SOA Performance
Unfertige Messmethoden
„Eine SOA ohne SLAs ist tot“
Klare Defizite stellt Wolfgang Martin bei der SOA Governance fest, die die Grundlage für jede Messung bildet. Im „SOA Check 2008“, einer Studie, die er als Research Advisor der Steinbeis Hochschule Berlin gemeinsam mit der Technischen Universität Darmstadt durchgeführt hat, erklärt nur jeder fünfte Befragte, es gebe eine SOA Governance im Unternehmen. Immerhin: 55 Prozent bereiten eine solche vor. Aber 24 Prozent sehen dazu keinen Grund. Für Wolfgang Martin ist SOA Governance immer Teil der Corporate Governance. „Hier müssen Verantwortlichkeiten und Rollen festgelegt werden. Das ist null verstanden worden.“
Dass 51 Prozent der Befragten noch nicht einmal Service Level Agreements (SLAs) verwenden, geht dem SOA-Experten nicht in den Kopf. Sein Kommentar: „Eine SOA ohne SLAs ist tot.“ Nach Ansicht von Aberdeen
sollten SLAs zumindest die Skalierbarkeit von Produktionsvolumina, Verlässlichkeit und Verfügbarkeit beinhalten.
Doch bei allem Lob für die Technik sieht Wolfgang Martin auch dort Verbesserungsbedarf. „Was nicht verstanden wurde, ist die Granularität der Services“, erklärt er. Mögliche Lösung: die Services hierarchisieren. Ein solches Modell kann zur Messung der SOA-Performance herangezogen werden und beinhaltet fünf Stufen. Basis sind die Infrastruktur-Services. Darauf bauen die technischen Services auf. Darüber liegen die fachlichen Services. Stufe vier sind die Prozesse und Stufe fünf die Produkte und Strategien eines Unternehmens. Fazit: „Ein Unternehmen braucht Service Packaging, um die Granularität der Services zu managen“, sagt Martin. Während das in den Labs der großen Player bereits angekommen sei, hätten es deren Kunden allerdings noch nicht begriffen. Branchenkenner fügen an: die meisten Analysten übrigens auch nicht.
Gefragt sind ganzheitliche Ansätze
Klingt hoffnungslos. Die Analysten von Aberdeen wissen Rat: Sie empfehlen einen ganzheitlichen Ansatz, der technische Aspekte ebenso umfasst wie organisatorische. Deshalb sollten für SOA-Projekte gemischt
besetzte Teams aufgestellt werden. Jede Abteilung müsse ihre Anforderungen klar definieren und ihre Messkriterien festlegen. Dazu können die Rate der Wiederverwertbarkeit der Services zählen, die Kosten für Entwicklung und Wartung oder die Nutzerzufriedenheit. Wichtig: Diese Gremien brauchen die Rückendeckung der Führungsriege.
Das hält auch Wolfgang Martin für eine gute Idee. „Wir brauchen eine ganz neue Arbeitsteilung zwischen IT und Business“, sagt er. Solche Kompetenzzentren seien aber nicht nur für SOA, sondern auch für Business Intelligence oder Stammdaten-Management sinnvoll. Schließlich müssten sich Unternehmen neu aufstellen. Ohne Prozessorientierung auf allen Ebenen kann vor dem Hintergrund verschärften Wettbewerbs und immer mehr Compliance kein Unternehmen mehr bestehen. Und die Analysten von Aberdeen schreiben CIOs in Sachen SOA einen wohlbekannten Grundsatz auf die Agenda: „If you can’t measure it, you can’t manage it.“ Damit hapert’s allerdings derzeit noch gewaltig.