Personalführung

Wie CIOs remote Teams richtig aufbauen

Lydia Kothmeier ist VP of Operations bei Storyblok.
Beim Aufbau einer Remote-Organisation wird oft an der Infrastruktur gespart und fehlt es an klaren Richtlinien sowie transparenter Kommunikation. Lesen Sie, worauf es ankommt.
Die erfolgreiche Umsetzung von Remote-Arbeit ist möglich, aber sie erfordert Geduld, Anpassungsfähigkeit und eine klare Strategie.
Die erfolgreiche Umsetzung von Remote-Arbeit ist möglich, aber sie erfordert Geduld, Anpassungsfähigkeit und eine klare Strategie.
Foto: Prostock-studio - shutterstock.com

In den vergangenen vier Jahren hat sich die Arbeitswelt stark verändert. Viele Unternehmen haben hybride oder flexible Arbeitsmodelle eingeführt und Begriffe wie "Digitale Nomaden" und "Workations" haben sich durch die Chancen von ortsunabhängiger Arbeit etabliert. In Zeiten des Fachkräftemangels sind Unternehmen durch das neue Arbeitsmodell imstande, Mitarbeitende in Ländern aus aller Welt und den unterschiedlichsten Zeitzonen zu beschäftigen.

Der neue Arbeitsmarkt verhilft Organisationen zweifellos zu Wachstum - jedoch wachsen damit auch die Herausforderungen für Arbeitgeber. Denn ohne den persönlichen und direkten Austausch vor Ort im Büro wird es umso wichtiger, neue Wege zu finden, um Mitarbeiter zusammenzubringen, den Teamgeist zu stärken und ein positives Arbeitsklima aufrechtzuerhalten.

Auch der Onboarding-Prozess kann ohne die klassische Büro-Tour und den persönlichen Kontakt mit neuen Kollegen und Kolleginnen eine Herausforderung sein. Unternehmen, die eine signifikante Wachstumsphase durchlaufen und planen, einen Remote-First-Ansatz zu verfolgen, sollten sich daher gut vorbereiten.

Technologie und Organisation für erfolgreiche Remote-Arbeit

Eine der größten Schwierigkeiten beim Aufbau von Remote-Teams ist die Schaffung einer stabilen technologischen und organisatorischen Infrastruktur. Die richtigen Tools, klare Richtlinien und ausreichend Kommunikation - egal ob schriftlich oder mündlich - sind die Basis für ein funktionierendes Remote-Modell. Unternehmen sollten besser frühzeitig in Technologien investieren und passende Lösungen suchen, die für langfristiges, künftiges Wachstum ausgelegt sind. Dabei ist es hilfreich, Umgebungen, wie man sie physisch im Büro vorfinden würde, digital abzubilden:

  • Task- und Projektmanagement-Software für effizientes Aufgabenmanagement,

  • Kommunikations-, Dokumentations- und Co-Working-Plattformen für Meetings und Austausch sowie

  • Whiteboard- oder Workshop-Tools für das Brainstorming.

Ein weiteres zentrales Thema, das Unternehmen dringend in puncto Remote Work berücksichtigen müssen, ist die Datensicherheit. Da Mitarbeitende von verschiedenen Standorten aus arbeiten, sollten Unternehmen sicherstellen, dass sensible Unternehmensdaten geschützt sind. Mobile-Device-Management-Systeme bieten eine Lösung, um die Sicherheit der Endgeräte und der gespeicherten Daten zu gewährleisten. Zusätzlich sollten die Mitarbeitenden über Sicherheitsrichtlinien aufgeklärt und für deren Umsetzung sowie Einhaltung geschult werden.

Worauf bei Personalbeschaffung und Onboarding zu achten ist

Die Anforderungen an Mitarbeitende, die remote arbeiten, unterscheiden sich oft von den Anforderungen an Mitarbeitende vor Ort im Büro. Daher kann es sinnvoll sein, den Rekrutierungsprozess entsprechend anzupassen und gezielt nach Fähigkeiten zu suchen, die für Remote-Arbeit besonders relevant sind: Dazu zählen allen voran Selbstorganisation, ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten und Eigenverantwortung. In diesem Kontext empfiehlt es sich, zusätzliche Bewerbungsrunden einzuplanen, um Gespräche mit verschiedenen Teammitgliedern oder Führungskräften zu führen und die genannten Soft Skills eingehend zu evaluieren.

Während des Onboarding-Prozesses ist es unerlässlich, den persönlichen Austausch, der normalerweise im Büro stattfindet, zu kompensieren. Möglichkeiten, um neue Mitarbeitende besser zu integrieren, können regelmäßige Peer-Meetings und Mentoren bieten. So haben neue Kollegen feste Ansprechpersonen und Gelegenheiten, Fragen zu stellen. Ein ausgearbeiteter Onboarding-Guide, der Handbücher, Prozesse, Policies, Aufgaben oder Videos inkludiert, ermöglicht neuen Mitarbeitenden eine schnelle Einarbeitung - auch wenn man sich nicht gegenübersitzt.

Die Bedeutung von Unternehmenskultur und Kommunikation

In einem Remote-First-Unternehmen kommt der Unternehmenskultur eine noch wichtigere Bedeutung zu als ohnehin schon, denn sie ersetzt den direkten sozialen Umgang im Büro. Eine klar definierte, vor allem aber gelebte Kultur ist entscheidend, um den Teamgeist zu stärken, Mitarbeitende zu motivieren und eine harmonische Zusammenarbeit zu fördern. Regelmäßiger Austausch auf Abteilungsebene sowie teamübergreifende, informelle Meetings und Events sorgen für ein starkes Gemeinschaftsgefühl und verhindern, dass sich einzelne Mitarbeitende isoliert fühlen.

Dennoch sollten Unternehmen darauf achten, dass Anzahl und Umfang der Meetings überschaubar bleiben, um die Produktivität nicht zu beeinträchtigen. Meetings zur Förderung und Aufrechterhaltung der Unternehmenskultur sollten daher regelmäßig auf ihren Zweck und Notwendigkeit überprüft werden. Teamleads und Führungskräfte sind gefordert, kontinuierlichen Kontakt zu ihren Mitarbeitenden zu pflegen: Damit beugen sie der Gefahr vor, dass Teammitglieder den Anschluss verlieren.

Eine entscheidende Voraussetzung für den Erfolg eines Remote-Teams ist das ausgewogene Verhältnis zwischen fokussierten Arbeitsphasen und regelmäßigen Abstimmungen durch Meetings. Um diese effizienter zu gestalten, empfiehlt es sich, vorab eine Agenda mit den wichtigsten Erkenntnissen und Präsentationen zur Verfügung zu stellen. Das fördert eine aktivere Teilnahme und hilft dabei, Meetings effizienter zu gestalten. Aufzeichnungen von Meetings bereitstellen, um den Informationsfluss zu gewährleisten.

Spezielle Anforderungen an internationale Teams

Insbesondere bei internationalen Teams ist klare und transparente Kommunikation unerlässlich. Dazu zählt auch die sorgfältige Dokumentation aller relevanten Informationen. Weil Mitarbeitende nicht "eben mal" persönlich zu sprechen sind und spontaner Austausch im Büro damit wegfällt, müssen Informationen systematisch dokumentiert und geteilt werden. Auf diese Weise können Organisationen sicherstellen, dass alle Teammitglieder auf dem gleichen Stand sind und sich keine Informationssilos bilden.

Darüber hinaus bringt ein internationales Team unterschiedliche Arbeitskulturen, Sprachen und Zeitzonen mit sich. Um ein remote arbeitendes Unternehmen aufzubauen, kann es demnach hilfreich sein, sogenannte Kernzeitzonen zu definieren, in denen gearbeitet werden soll. Indem konkrete Hindernisse definiert werden, die Unternehmen davon abhalten, Mitarbeitende in bestimmten Ländern einzustellen, können Arbeitgeber eine Art 'Hiring-Kompass' entwickeln. Dazu gehören etwa Zahlungseinschränkungen, Visa-Beschränkungen oder Versand-Restriktionen. Mit dessen Hilfe können Unternehmen bestimmen, welche Länder alle Anforderungen erfüllen und somit schließlich auch (arbeits-) rechtlichen Hindernissen entgegenwirken.

Nachhaltiger Erfolg durch Planung und Flexibilität

Insgesamt bringt die Umstellung auf Remote-Arbeit zahlreiche Herausforderungen mit sich - von rechtlichen Hürden bis hin zu technologischen und organisatorischen Anforderungen. Wenn Unternehmen bereit sind, sich diesen anzunehmen, eröffnen sich weitreichende Vorteile: Sie haben Zugang zu einem globalen Talent- Pool, Mitarbeitende profitieren von flexibleren Arbeitsbedingungen und multikulturelle Teams bringen neue Perspektiven, welche die Grundlage für Innovationen bilden.

Es ist jedoch entscheidend, diese Transformation strukturiert anzugehen, indem Organisationen ihre technologische Infrastruktur frühzeitig skalieren, die rechtlichen Anforderungen prüfen und die Unternehmenskultur stärken. Unternehmen, die diese Schritte sorgfältig planen, werden langfristig von den Chancen profitieren, die Remote-Arbeit bietet, und gleichzeitig die Herausforderungen meistern, die mit der globalen Arbeitswelt verbunden sind. Die erfolgreiche Umsetzung von Remote-Arbeit ist möglich - aber sie erfordert Geduld, Anpassungsfähigkeit und eine klare Strategie.

Zur Startseite