US-Investor NRDC zu Galeria Karstadt Kaufhof

Die "Warenhauskette hat eine Daseinsberechtigung"

15.04.2024
Gemeinsam mit dem deutschen Unternehmer Bernd Beetz will US-Investor NRDC Galeria Karstadt Kaufhof retten. Nun äußern sich dessen Vertreter erstmals zu der Übernahme.
Geht es nach den Plänen der Investoren NRDC und BB Kapital sowie des Insolvenzverwalters Stefan Denkhaus, wird die totgesagte Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof doch noch einmal überleben und es bleiben 70 der aktuell 92 Standorte erhalten.
Geht es nach den Plänen der Investoren NRDC und BB Kapital sowie des Insolvenzverwalters Stefan Denkhaus, wird die totgesagte Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof doch noch einmal überleben und es bleiben 70 der aktuell 92 Standorte erhalten.
Foto: Galeria Kaufhof

Der neue Miteigentümer der angeschlagenen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK), die US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners, hat sich erstmals öffentlich geäußert. "Wir übernehmen Galeria, weil wir glauben, dass eine traditionelle Warenhauskette eine Daseinsberechtigung auf dem deutschen Markt hat", teilte Jack Baker, Gründungspartner von NRDC, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mit. Man sei überzeugt, einen guten Plan zu haben, "um den Erfolg des Unternehmens langfristig zu sichern".

So war bekannt geworden, dass ein Konsortium aus NRDC und der Gesellschaft BB Kapital SA des deutschen Unternehmers Bernd Beetz Deutschlands letzten großen Warenhauskonzern übernehmen will. Beetz war am Mittwoch in Essen gemeinsam mit Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus und Galeria-Chef Olivier Van den Bossche aufgetreten. Vertreter von NRDC waren zwar vor Ort, äußerten sich aber nicht. Baker und Evans begründeten das folgendermaßen: "Wir freuen uns sehr, Teil dieser Übernahme zu sein, aber wir sind nicht das Hauptereignis. Unsere Aufgabe ist es, Bernd und das Managementteam bei der Umsetzung des strategischen Konzepts zu unterstützen."

Unterstützung für das GKK-Management

Das operative Geschäft will Beetz künftig gemeinsam mit Van den Bossche führen. Der Belgier soll Geschäftsführer bleiben, Beetz will ihm "als Chairman" beratend zur Seite stehen. "Wir unterstützen das bestehende Management und seinen strategischen Plan voll und ganz", erklärte Lucas Evans, geschäftsführender Partner bei NRDC, zur zukünftigen Aufgabenteilung.

"Unsere Aufgabe ist es, Herrn Beetz und das Führungsteam bei der Umsetzung der Strategie zu unterstützen, von der wir überzeugt sind, dass sie positive Ergebnisse für das Unternehmen bringen wird." Fragen zum Kaufpreis, der Verteilung der Anteile zwischen den Gesellschaftern und der Höhe der geplanten Investitionen ließ NRDC unbeantwortet. Auch Beetz hatte sich dazu nicht geäußert.

Auf der US-Seite des neuen Eigentümer-Konsortiums nehmen Jack Baker und Lucas Evans nach Angaben eines Sprechers die führenden Rollen ein. Jack ist Sohn von Richard Baker, der ebenfalls Gründungspartner von NRDC ist und von 2015 bis 2019 über die kanadische Handelskette Hudson's Bay bereits für einige Jahre Miteigentümer von Galeria Kaufhof war. Nach der Fusion mit Karstadt verkaufte er seinen Anteil an die Signa-Gruppe.

Übergabe im Juli geplant

Die neuen Eigentümer wollen voraussichtlich mehr als 70 der aktuell 92 Galeria-Filialen übernehmen. Das ist Teil der unterzeichneten Investorenvereinbarung. Wie viele Standorte tatsächlich bleiben und wie viele schließen müssen, hängt vom weiteren Verlauf der Mietverhandlungen ab und soll Ende April feststehen.

Ende Mai soll die Gläubigerversammlung über den Insolvenzplan von Insolvenzverwalter Denkhaus abstimmen. Nimmt die Gläubigerversammlung ihn an, muss er vom Insolvenzgericht erneut bestätigt werden. Bis Ende Juli will Denkhaus das Unternehmen an die neuen Eigner übergeben.

Totgesagte leben länger

Dass die innerhalb von dreieinhalb Jahen das dritte Mal insolvente Kaufhauskette durchaus Überlebenschancen hat, sagt Anfang Januar bereits Insolvenzexperte Manfred Hunkemöller der Deutschen Presse-Agentur. "Die neue Geschäftsführung hat zuletzt viel richtig gemacht, das Unternehmen zu sanieren. Sie hat das Pech, dass der Gesellschafter seinen Verpflichtungen nicht nachkommt", erklärte Hunkemöller damals. "Ich bin sicher, dass Galeria, richtig geführt, wieder erfolgreich sein kann. Dann hat das Format Kaufhaus eine Chance", prognostizierte Hunkemöller damals.

Pessimistischer waren nach Bekanntwerden der GKK-Insolvenz im Januar dagegen Johannes Berentzen von der Handelsberatung BBE und Jörg Funder von der Hochschule Worms. "Mit der dritten Insolvenz wird ein Stück deutscher Handelsgeschichte zu Ende gehen, sie wird sehr wahrscheinlich zum Ende von Galeria Karstadt Kaufhof führen", orakelte Berentzen. "Das Prinzip, möglichst viel Auswahl zu guten Preisen ohne erkennbare Zielgruppe anzubieten, bieten Online-Marktplätze wie Amazon deutlich günstiger und für die Kunden einfacher an." Er erwartete nicht, dass mehr als 20 Galeria-Standorte als Kaufhaus erhalten bleiben. Laut Insolvenzverwalter wollen NRDC und BB Kapital SA aktuell 72 von 92 Filialen fortführen.

Auch Jörg Funder von der Hochschule Worms war pessimistisch: "Ich rechne damit, dass es in einer Zerschlagung endet und einzelne Standorte in einem vollständig veränderten Betriebsmodell von einem Dritten weitergeführt werden. Man muss irgendwann anerkennen, dass das Geschäftsmodell nicht mehr trägt", erklärte er Anfang Januar. Aus Sicht des Handelsexperten hätte vor allem ein Konzessionsmodell Chancen: ein Warenhaus mit vielen Mietern auf einer Fläche. Die Waren blieben dabei so lange im Eigentum der Lieferanten, bis sie kassiert wird. (dpa/rs/pma)

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