu setzen - was werden Sie und Ihre Kollegen aus der Trainer-Branche dann künftig tun?

Marc Galal: (lacht) Mit dem Aufschwung kommt der Hunger. In diesem Fall der Hunger nach mehr Erkenntnis über sich selbst, nach mehr Möglichkeiten, das eigene Potenzial auszuleben. Beratungs-Leistungen werden stärker gefragt sein.

Was wünschen Sie sich?

Marc Galal: Dass wir mehr über das Phänomen der Glaubenssätze sprechen. In den Medien, auch in den Schulen sollte besser darüber aufgeklärt werden. Es gibt Lehrer, die vermitteln einzelnen Kindern, sie könnten kein Mathe oder kein Deutsch. Das ist falsch. Und ich unterstütze die Forderung nach einem Elternführerschein. Damit sich die Menschen bewusst machen, wie solche Programmierungen ablaufen.

Marc Galal ist Verkaufstrainer und sieht sich als Experte für Verkaufspsychologie und -linguistik.

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