30 Prozent mehr Gewinn
US-Steuerreform hübscht Telekom-Bilanz auf
Allein 1,7 Milliarden davon stammten aus der Neubewertung von Steuerpositionen bei T-Mobile US infolge der von US-Präsident Donald Trump angestoßenen Senkung von Unternehmenssteuersätzen.
Ohne die bilanzielle Schützenhilfe aus Washington hätte trotz der immer runder laufenden Geschäfte der Bonner also ein Gewinnrückgang in den Büchern gestanden. Im dritten Quartal hatte die Telekom auf ihr Sorgenkind T-Systems eine milliardenschwere Abschreibung wegen fehlender Aufträge verbuchen müssen, im vierten Quartal kam fast eine Milliarde Wertminderung im Europageschäft dazu.
Außerdem schlug den Bonnern die Beteiligung an der britischen BT Group auch 2017 wieder auf den Magen. Die Aktie der Briten hatte infolge eines Bilanzskandals deutlich an Wert verloren - was die Bonner wiederholt dazu zwang, den BT-Wert in der Bilanz herunterzuschreiben. Mit Erträgen aus dem Verkauf von kleineren Unternehmensteilen und durch eine Neubewertung von Mobilfunklizenzen in den USA konnte die Telekom das alles alleine nicht wettmachen.
Dabei läuft es an immer mehr Stellen im Konzern rund - bis auf die Großkundentochter T-Systems. "Die Deutsche Telekom wächst auf ihren Märkten weltweit", sagte Vorstandschef Tim Höttges, der am Vorabend eine vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2024 erhalten hatte. Großer Treiber bleibt die schon seit einiger Zeit profitabel und rasant wachsende Tochter T-Mobile US.
In diesem Jahr soll nun auch die Europasparte zum geplanten Anstieg des operativen Konzernergebnisses beitragen, nachdem das in Deutschland dank des spürbar besseren Laufs im Mobilfunk und bei Breitbandanschlüssen schon im Vorjahr gelungen war. Insgesamt haben sich Höttges und Finanzchef Thomas Dannenfeldt ein Plus von 4 Prozent auf 23,2 Milliarden Euro beim um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen vorgenommen. Dannenfeldt scheidet Ende des Jahres aus und macht Platz für den bisherigen Personalvorstand Christian Illek.
In Deutschland habe die Telekom gut abgeschnitten, schrieb JPMorgan-Analyst Akhil Dattani. Der Ausblick allerdings sei durchwachsen. Die T-Aktie lag zum Handelsstart mit 2,5 Prozent im Minus.
Die Aktionäre sollen eine um 5 Cent gestiegene Dividende von 0,65 Euro je Aktie erhalten. Diese soll nur noch in bar ausgezahlt werden, nicht mehr wie in Vorjahren wahlweise per Aktien.
Den Umsatz steigerte die Telekom um 2,5 Prozent auf 74,9 Milliarden Euro, ohne die Belastungen aus dem starken Euro wären es 3,6 Prozent Plus gewesen, hieß es. Ohnehin bremste im vierten Quartal der wiedererstarkte Euro deutlich, das operative Ergebnis fiel in diesem Zeitraum mit einem Rückgang deutlich schwächer aus als von Analysten zuvor geschätzt. Auf Jahressicht stieg das operative Ergebnis jedoch um 3,8 Prozent auf 22,2 Milliarden Euro. Ohne Zu- und Verkäufe sowie Wechselkurseinflüsse hätte die Telekom hier einen Anstieg von fast 5 Prozent auf die Beine gestellt und damit die gesteckten Finanzziele erreicht, hieß es weiter.
Der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) vor Ausgaben für Mobilfunklizenzen und Ausschüttungen war um 11 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro geklettert. Dieses Jahr peilt das Management 12 Prozent mehr und damit rund 6,2 Milliarden Euro an.
Zudem will die Telekom ihre Investitionsausgaben noch einmal von 12,1 Milliarden Euro auf 12,5 Milliarden hochschrauben, wie ein Sprecher sagte. Grund ist der stärkere Ausbau von LTE-Mobilfunkstationen bei der Tochter Deutsche Funkturm, die die Funkmasten für die Telekom und teils auch für andere Netzbetreiber verwaltet. Vergangenes Jahr waren die Investitionen in die Netze konzernweit um gut 10 Prozent geklettert. Inklusive Ausgaben für Mobilfunklizenzen in den USA hat die Telekom rund 19,5 Milliarden Euro locker gemacht.
In Deutschland steigerte die Telekom nach eigenen Angaben den Marktanteil bei neuen Breitbandanschlüssen für schnelles Internet und Fernsehen im vierten Quartal auf ein Drittel. Die eigenen glasfaserbasierten Anschlüsse wuchsen um rund 7 Prozent im vierten Quartal auf 5,8 Millionen. Im Mobilfunk steigerte das Unternehmen die Erlöse mit dem Mobilfunkservice - also mit Sprache und Daten - um 1,7 Prozent. Wäre das Roaming nicht abgeschafft worden und hätte die Bundesnetzagentur nicht die Durchleitungsentgelte an andere Netzbetreiber gekappt, wäre das Plus 3,6 Prozent hoch ausgefallen. Vodafone hatte im abgelaufenen Quartal 3,2 Prozent erreicht, Telefonica Deutschland 0,8 Prozent.
Sorgenkind bleibt die IT-Tochter T-Systems. Der neue T-Systems-Chef Adel Al-Saleh hat eine schwere Aufgabe vor sich, der Auftragseingang brach im vergangenen Jahr um fast ein Viertel ein, Umsatz und bereinigtes operatives Ergebnis gingen zurück. Der Betriebsrat trommelt schon gegen Überlegungen, die Sparte 2019 neu zuzuschneiden und Teile auszugründen. Der Konzernbereich hat 37 000 Mitarbeiter, davon knapp die Hälfte in Deutschland. (dpa/ad)