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KI, IoT und Blockchain

SAP-Beratung wird noch anspruchsvoller

Lilian Loke ist Senior PR-Beraterin bei Web&Tech PR.
SAP-Berater sind eine der gesuchtesten Berufsgruppen im IT-Umfeld. Der Grund: Sie sind fachlich hoch spezialisiert, betriebswirtschaftlich erfahren und mit allen Wassern gewaschen. Doch selbst diese Skills könnten in einigen Jahren für die Toppositionen nicht mehr reichen.
  • Mit Industrie 4.0 erweitern sich die hohen Anforderungen an zukünftige SAP-Berater deutlich.
  • Bei SAP-Beratern weicht das Modulwissen zunehmend einem ganzheitlicheren Ansatz.
  • Das klassische SAP-Customizing bietet für jüngere Berater langfristig keine berufliche Basis mehr.

Harald Rodler ist Innovation Manager und Experte für neue Technologien wie Internet of Things (IoT) und Industrie 4.0. Er arbeitet für Kunden des SAP-Beratungsunternehmen itelligence AG und lotet dort die Möglichkeiten der Digitalisierung aus. Rodler sieht die SAP-Beratung in einem schnellen Wandel: "Mit neuen Technologien wie IoT, künstlicher Intelligenz, Big Data oder Blockchain wandelt sich auch das Berufsbild im SAP-Bereich." Die Innovationsgeschwindigkeit nehme immer schneller zu.

Das neue SAP-Beraterbild umfasst heute das Vorstellungsvermögen, wie sich durch technische Veränderungen auch Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle disruptiv neu denken lassen.
Das neue SAP-Beraterbild umfasst heute das Vorstellungsvermögen, wie sich durch technische Veränderungen auch Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle disruptiv neu denken lassen.
Foto: Profit_Image - shutterstock.com

Das klassische Berufsbild, dessen Kern die Anpassung der SAP-Software an besondere Bedürfnisse und Prozesse der Anwenderunternehmen ist, sowie die traditionellen Fortbildungspfade für SAP-Fachkräfte werden laut Rodler nach und nach zu einem Auslaufmodell werden. Das Erweitern von Modulwissen weicht einem ganzheitlicheren Ansatz. Dieser besteht aus Know-how in neuen Spezialdisziplinen, dem entsprechenden Software- und Hardware-Ökosystem sowie deren Integration in die SAP-Anwendungen.

SAP-Fachkräfte benötigen künftig noch mehr Fachwissen

Kontinuierliche Weiterbildung und viel Eigenverantwortung hatten stets zu den Aufgaben von SAP-Fachkräften gehört. "Doch um diese neuen Herausforderungen zu bewältigen", meint Rodler, "müssen SAP-Spezialisten ein noch höheres Maß an Eigeninitiative, Forschungsdrang und persönlichem Interesse für neue Technologien mitbringen, um sich entsprechendes Wissen anzueignen." Ein breites Fachwissen in diesen neuen Gebieten sei Voraussetzung, um deren Vorteile in die SAP-Welt zu integrieren und dadurch Synergien für Controlling, Business Intelligence, Warenhaltung, Predictive Analytics und Marketing zu schaffen.

Mit der fortschreitenden Digitalisierung - Stichwort Industrie 4.0 - und angesichts der neuen Technologien erweitern sich also die ohnehin hohen Anforderungen an zukünftige SAP-Berater nochmals deutlich. Der Einsatz dieser Technologien kann erhebliche Produktivitätsgewinne für Unternehmen bedeuten. Doch um den vollen Nutzen aus deren neuen Möglichkeiten zu ziehen, müssen sie mit der betriebswirtschaftlichen Software verknüpft werden. Dafür braucht es einerseits das Spezialwissen der SAP-Fachkräfte. Gleichzeitig ist ein rein auf SAP-Lösungen konzentriertes Know-how noch kein ausreichendes Fundament für die erfolgreiche Umsetzung von Projekten.

Harald Rodler: "Ein rein auf SAP-Lösungen konzentriertes Know-how ist heute kein ausreichendes Fundament für die erfolgreiche Umsetzung von künftigen Projekten."
Harald Rodler: "Ein rein auf SAP-Lösungen konzentriertes Know-how ist heute kein ausreichendes Fundament für die erfolgreiche Umsetzung von künftigen Projekten."
Foto: Rodler - itelligence AG

"So wird beispielsweise im IoT-Bereich das Wissen unabdingbar, wie man mit Geräten, Sensoren und vernetzten Dingen Geschäftsprozesse grundlegend neu gestalten kann", erklärt Rodler. "Welche Hardware und welche kundenindividuellen Funktionen benötigt das Unternehmen für seine Prozesse? Hier müssen Berater auch bei der Hardware-Entwicklung am Ball bleiben, um das geeignete Szenario für ein SAP-Anwenderunternehmen zu designen und umzusetzen."

IoT: Echtzeit-Tracking und Data Analysis in der Logistik

Dies illustriert der Innovation Manager bei itelligence anhand der neuen Möglichkeiten der Sensorik im Logistikbereich. Man kann Warensendungen heute rund um die Uhr lokalisieren. Doch das ist nicht alles. Die Verfügbarkeit und Auswertung von Daten der Umgebungsparameter wie Vibration, Luftfeuchtigkeit und Geschwindigkeit einer Sendung kann durch die Integration in SAP-Anwendungen verschiedene betriebswirtschaftlich wertvolle Erkenntnisse bis hin zur Predictive Analysis bereitstellen. Komplexe Auswertungen in Bruchteilen von Sekunden und auf Basis von Echtzeitdaten bieten völlig neue Einblicke und Möglichkeiten der Prozessoptimierung.

Stellt das Echtzeit-Tracking anhand der Vibration beispielsweise einen Sturz der Warensendung fest, kann eine automatische Nachricht an die zuständige Abteilung gesendet werden. Dies ermöglicht ein direktes Eingreifen: Man kann etwa den Empfänger über eine mögliche Beschädigung der Ware informieren oder gleich eine Ersatzsendung losschicken. Zudem können diese Events zur rechtssicheren Nachweisbarkeit als unveränderlicher Eintrag in einer Blockchain festgeschrieben werden. Durch die Verknüpfung dieser Daten aus dem SAP-System können weitere Maßnahmen getroffen werden, beispielsweise eine Anpassung der Versicherungspolicen auf Basis von KI.

"Die Möglichkeiten sind sehr vielfältig und das macht es nicht einfacher, sondern schwerer", erklärt Rodler. Wichtig für SAP-Berater sei hierbei die Fähigkeit, Kundenanforderungen genau zu verstehen und dafür die richtige Hardware zu wählen oder zu spezifizieren. Beim Echtzeit-Tracking in der Logistik stellt sich etwa die Frage nach der benötigten Ortungsgenauigkeit.

Benötigt der Anwendungsfall eine möglichst genaue Ortung innerhalb eines Radius von nur wenigen Zentimetern? Oder genügen einige Meter? Besteht die Notwendigkeit einer lückenlosen, weltweiten Ortung? Welche geeigneten Datenübertragungsformen existieren hierfür? SAP-Consultants müssen die passende Hardware auswählen können, mit dem Anbieter sprechen und dem Anwenderunternehmen eine Empfehlung geben.

"Die Vernetzung der Dinge ist keine Worthülse. Es geht darum, dass wir Daten beschaffen, um noch genauer planen oder vorhersagen zu können", so Rodler. Jede Dateninformation sei wie ein Pixel in einem Bild. "Je mehr Bildpunkte wir sammeln, desto genauer wird schließlich das Bild. Hierfür ist eine Integration unterschiedlichster Daten und Systeme in ein übergeordnetes Framework notwendig." Als weiteres Beispiel führt er die Schwingungsdaten einer Produktionsmaschine an: "Durch Big Data Analytics können Informationen in einen Kontext gesetzt werden. Was fertigt diese Maschine gerade? Unter welchen Umständen fällt eine solche Maschine häufig aus oder produziert Ausschuss?"

Wandel in der SAP-Beratung

Das neue SAP-Beraterbild umfasst damit heute das Vorstellungsvermögen, wie sich durch technische Veränderungen auch Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle disruptiv neu denken lassen. "SAP-Berater müssen das Silodenken aufbrechen, um die Daten in die SAP Cloud Plattform und somit in neue Lösungen und Technologien einzubinden. Hier sind Freigeister gefragt, die Kreativität mitbringen und neue Wege beschreiten", erläutert Rodler.

Statt monolithischer, unbeweglicher Systeme benötigen Unternehmen heute agile und integrationsfähige Dateninfrastrukturen, Cloud-Anwendungen oder On-Premises-Lösungen, die sich kontinuierlich verbessern und weiterentwickeln. Für den IoT-Experten ist klar, dass klassisches SAP-Customizing für jüngere Berater langfristig keine berufliche Basis mehr bietet. Sie sollten daher wachsam beobachten, welche neuen Technologien relevante Daten für das Geschäft generieren und erfassen können und wie sich dadurch Prozesse optimieren und vereinfachen lassen. "Offenheit für Neues und lebenslanges Lernen - das ist das Erfolgsrezept."

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