Data Analytics, HR und Marketing
Warum SAP in Gaming und eSports investiert
Wenn die TSG 1899 Hoffenheim in der Fußballbundesliga aufläuft, dann prangt das SAP-Logo auf dem Trikot der Kicker. Der Eishockey-Top-Club Adler Mannheim und die Handballer der Rhein-Neckar-Löwen können sich auf die Unterstützung des Software-Riesen aus Walldorf verlassen. Auch die Spielstätte der Eishockey-Cracks und der Spitzenhandballer in Mannheim trägt stolz den Namen "SAP Arena". Doch SAPSAP ist nicht nur bei publikumswirksamen klassischen Sportarten aktiv. Das stark wachsende eSports-Segment hat das Interesse der Walldorfer geweckt. Alles zu SAP auf CIO.de
So sieht Milan Cerny, Global Technology & Innovation Lead bei SAP, sein Unternehmen neben den Sponsoringaktivitäten auch als eine der größten Sporttechnologiefirmen der Welt: "Wir sind offizieller Partner der NBA, NHL, sehr aktiv auch in Tennis, Golf und Fußball. Wir arbeiten mit Manchester City und dem FC Bayern", zählt er auf. So kommt beispielsweise das komplette Einlass-System der Münchner Allianz Arena und das Bestell-Management für 70.000 Besucher pro Spieltag von SAP.
"Wir liefern aber nicht nur Business Intelligence, wo es ganz klassisch um Prozess-Optimierung geht, sondern auch Software fürs Scouting, fürs Training, um zu berechnen, in welchem Winkel eine Flanke optimaler Weise im Fußball geschlagen werden, wie hart der Return im Tennis ausfallen sollte und in welchem Teilbereich des Felds sich der Gegner historisch aufhält", erläutert Cerny.
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Dieses Wissen aus der Sporttechnologie traf bei SAP auf eSport-Aktivitäten, die sich aus dem HR-Bereich entwickelt haben: "Wir wollen die besten Programmierer und Systemarchitekten rekrutieren und gerade die Zielgruppe der Millenials erreicht man effizienter über Social Media und das Gaming, als über klassische Kanäle wie das Fernsehen", weiß Cerny. Natürlich gehe es auch darum eine neue Zielgruppe für SAP-Produkte zu begeistern, die im täglichen Umfeld mit solchen Enterprise-Lösungen eher weniger zu tun haben.
Dota-2-Analysen mit SAP HANA
Doch für SAP sind positive Marketing- und HR-Aspekte nicht die einzigen Gründe für ein breit angelegtes eSports-Engagement. Man hat insbesondere neue Geschäftsfelder im Auge, die durch Data AnalyticsAnalytics und Prozessoptimierung skaliert werden können. So ist der Konzern unter anderem in der Dota 2-Szene aktiv. Alles zu Analytics auf CIO.de
Anders als beim analogen Sport können Datenströme direkt angezapft werden und müssen nicht durch aufwändige Lasertechnologie erfasst werden. "Wir müssen also anders als im Fußball nicht analoge Daten wie Ballkontakte pro Spiel in virtuelle umwandeln. Es sind allerdings extrem viele Daten, gerade im Beispiel vom Strategiespiel Dota 2", erklärt der SAP-Spezialist.
Um Mehrwerte für eSports-Teams zu schaffen, muss vor allem auf Prozessebene ein großer Datenpool blitzschnell ausgewertet werden. "Das war für uns eine spannende Reise, weil der eSports in der Tat noch nicht die Tiefe von Data Analytics hatte, die man aus anderen Sportarten kennt", erzählt Cerny. SAP arbeitet hier eng mit Team Liquid zusammen, das zu den besten Teams der Welt in der Disziplin Dota 2 zählt.
Zwar hat Liquid ein eigenes Analyse-Team, doch dieses musste vor der Partnerschaft mit SAP Replays, also Wiederholungen von Spielen konkurrierender Teams, mit enormem Arbeits- und Zeitaufwand händisch durchgehen und analysieren. Jedes Replay enthält 1,5 Millionen Events. Jeder Klick eines der Spieler ist ein Event. Möchte man einen Turniertag auswerten, sind das schnell 10 bis 15 Millionen Events. "Wir haben also ein Überangebot an Daten und müssen die Trüffel finden", beschreibt Cerny die Herausforderung.
Dazu hat SAP eine SAP-HANA-Team aufgebaut, das eine Software programmiert hat, die solche Aufgaben in Echtzeit auf den eigenen Servern berechnen kann. Bei Dota 2 geht es enorm um Timing im Millisekundenbereich. Die Spieler müssen zum exakt richtigen Zeitpunkt angreifen, um beispielsweise einen Gegner in der Rückwärtsbewegung noch zu erwischen.
Die nötige Distanz und Zeitpunkt kann eine Software sehr viel schneller errechnen, als ein Mensch, indem sie die Daten von tausenden von Matches der Historie miteinander abgleicht. Dabei ist der eSports gar nicht so weit weg vom traditionellen Sport entfernt: "Im Fußball will man wissen, wie viele Schritte individuelle Spieler von ihrer Position etwa brauchen, um in Schussreichweite zu kommen. In Dota 2 geht es darum zu antizipieren, wie viele Mausklicks nötig sind, um etwa einen Gegenangriff über die Flanke abzuwehren", erklärt Cerny. So können Teams Stärken und Schwächen der eigenen Matches schnell auswerten.
Datenanlysen für die ESL
Als offizieller Partner der ESL, dem weltgrößten eSports-Ligen-Betreiber, liefert SAP ebenfalls Datenanalysen wie man sie auch vom Fußball her kennt. "Das ist natürlich auch etwas, was eSports und traditionellen Sport eint: Die meisten konsumieren nicht nur Dota 2, sie spielen es selbst aktiv und wollen aus den Turnieren lernen", berichtet der SAP-Manager.
Eine weitere Parallele zum klassischen Sport sind Großveranstaltungen mit Tausenden von Fans und Millionen von Preisgeldern: "eSports füllt mittlerweile die Lanxess-Arena in Köln, da reden wir von 30.000 Zuschauern. Es wird nicht mehr lange dauern, da werden die eSports-Matches in ausverkauften Fußball-Arenen ausgetragen", prognostiziert Cerny. Bei der global ausgetragenen ESL One wird nur auf lizensierten, speziell gesicherten Turnier-PCs gespielt, damit jeder dieselben Voraussetzungen vorfindet. Das sind gut 1.000 Rechner und Monitore, die permanent rund um die Welt geflogen werden müssen, genauso wie das ganze Broadcasting-Equipment, das aus kompletten Übertragungs-Trucks besteht.
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Für SAP steht zwar aktuell die Echtzeit-Datenanalyse der einzelnen Spiele für die Teams und Zuschauer im Fokus. "In den Themenfeldern KIKI, Big DataBig Data und Machine LearningMachine Learning gibt es ebenfalls großes Potential in einer Industrie, die laut der letzten Reports binnen der nächsten drei Jahre Umsatz und User Base verdoppeln, potentiell sogar verdreifachen wird", beschreibt Cerny die enormen Chancen für die IT-Branche. Alles zu Big Data auf CIO.de Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de Alles zu Machine Learning auf CIO.de