Vernetzter Weinberg

"Smarter" Wein mit Sensoren und Cloud-Diensten

24.09.2015
Das Internet der Dinge treibt derzeit auch Industrie-Zweige und Branchen um, die bislang nicht viel mit Internet-Technologie zu tun hatten. Selbst Winzer sollen von der Vernetzung der Dinge profitieren. Der erste "smarte" Wein soll 2016 kommen.

Das Internet der Dinge macht auch vor Weinbergen nicht mehr Halt. Winzer können künftig mit Hilfe von neuer Technologie, Sensoren und der Cloud das Wohl ihrer Reben überwachen. Der Chipkonzern Intel hat dafür zusammen mit dem Nürnberger Technologieunternehmen MyOmega die Lösung "TracoVino" vorgestellt. Damit werden auf dem Weinberg die exakten Klimadaten erfasst, damit die Winzer stets überblicken können und welche Temperatur auf dem Gebiet herrscht. Die Winzer können auch sehen, wie es um die Luft- und Bodenfeuchtigkeit bestellt ist und wie stark die Sonne scheint. Den ersten "smarten" Wein werde es 2016 geben, verspricht Intel.

Derzeit befindet sich das System noch im Feldtest bei Winzern, die im "Handelsblatt" unter den besten 66 Jungwinzern in Deutschland gelistet sind. Aktuell erproben vier Weingüter, allesamt an der Mosel gelegen, wie ein vernetzter Weinberg die Arbeit der Winzer erleichtern kann.

Das Basisgerät mit dem Namen "MyNeXt Generation" (oder kurz "MYNXG") verbindet Sensornetze, Smartphones, Netzelemente des Mobilfunks und die Cloud. Optional misst das Gerät auch Blattfeuchte sowie den pH-Wert und andere Nährstoffe im Boden. Durch Solarzellen wird es mit Energie versorgt.

Das Winzerhandwerk setzt schon seit vielen Jahren auch auf moderne Technik. Doch exakte Daten über das jeweilige Mikroklima im Weinberg lassen sich nach Angaben des Chipherstellers bislang nicht erfassen. Dabei wirkten sich Schwankungen der Witterung unmittelbar auf Menge und Qualität des Weines aus. Bislang hätten sich Winzer auf ihre Kenntnis der Anbaufläche und ihre eigenen Klima-Erfahrungen verlassen müssen.

Viel genauere Daten soll nun die Plattform über eine App auf dem Smartphone anzeigen. Damit soll der Winzer seine Maßnahmen genau auf die Bedürfnisse der Rebstöcke in den jeweiligen Lagen anpassen können. Im November und Dezember werden erste Ergebnisse erwartet, sagte ein Intel-Sprecher. Die ersten Reaktionen der Winzer seien bereits sehr positiv gewesen.

Hilfreich findet TracoVino auch Kilian Franzen vom Weingut Franzen. "Wir sind begeistert von den Möglichkeiten und sind sehr gespannt auf erste Erfolge", erklärte er. "Durch die klimatischen Veränderungen kann man sich im Weinbau einfach nicht mehr auf den Schnitt der letzten Jahre verlassen." TracoVino könne es ermöglichen, "zeitlich besser zu planen und Arbeitsschritte sinnvoller zu gestalten".

Theo Haart vom Weingut Haart erhofft sich von "TracoVino" schnelle und eindeutige Informationen für die Bewässerung. Die Infos über die verschiedenen Sonden würden helfen, "einen Abgleich der Daten mit den Erfahrungen aus den Erkenntnissen des natürlichen Bewuchses zu erstellen" sagt Haart.

Das MXNXG-System ist nach Angaben von MyOmega zugeschnitten für den industriellen Einsatz aller Art wie Automation, Logistik, im Automobilbereich und in der Gebäudesicherung. Mehrere hundert Sensoren seien dabei im Dauereinsatz, ohne dass Daten verloren gehen könnten. Die Winzer-Hilfe TracoVino war als früher Prototyp bereits auf dem Mobile World Congress in Barcelona in diesem Februar gezeigt worden. MyOmega stellte das Projekt zudem im Mai auf einer Konferenz des deutschen Software-Hauses SAP in Orlando vor. (dpa/tc)

Zur Startseite