Powerpoint-Overkill vermeiden
Präsentieren ohne Powerpoint
Wenn Sie mehr als 200 Leute im Saal haben, dann lassen Sie mit der Kamera Ihr Flipchart filmen und zeigen es auf der Grossbildleinwand. Das wirkt noch imposanter.
- Powerpoint ist kein Versteckspiel.
Schlechte Redner verstecken sich hinter ihrer Präsentation. Wenn sie dann noch den Raum abdunkeln, so dass man sie nicht sieht, ist aus ihrer Sicht alles perfekt. Denn sie wollen sich gar nicht zeigen, nicht reden und schon gar nicht etwas präsentieren. - Die Präsentation ist die beste Lesevorlage. Oder?
Miese Redner lesen ab. Statt frei zu sprechen und die Stichpunkte auf den Folien als Leitfaden für den Vortrag zu nehmen, buchstabieren sie jeden einzelnen Punkt. Und vergessen dabei, dass das Auditorium viel schneller ist und längst alles abgelesen hat. - Langeweile vom ersten Punkt an.
Die Titel auf den Folien sollten ihre Namen verdienen. Jeder Folientitel muss wie eine Schlagzeile in der Zeitung die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Eine Folienüberschrift wie "Technische Umsetzung 1 bis 5" tut das definitiv nicht. - Bunte Bilder machen froh.
Klar, Bilder sagen mehr als 1000 Worte. Vor allem über den Redner. Wer Cliparts mit realen Bildern mischt und dazu noch Cartoons oder typografische Darstellungen presst, überfordert sich und sein Publikum. Das ästhetische Chaos auf der Folie spiegelt das Chaos im Kopf des Referenten wider. Bitte bei einer Bildsprache bleiben. Wenige große Bilder sind besser, als ein Briefmarken-Potpourri. - Schlussfloskeln auf der letzten Folie
"Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!" auf der letzten Folie ist ein Armutszeugnis. Ein Dank ist eine persönliche Botschaft, die durchaus während des Vortrages vom Redner übermittelt werden kann. Das aber vorher hinzuschreiben signalisiert: Mir ist egal, wer da vor mir sitzt. Vielleicht war das Publikum ja unaufmerksam. Dann wäre der Dank nicht angebracht. Besser einen einprägsamen Slogan hinschreiben und diesen am Ende stehen lassen. - Nach dem Vortrag flüchten.
Die Flucht von der Bühne ist bei PPT-Rednern weit verbreitet. Doch der schnelle Abgang drückt nur die Unsicherheit des Referenten aus. Er will keine Fragen beantworten und steht dem Auditorium nicht mehr zu Verfügung. Eigentlich wollte er überhaupt nicht vortragen. - Alles dabei.
Der Foliensammler nimmt zum Vortrag immer alle Folien mit. Er springt munter hin und her und sagt den Leuten, was sie jetzt nicht sehen dürfen. Dieses Verhalten zeigt nicht nur, dass der Referent keine Lust hatte sich vorzubereiten, es sagt auch, dass er Herrschaftswissen anhäuft, das er nicht teilen will. - Vorsprung durch Technik.
Audi hat Recht. Wer seine Präsentation technisch nicht im Griff hat, hat verloren. Statt bei Rückfragen zu vorherigen Folien einfach die Foliennummer einzugeben und mit "Enter" direkt dorthin zu springen, beendet der Technikmuffel den Präsentationsmodus, blättert zeitraubend zur gesuchten Folie zurück, um dann wieder umständlich die Show zu starten. - Hilfsmittel ignorieren.
Ein Computer kann mehr als nur eine Ansicht zeigen. Wer differenziert, kann besser steuern. Das Publikum sieht nur die Folien, der Referent jedoch kann sich auf seinem Bildschirm am Rednerpult die nächsten Folien anzeigen oder zusätzliche Notizen einblenden lassen. So bleibt er Herr der Lage und ist dem Publikum immer einen Schritt voraus. - Testen - wieso?
Das geht doch auch während des Vortrags, meinen manche PPT-Redner. Besonders, wer nur mit Stick anreist, tut gut daran, vor dem Vortrag zu testen, ob die Präsentation auf dem Rechner läuft, ob Schriften, Kontraste und das Format stimmen. Denn langatmige Laptopforschungen will niemand im Publikum sehen.
Und wenn es doch Powerpoint sein muss ...
Die einzigen Elemente, die bei Powerpoint funktionieren, sind Fotos. Aber hier gilt:
- Nur ein Foto auf einer Folie und ...
- das immer flächendeckend und ...
- ohne begleitenden Text.
Denn eine selbsterklärende Folie ist eine schlechte Folie. Eine Folie, die selbsterklärend ist, ist ohne Spannung und damit betreutes Lesen.
Aus sieben mach 14
Wenn Sie in Zukunft eine Powerpoint-Präsentation mit beispielsweise sieben Folien haben, dann beträgt die Anzahl der Folien in Ihrem Computer 14. Denn: Sie schalten zwischen jede Ihrer Normalfolien eine Schwarzfolie. Schwarzfolien sind Folien, die beim Aktivieren den Bildschirm ausschalten. Sie fokussieren die Aufmerksamkeit. Die meisten Redner haben in der Regel eine gestaltete Folie im Hintergrund als Pausenfüller eingeschaltet. Das lenkt jedoch die Aufmerksamkeit des Publikums von Ihnen und Ihrem Vortrag ab.
Drei Sekunden reichen
Eine Folie sollte maximal drei Sekunden eingeschaltet sein - es sei denn, Sie nehmen noch länger darauf Bezug. Denn Sie als Redner sind der Energieträger - nicht eine tote Folie. Nach drei Sekunden schalten Sie mit Ihrer Fernbedienung auf die dahinter geschaltete Schwarzfolie, und Sie stehen wieder im Mittelpunkt.
Zu Buch und Autor
Mehr Tipps gibt es in dem Buch von Matthias Pöhm: "Präsentieren Sie noch, oder faszinieren Sie schon. Abschied vom betreuten Lesen." (Preis 24.90 Euro) . Matthias Pöhm coacht Spitzenleute aus Politik und Wirtschaft für deren öffentliche Auftritte und veranstaltet das "teuerste Rhetorik-Seminars Europas" (FAZ), wo die Teilnehmer vor 120 Menschen als bestelltem Publikum reden müssen. Viel Medienecho erzeugte er, als er die weltweit operierende "Anti-PowerPoint-Partei" gründete. Pöhm gilt als einer der besten Rhetoriktrainer im deutschsprachigen Raum. www.rhetorik-seminar-online.com
Alternative zu PowerPoint im Video
Sehen Sie in einem YouTube-Video die Gegenüberstellung von PowerPoint zur Alternative Flipchart.