Fußball bleibt unverzichtbar

Sky stellt neue Strategie vor

09.09.2016
Bei Sky denken viele als erstes an Fußball. Doch das Unternehmen spricht inzwischen auch andere Zielgruppen an und sucht noch weitere neue. Die Generation Chill gehört dazu.

Sky setzt auf mehr exklusive Inhalte, größere Vielfalt und noch besseren Kundenservice, sagte Sky-Vorstandschef Carsten Schmidt der Deutschen Presse-Agentur. Thematisch werde sich das Unternehmen, das vor allem mit Abonnentenfernsehen Geld verdient, erheblich breiter aufstellen. Erste Schritte in diese Richtung sind etwa die neuen Sender Sky Arts HD und Sky Cinema Family HD. "Fußball bleibt für Sky aber unverzichtbar", sagt Schmidt.

In Deutschland gebe es keine andere Sportart, die sich mit Fußball vergleichen lasse. Auch bei Boxen oder Tennis gebe es im Jahr nur eine Handvoll Gelegenheiten, bei denen ein großes Publikum live im Fernsehen zuschauen wolle. "Fußball hat einen positiven Suchtfaktor und erfindet sich quasi täglich neu", sagte Schmidt - bleibendes Interesse garantiert. Das Ziel sei aber, dass Sky nicht mehr darauf reduziert werde.

Das Unternehmen wolle deshalb neue Zielgruppen ansprechen, beispielsweise Frauen, und mit seinem Angebot "insgesamt femininer" werden. Auch beim jüngeren Fernsehpublikum sei noch mehr zu holen: "Wir nehmen die Generation Chill in den Fokus", sagte Schmidt. Derzeit seien die Abonnenten gut 40 Jahre alt, bei den jüngeren gebe es noch Potenzial. Um neue Zielgruppen geht es auch bei Sky Ticket. "Allen, die Sky besonders unabhängig, flexibel und spontan ohne lange Bindung auf ihren Bildschirm holen wollen, bieten wir mit Sky Ticket das perfekte Produkt", so Schmidt.

Neue Zielgruppen will das Unternehmen nicht zuletzt mit TV-EigenproduktionenTV-Eigenproduktionen erreichen und setzt dabei auf Tempo. Die beiden ersten Serien sind bekannt: Beim Dreh von "Babylon Berlin" ist bereits Halbzeit, "Das Boot" hat bereits abgelegt. Für das Projekt, den Kinoerfolg auf der Romanvorlage von Lothar-Günter Buchheim fortzuschreiben, gebe es aber noch keine Besetzungsliste, sagte Schmidt. Das Filmende, bei dem das U-Boot im Hafen von La Rochelle bei einem Bombenangriff untergeht und der Kommandant ihm schwerverletzt beim Sinken zusieht, sei aber eine Steilvorlage, die Geschichte weiterzuerzählen. Top-Firmen der Branche Medien

Auch die nächsten Serienprojekte hat Sky schon ins Visier genommen. Welche Produktion zuerst gedreht wird, soll noch in diesem Jahr bekanntgegeben werden. "Es bleibt bei dem Plan, in vier Jahren acht Serien zu drehen", sagte Schmidt. Vorschläge zu neuen Projekten erhält Sky inzwischen regelmäßig. "Es melden sich jeden Tag Produzenten bei uns."

Auch wirtschaftlich hat sich Sky einiges vorgenommen. "Noch vor fünf oder sogar vor zwei Jahren hätte keiner gedacht, dass wir bald profitabel sein werden", sagte Schmidt. Sein Ziel sei, die Zeiten des "chronisch defizitären Senders" endgültig in Vergessenheit geraten zu lassen. Sky DeutschlandSky Deutschland will in doppelter Hinsicht wachsen, sowohl bei der Zahl der Abonnenten als auch beim Umsatz pro Kunde. Top-500-Firmenprofil für Sky Deutschland

Bei der Abonnentenzahl, die derzeit bei rund 4,7 Millionen liege, sieht Schmidt noch viel Luft nach oben. Auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern liege Deutschland beim Bezahlfernsehen spürbar zurück. Der Markt sei längst noch nicht ausgeschöpft, im Gegenteil, bei rund 40 Millionen Haushalten gehe er von einem weiteren deutlichen Wachstum aus.

Im vergangenen Geschäftsjahr hat Sky bundesweit um annähernd 350000 Abonnenten zugelegt. Diese Größenordnung bleibe auch für die nähere Zukunft realistisch. Die 5-Millionen-Marke wäre damit schon im kommenden Jahr erreicht.

Andererseits rechnet Schmidt damit, dass auch der Umsatz pro Kunde von derzeit 35 Euro weiter wächst. Dass Sky Wachstum braucht, ergibt sich schon aus den steigenden Ausgaben: Allein für die Bundesliga-Rechte zahlt das Unternehmen künftig im Durchschnitt 876 Millionen Euro pro Saison, fast doppelt so viel wie bisher.

Dass die Bundesliga irgendwann unbezahlbar werde, weil die Kosten nicht mehr reinkommen, hält Schmidt aber für unwahrscheinlich. "Solche Warnungen haben wir vor vier Jahren auch schon gehört, als wir noch durchschnittlich 486 Millionen im Jahr bezahlen mussten", so der Sky-Vorstandschef. "Unser Geschäftsmodell ist auf Wachstum ausgerichtet und wohl durchdacht", so Schmidt. Sorgen in dieser Hinsicht mache er sich deshalb auch für die Zukunft nicht. (dpa/rs)

Zur Startseite