Expertenmeinung

Was plant Apple 2016 für iOS, watchOS, tvOS?

Mark Zimmermann leitet hauptberuflich das Center of Excellence (CoE mobile) zur mobilen Lösungsentwicklung bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Karlsruhe. Er weist mehrere Jahre Erfahrung in den Bereichen Mobile Sicherheit, Mobile Lösungserstellung, Digitalisierung und Wearables auf. Der Autor versteht es, seine Themen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln für unternehmensspezifische Herausforderungen darzustellen. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeiten ist er Autor zahlreicher Artikel in Fachmagazinen.
Das Jahr hat gerade begonnen, lassen Sie uns einen Blick in die Glaskugel werfen, welche neuen Möglichkeiten Apple mit iOS, watchOS und tvOS bringen (könnte).

Ich bin kein Eingeweihter und erhebe auch nicht den Anspruch, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Trotzdem glaube ich Indizien für einige Verbesserungen erkannt zu haben, die sich dieses Jahr in den neuen Releases von iOS, tvOS und watchOS manifestieren werden. Ich möchte Ihnen meine aus persönlichen Meinungen abgeleiteten Herleitung hierzu gerne näher bringen - ob AppleApple die Funktionen tatsächlich umsetzt, steht freilich auf einer anderen Karte. Alles zu Apple auf CIO.de

watchOS wird erwachsen

Ich sehe für watchOS eine rosige Zukunft. Obwohl die Apple Watch sicherlich in der heutigen Version noch hardwarebedingte Limitierungen hat (Performance, Akku, Sensorik) gehe ich davon aus, dass sich dies in diesem Jahr massiv ändern wird. Analog zu den Verbesserungen des iPad 2 wird die nächste Apple Watch meiner Meinung nach einen Quantensprung darstellen: Neue Sensorik (die evtl. sogar für die erste Watch bereits geplant, aber nicht eingebaut wurde), neue Technologien für mehr Akkuleistung und Performance (S2 Chip), die die Wartezeiten für Anwender weiter reduzieren.

Aber auch das Bedienkonzept wird sich ändern. Die Möglichkeit, "Zeichnungen" zu machen, um diese an Freunde mit einer Apple Watch zu senden, ist für mich ein derartiges Spielzeug, dass ich "hoffe", es bald abschalten zu können. Einen Hardwarebutton dafür bereit zu stellen ist in meinen Augen eine absolute Verschwendung von Zeit, Ressourcen und Material.

Bei watchOS steht und fällt alles mit Bedienkomfort, Performance und Funktionalität. Apple hat mit der ersten Watch (ich möchte die Analogie zum iPad 1 noch einmal bringen) so viel "gelernt", dass die nächste Generation (nicht nur in der Software) massiv verbessert wird. Das Potential der Glances, Komplikationen usw. wird aber auch als Widgets (endlich) in iOS Einzug halten.

iOS wird produktiver und "noch" moderner

Es ist keine Frage, Apple wird uns wieder neue tolle Funktionen in iOS präsentieren. Dabei werden Anwender wie Entwickler bedacht. Zig tausend neue API Calls werden wieder angepriesen. Diese kommen nicht von ungefähr, wenn man alleine den heutigen Umgang mit 3D-Touch-Gesten anschaut.

Aber auch Unternehmen werden bedacht, denn Apple hat die Produktivitätspotentiale von iOS nicht nur durch die Partnerschaft mit IBM erkannt. Dieses Potential bringt mich zu der in meinen Augen größten Herausforderung: das iPad Pro. Wenn es Apple mit diesem Gerät ernst meint, muss es bei der nächsten iOS-Version zwischen den iPhone und dem iPad trennen. Spätestens mit bzw. seit dem iPad Pro ist der Homescreen absolut veraltet. Viel zu luftig aufgestellt. Der Platz zwischen den Icons der installierten Apps zeigt jedem noch so unerfahrenen Anwender, dass das Bedienkonzept nie für große Bildschirme gedacht war. Widgets, wie sie aus dem watchOS-Umfeld zwischenzeitlich bekannt sind, werden hoffentlich Einzug halten. Die Raumaufteilung zwischen den Apps und die Icons selbst werden optimiert werden.

Auf dem 12,9-Zoll-Display des iPad Pro wirken einige iOS-Funktionen deplatziert.
Auf dem 12,9-Zoll-Display des iPad Pro wirken einige iOS-Funktionen deplatziert.
Foto: Apple

Auch die Nutzung von Funktionen wie das Kontrollzentrum, das in den Bildschirm gewischt wird, wirkt für kleine Geräte bereits in die Tage gekommen, auf einem iPad Pro ist das Feature völlig deplatziert. Das Multitasking hingegen macht auf einem iPad Pro tatsächlich Sinn. Die Möglichkeit eines sauberen Drag&Drops zwischen den offenen Apps ist genau so notwendig wie ein anständiger App Launcher. SlideOver Apps über eine (dynamische) App Icon Liste auszuwählen, ohne Bezug zu der Ablage auf dem Homescreen bzw. in der Reihenfolge ändernd, irritiert den Anwender maßlos.

3D Touch und Apple Pencil werden sicherlich zusammen finden. Stand heute ist es so, dass dem iPad Pro nicht alle Systemgesten der iPhone-6s-Modelle zur Verfügung stehen. Die Möglichkeit, sich z.B. einen Link per Vorschau anzuzeigen und ggf. tatsächlich zu öffnen (Peek & Pop), ist mit dem Stift nicht möglich. Auch der Zugriff auf das Multitasking (Druck am Außenrand des Bildschirms), der Aufruf des Kontextmenüs einer App im Springboard stehen dem Apple Pencil nicht zur Verfügung. Dies führt in iOS9 zu einem Medienbruch, der meiner Meinung nach im nächsten Release gelöst wird. Auch eine tiefere Integration von 3D Touch in die Systemfunktionen (z.B: 3D Touch auf Systemfunktionen) erwarte ich für den nächsten App Release.

Mit iOS9 wurde die Möglichkeit einer Tastaturintegration optimiert, fühlt sich aber immer noch nicht komplett durchdacht an. Eine Bedienung eines iOS-Gerätes per Tastatur bringt den Anwender stetig an Grenzen. Dies fängt bereits im Hauptbildschirm (Springboard) an, bei dem die Apps nicht mit den Cursor-Tasten erreichbar sind. Mit Blick auf die "Fokus"-UI in tvOS, bei dem Auswahlvorgänge über verschiedene Elemente, durch die Fernbedienung, hinweg gelingen (wie z.B. App Icons), bleibt zu hoffen, dass diese Funktion sehr bald auch in iOS Einzug hält.

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