Strategien


Digitale Transformation

Wie Porsche-CIO Lorenz die Digitalisierung vorantreibt

Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs "CIO des Jahres". Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Das Porsche Digital Lab im Berliner Stadtteil Friedrichshain soll dem Sportwagenbauer helfen, eine Innovationskultur zu etablieren.
Das Porsche Digital Lab im Berliner Stadtteil Friedrichshain soll dem Sportwagenbauer helfen, eine Innovationskultur zu etablieren.
Foto: Porsche AG

Die Erwartungen an das Lab im Berliner Stadtteil Friedrichshain sind hoch. Einerseits soll es "innovative Informationstechnologien" identifizieren und erproben, andererseits eine Plattform bilden für die Kooperation mit Technologieunternehmen, Startups und Wissenschaft. Erste Erfolge sind sichtbar. So kooperiert Porsche etwa mit dem Wagniskapitalunternehmen E.ventures sowie dem SpinLab der Handelshochschule Leipzig (HHL), das Technologie-Startups unterstützt. Frische Ideen bringt auch die Minderheitsbeteiligung an dem digitalen Parkservice Evopark, die die Porsche Digital GmbH im vergangenen Jahr erworben hatte.

Die Aufgabenverteilung zwischen Lab und Porsche Digital sei klar geregelt, erklärt Lorenz. Während sich das Lab auf die Erprobung und den Einsatz digitaler Technologien im Unternehmen konzentriere, ständen bei der Digitalisierungstochter Produkte und Services für den Kunden im Mittelpunkt.

Microservices - der Turbo für die Software-Entwicklung

Inhaltlich geht es im Lab, das mit der Porsche-eigenen Management- und IT-Beratung MHP zusammenarbeitet, um die Schwerpunktthemen Big DataBig Data und Machine Learning, Microservices und Cloud-Technologien sowie um Industrie 4.0Industrie 4.0 und das Internet of Things (IoT). In Sachen Cloud etwa bestehe eine Herausforderung darin, Services über mehrere Clouds hinweg in einer hybriden Umgebung zu orchestrieren, sagt Boris Behringer, Leiter des Porsche Digital Lab: "Es reicht nicht, einfach alles in die Cloud zu schieben." Beim Thema Microservices stehe die Wiederverwendbarkeit einmal erstellter Softwarekomponenten im Mittelpunkt der Bemühungen. Porsche erhoffe sich davon Effizienzvorteile und mehr Flexibilität, um schneller auf veränderte Anforderungen reagieren zu können. Alles zu Big Data auf CIO.de Alles zu Industrie 4.0 auf CIO.de

Das Thema Machine Learning bearbeitet Behringers zwölfköpfiges Team entlang der Unternehmenspro­zesse. Eine zentrale Frage dabei laute, wo sich Machine-Learning-Verfahren im Unternehmen nutzen lassen, die auch von externen Partnern kommen können. Generell gehe es im Lab darum, Enabling-Technologien und Konzepte in den Konzern zu tragen und darauf basierend am Ende neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen. Last, but not least, hofft Porsche natürlich auch, am Standort Berlin junge Mitarbeiter mit Expertenwissen anzulocken.

Wie hoch die Messlatte für neue digitale Dienste liegt, machte Lutz Meschke deutlich, der im Porsche-Vorstand den Bereich Finanzen und IT verantwortet. Mittelfristig soll ein zweistelliger Prozentsatz des Konzernumsatzes mit digitalen Services generiert werden, nannte der Manager auf einer Presseveranstaltung im Digital Lab das stolze Ziel. Gemeint sei damit ein Zeitraum von fünf bis sieben Jahren. Und das ist noch nicht alles: Mindestens ein Teil der Services müsse schnell profitabel werden, denn: "Das Margenziel von 15 Prozent ist für Porsche heilig."

Digital Customer Experience und die Porsche ID

Lorenz sieht die Porsche-IT gut gerüstet für den geforderten Wandel. So habe man beispielsweise in puncto Customer Experience längst wichtige Weichen gestellt: "Wir haben eine echte 360-Grad-Sicht auf den Kunden." Digitale, physische oder auch persönliche Touchpoints würden auf der Grundlage einer einheitlichen Daten­basis verwaltet. Die technische Basis dafür bilde ein SAP-CRM-System mit einer Datenbank, die unterschiedliche Sichten auf den Kunden erlaube, beispielsweise für den Handel, Importeure oder die Porsche-Zentralbereiche.

Ein Beispiel in diesem Kontext sei die "Porsche ID", die jedem Kunden einen personalisierten Zugang zum Kundenportal ermöglicht. Die Ähnlichkeit mit der Apple ID ist kein Zufall: Porsche-Fahrer können über ihre ID beispielsweise digitale Dienste innerhalb und außerhalb des Fahrzeugs in Form von Apps nutzen.

Auch das Thema Big Data und Analytics schlägt sich in den kundennahen Bereichen nieder. So erstellt Porsche Marketing-Auswertungen und Kaufwahrscheinlichkeits­analysen und setzt dabei unter anderem auf SAPs schnelle In-Memory-Datenbank HANA. Für die massenhafte Auswertung von Maschinendaten in der Produktion sind unter anderem auch Hadoop-Cluster im Einsatz. Das alles sei nichts grundsätzlich Neues für den Konzern, sagt Lorenz: "Porsche war schon immer ein extrem kundenorientiertes Unternehmen." Die Aus­wertung von Kundendaten habe stets eine hohe Priorität genossen.

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