Uni St. Gallen
Welches Device zu welchem Managertyp passt
Wenn der Chef aus dem Flugzeug raus ist, will er gleich online sein. Die neuesten Daten sehen, sich über die aktuelle Entwicklung informieren. Mit einem Laptop oder gar komplizierten Einwahlprozeduren brauchen Sie einem Vorstandsvorsitzenden dann aber nicht zu kommen. "IT is not my hobby", wird er entgegnen und das Gerät zurückgeben.
Diese Erfahrung hat jedenfalls Jörg H. Mayer gemacht. Mayer forscht am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen daran, welche Geräte sich für welchen Managertyp eignen. In einem Vortrag erklärte er seine Vorgehensweise. "Die Vorstände, die sich immer noch alle E-Mails ausdrucken lassen, sterben langsam aus", erzählt Mayer. "Heute sind auch schon ein paar "Power-Nutzer" in der Chefetage zu finden." Der ist typischerweise etwas jünger, kommt überwiegend aus dem Finanzbereich und ist wesentlich mehr IT-affin, als bislang gedacht.
IT-Nutzungssituationen studieren
"Doch Vorstände sind meist Alpha-Tiere und bestehen auf individuelle Lösungen", berichtet Mayer weiter. Daher geht er streng analytisch vor. "Man muss vor allem herausfinden, wofür die Chefs die Geräte nutzen wollen, also ihre IT-Nutzungssituationen studieren, um darauf zugeschnittene Lösungen anbieten zu können", so Mayer. Je nach Arbeitsstil sind manche Manager eher alleine, manche mehr in Gruppenarbeit tätig und andere wiederum arbeiten viel mit Präsentationen.
Ein wichtiger Faktor ist schließlich, ob sie online und offline-Zugang zu wichtigen Informationen benötigen. Denn Mobilität spielt eine große Rolle. Manager sind mehr denn je viel unterwegs und die IT muss dafür sorgen, dass die wöchentlichen und monatlichen Reports sie auch erreichen. Und die Informationssysteme einfach, idealerweise mit Spaß und Zufriedenheit zu bedienen sind.
Aus diesem Ansatz hat Mayer mit seinem Team 36 Nutzungssituationen abgeleitet. Für die situative IT-Gestaltung "IT design for use" bietet Mayer zwei Hebel an: das richtige Endgerät und die passende Software.
Die erarbeiteten Nutzungssituationen erfassen beispielsweise, wie sich der Chef Office-Dokumente anschaut. Dabei kommt in mobilen Situationen immer häufiger ein Tablet zum Einsatz, nie jedoch ein Smartphone. Das wiederum eignet sich bevorzugt als Kanal für dringende Dinge, weil das Notebook zu selten offen und auch das Tablet zu groß für den Bahnsteig ist und die letzte Mail oft auf dem Weg zum Flugsteig ankommt.
Vorlieben entdecken: Setzen Sie den Chef ins Flugzeug
"Um die Vorlieben seines Chefs zu erfassen, ist es ideal, wenn man mit zwei Situationen anfängt zu simulieren", schlägt Mayer vor: "Setzen Sie ihn einmal ins Flugzeug und einmal in einen Zug." Ein Ausgangspunkt ist für die situative Gestaltung ist aber nicht nur das Endgerät, sondern auch das Informationsmedium: Arbeitet derjenige gern mit PDF oder muss er mehr Möglichkeiten bekommen, tiefer zu recherchieren? In letzterem Fall muss man aus dem PDF auch online gehen können. Wie viel Flexibilität ist erforderlich und wie schnell muss es sein?
Ein Klassiker ist der One-Pager fürs ReportingReporting, "PDF ist hier manchmal aber auch kritisch", berichtet Mayer. "Was machen sie, wenn die Assistenz am Freitagmittag ein PDF schickt, dann am Abend aber neue Zahlen kommen und sich welche ändern?" Dann hat der Manager das PDF und weiß gar nicht, dass sich da noch etwas aktualisiert hat. In solchen Fällen empfiehlt Mayer lieber eine App oder einen Weblink ins eigene Intranet. Alles zu Reporting auf CIO.de
Wenn die Sicherheit keinen Strich durch die Rechnung macht. Manche Zertifikate laufen beispielsweise nur auf PC. Dann lässt sich nur die Variante mit dem Laptop realisieren.
"Ob PDF, Browser oder App: In jedem Fall ist eine intuitive Nutzerführung wichtig", so Mayer. Je kleiner das Gerät, desto weniger Klicks müssen zum Ziel führen: Drei sind beim Smartphone das Maximum, fünf beim Tablet.
Damit ein monatlicher Report fürs Tablet passt, bauen App-Programmierer beispielsweise den Fingerwischer ein, um die Nutzerführung konsistent zu halten. Manchmal muss aber deutlich mehr Aufwand betrieben werden. Etwa wenn es darum geht, eine App zu sichern, die mit wichtigen Business-Daten hantiert. "Das kann mit allem hintendran schnell zwischen 50 und 100.000 Euro kosten", so Mayer.
Der Business-Knüller: die Steakhouse-App
Das muss aber nicht immer der Fall sein. "Ich hatte erwartet, die typische App des Managers betrifft Flug- und Zugpläne und den nächsten Taxistand", erzählt Mayer. "Doch ganz weit vorn lag die Restaurant-App, die unter anderem nach dem besten Steak-House in der Umgebung sucht."