Ausblick
Sommerwetter sorgt bei Beiersdorf für gute Laune
Lage des Unternehmens
Beiersdorf steht für hanseatische Zurückhaltung. Doch in den vergangenen Monaten haben sich die Meldungen bei dem sonst recht verschwiegenen Konzern überschlagen: Vorstandschef Stefan Heidenreich will seinen noch bis Ende 2019 laufenden Vertrag nicht verlängern. Sollte zügig ein Nachfolger gefunden werden, wird er schon früher das Unternehmen verlassen. Zuvor hatte sich bereits Finanzvorstand Jesper Andersen von den Hamburgern verabschiedet.
Dass gleich zwei führende Köpfe den Dax-Konzern verlassen, hatte zu Spekulationen geführt, es gebe Unstimmigkeiten mit dem aus der Tchibo-Dynastie stammenden Großaktionär Michael Herz über den künftigen Kurs des Unternehmens. Die Vermögensverwaltung der Tchibo-Erben, Maxingvest Group, hält die Mehrheit der Beiersdorf-Aktien. Der Konzern bestreitet jeden Dissens.
Mit Wirkung zum 1. Juli wurde Vorstandsmitglied Stefan De Loecker zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt. Als solcher soll er nun federführend die weitere Strategie des Konzerns ausarbeiten. De Loecker wird daher von Analysten als wahrscheinlicher Nachfolger von Heidenreich gehandelt.
Das erwarten die Analysten
Die Berenberg Bank wäre eigenen Angaben zufolge überrascht, wenn es unter einem neuen Chef zu einem grundlegenden Kurswechsel kommen sollte. Dagegen spreche die Macht des Großaktionärs, den auch Heidenreich offenbar nicht habe überzeugen können, die großen Geldreserven anzuzapfen. Dass Beiersdorf trotz Milliarden auf der hohen Kante bei allen größeren Übernahmen in der Branche außen vor blieb, war einer der Punkte, die Experten stets moniert hatten. Auch dass der Konzern zwar beim Umsatz gut vorankommt, aber bei der Profitabilität der Konkurrenz hinterherhinke, wurde kritisiert.
Das erste Halbjahr dürfte für Beiersdorf indes erfreulich verlaufen sein, sind sich die Analysten einig. Das liegt zum einen am heißen Sommerwetter, was den Absatz von Sonnenschutzmitteln und Deodorants ankurbelt. Zum anderen dürfte die Kernmarke Nivea zuletzt wieder aufgetrumpft haben, nachdem im ersten Quartal noch die Umstellung auf eine neue Deo-Verpackung den Umsatz gebremst hatte. Auch die Klebstofftochter Tesa sollte weiter gut in Fahrt sein, dank einer starken Nachfrage aus der Elektro- und Autoindustrie.
Insgesamt erwarten die von Bloomberg befragten Experten einen Umsatz von 3,6 Milliarden Euro. Angesichts des starken Euro entspräche dies einem Plus von gut einem Prozent. Organisch - also ohne den Einfluss von Zu- und Verkäufen und vor allem ohne die bremsende Wirkung des schwachen Euro - sollte Beiersdorf hingegen um 7 Prozent zugelegt haben, schätzt Warburg Research. Im Vorjahr war es allerdings infolge eines Hacker-Angriffs zu Umsatzverschiebungen gekommen.
Beim operativen Ergebnis (Ebit) gehen die Schätzungen von 577 Millionen Euro aus, nach 561 Millionen Euro im Vorjahr. Unter dem Strich sollte der Gewinn von 388 auf 393 Millionen Euro zulegen.
Damit rechnet das Unternehmen
Das organische Plus im ersten Halbjahr wäre deutlich höher, als es die Gesamtjahresprognose des Konzerns vorsieht. Für die Baader Bank steht daher die Frage im Raum, ob der Konzern seinen Ausblick anheben wird. Die Berenberg Bank stellt sich auf eine erneute Bestätigung ein. Höhere Rohstoffkosten, eine stärkere Belastung durch Währungseffekte und ein wettbewerbsintensives Umfeld, welches Preiserhöhungen schwer macht, könnten das Konsumentengeschäft bremsen. Die Tochter Tesa müsse zudem noch mehrere kleinere Zukäufe verdauen, was die Margen künftig verwässern dürfte, so die Argumentation.
Beiersdorf selbst erwartet im Konzern ein organisches Plus von etwa 4 Prozent. Die Hautpflege sollte um 4 bis 5 Prozent zulegen und Tesa um 3 bis 4 Prozent. Die operative Marge im Konzern soll stagnieren.
So lief die Aktie
Ihren bisherigen Höchststand hatte die Aktie Anfang Dezember 2017 bei 102 Euro erreicht. Von dort ging es bergab bis auf 85,12 Euro am Tag der Bilanzvorlage am 1. März. Ein zögerlicher Ausblick und eine hinter den Erwartungen zurückgebliebene Profitabilität enttäuschten damals die Anleger. Danach ging es aber wieder bergauf, bis die Ankündigung von Heidenreichs Weggang am 21. Juni die Aufholjagd vorübergehend stoppte. Zuletzt notierte der Anteilsschein bei rund 99,50 Euro. (dpa/mz)