Problem-Tochter
Siemens Energy will Gamesa komplett übernehmen
Durch den seit längerem spekulierten Schritt wollen die Münchener das Ruder rumreißen. Denn in den vergangenen Monaten war Siemens EnergySiemens Energy infolge der anhaltend schwachen Entwicklung der Tochter in Mitleidenschaft gezogen worden. Bei Aktionären lösten die Spekulationen Fantasie aus: Im vorbörslichen Handel auf der Plattform Tradegate gewannen die Gamesa-Aktien gegenüber dem Xetra-Schluss 15,2 Prozent auf 16,28 Euro. Papiere von Siemens Energy lagen dagegen ganz leicht im Minus auf Tradegate. Top-500-Firmenprofil für Siemens Energy
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtete, will Siemens Energy die restlichen, noch nicht im Besitz des Unternehmens liegenden Anteile der Problem-Tochter erwerben. Der Deal solle vollständig bar bezahlt und könnte bereits in der kommenden Woche publik gemacht werden. In einem weiteren Schritt könnte Siemens Gamesa dann von der Börse genommen werden, hieß es. Siemens Energy wollte die Informationen gegenüber Bloomberg nicht kommentieren, Siemens Gamesa war zunächst nicht für einen Kommentar zu erreichen.
Siemens Energy besitzt bereits gut zwei Drittel der Gamesa-Anteile, das Unternehmen mit Hauptsitz in Spanien wird bisher an der Börse mit etwa 9,6 Milliarden Euro bewertet. Seit Monaten kursieren Gerüchte über eine Übernahme. Für die Aktionäre dürfte bei dem Vorhaben laut dem Bericht eine kleine Prämie anfallen, das durchschnittliche Kursziel von Analysten lag zuletzt bei etwas über 18 Euro. Seit Jahresbeginn hat die Aktie bis dato ein Drittel an Wert eingebüßt. Ob sich Siemens Energy tatsächlich für eine Übernahme entscheidet, sei allerdings noch offen, hieß es weiter.
Situation bei Siemens Gamesa verschäft sich
Siemens Energy hatte seine Prognose infolge der anhaltend schwachen Entwicklung bei Gamesa vergangene Woche nach unten geschraubt. Umsatz und operatives Ergebnis dürften nun am unteren Ende der bisher angegebenen Prognosespannen ausfallen, hieß es. Unter dem Strich erwartete das Management um Konzernchef Christian Bruch anhaltend hohe Verluste. "Die Situation bei Gamesa hat sich seit der letzten Gewinnwarnung weiter verschärft", sagte Bruch. Zum vierten Mal in Folge hatte Gamesa das Quartalsergebnis der Mutter verdorben.
Turbinenhersteller müssen sich derzeit auf steigende Kosten für Energie, Stahl und Kupfer gefasst machen. Die anhaltenden Lieferengpässe zermürben die Profitabilität. Im spezifischen Fall von Siemens Gamesa sollen Preiserhöhungen und eine selektive Auswahl von Aufträgen helfen. Zudem sollen die Probleme mit der neuen Landturbine 5.X angegangen werden, die offenbar noch tiefergehend sind als zunächst vermutet, wie der erst seit Anfang März amtierende Konzernchef Jochen Eickholt zuletzt sagte. (dpa/rs)