Strategien


Digitale Transformation

Wie Porsche-CIO Lorenz die Digitalisierung vorantreibt

Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs „CIO des Jahres“. Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Porsche CIO Sven Lorenz: "Wir wollen keine bimodale Organisation werden."
Porsche CIO Sven Lorenz: "Wir wollen keine bimodale Organisation werden."
Foto: Porsche AG

Auf Zukunftsthemen wie künstliche Intelligenz oder Blockchain hat Lorenz, der zum Thema KI promoviert hat, einen eigenen Blick: "Der Begriff KI wird momentan inflationär verwendet." Die Teildisziplin Machine Learning sieht er vor allem als Verfahren für das Entwickeln von Prototypen, wenn es beispielsweise um die Auswertung von Kunden-, Fahrzeug- oder Maschinendaten gehe. An dieser Stelle arbeitet unter anderem das Digital Lab an Konzepten für den praktischen Einsatz.

Noch weiter in der Zukunft liegt für den CIO das heiß diskutierte Thema Blockchain: "Wir beginnen gerade erst zu begreifen, was man damit tun kann." Dennoch habe man sich auch mit diesem Konzept schon intensiv auseinandergesetzt. Gemeinsam mit dem SpinLab der HHL Leipzig hat Porsche gerade einen Gründerwettbewerb zum Thema Blockchain ins Leben gerufen.

Erfolgsfaktor Change-Management

All die schönen neuen Technologien und Digitalkonzepte bleiben graue Theorie, werden sie nicht systematisch ins Unternehmen getragen. Das weiß auch Lorenz. Das Thema Change-Management gehört für ihn zu den strategischen Erfolgsfaktoren. Dafür müsse zunächst die "Umsetzungsverantwortung" klar geregelt sein. Im Handlungsfeld Produkte und Services etwa stehe das Produkt-Management in der Pflicht, den Bereich Kundenschnittstelle und Handel verantworte das Vertriebs-ressort. Für die Digitalisierung der internen Prozesse ist die IT zuständig, die zugleich alle anderen Bereiche technisch unterstützt.

In diesem organisatorischen Rahmen sind bis 2025 "mehrere hundert" Innovationsprojekte geplant, berichtet der IT-Chef. Das Thema Digitalisierung wolle Porsche in rund 200 Initiativen vorantreiben, viele davon befänden sich schon in der Umsetzungsphase. Auch die digitale Arbeitsteilung im Volkswagen-Konzern ist für ihn klar. So kümmere sich etwa Volkswagen-CDO Johann Jungwirth um konzernweite und markenübergreifende Initiativen. Geht es um markenspezifische Themen, haben Porsche-Gremien den Hut auf. Für den Informationsaustausch und die Koordinierung träfen sich IT- und Digitalverantwortliche regelmäßig zu "Vernetzungsgesprächen".

Scrum, agile Methoden und Two-Speed-IT

Agile Methoden wie Scrum sind nicht erst seit dem Digitalisierungs-Boom fester Bestandteil der Porsche-IT, so Lorenz, aber: "Das Thema geht jetzt raus aus der IT." Die entscheidende Frage sei nun: "Wie wirken sich diese Methoden auf das Arbeiten in der gesamten Organisa­tion aus?"

Dass sich die digitale Transformation nur mit einer IT der zwei Geschwindigkeiten bewältigen lässt, glaubt der CIO nicht: "Rein organisatorisch ergibt eine Trennung in eine schnelle und eine langsame IT keinen Sinn." Bimodale Ausprägungen gebe es bei Porsche zwar durchaus auf Projektebene. Zum Beispiel würden einige IT-Projekte noch mit klassischen Verfahren verfolgt; andere Initiativen mit hohem Innovationspotenzial und engen Zeitvorgaben nutzten agile Methoden. Unterm Strich aber bleibe die Vorgabe: "Wir wollen keine bimodale Organisation werden."

Mit einer Bewertung des bisher Erreichten tut sich Lorenz schwer. "Wir stecken noch in den ersten Phasen der digitalen Transformation. Im Eishockey würde man sagen: Es läuft das erste Drittel". Klar sei geworden, wo die großen Herausforderungen liegen. Neben finanziellen Ressourcen erfordere der Veränderungsprozess insbesondere zusätzliche Manpower, sprich Experten, die auf dem Personalmarkt ein rares Gut sind. Der Standort Berlin helfe dabei, dieses Problem anzugehen.

Eine andere Herausforderung ist für den CIO die schiere Menge unterschiedlicher Konzepte, Technologien und Geschäftsfelder. Die entscheidende Frage laute für ihn: "Welche Ideen sind wirklich tragfähig?" Erschwerend hinzu komme das dramatisch gestiegene Tempo, in dem neue Initiativen angestoßen werden. Die IT müsse heute viel schneller liefern als noch vor einigen Jahren.

Konkrete Pläne und ein starkes Team - was Porsche besser macht

Und was macht Porsche besser, um in Sachen Digi­ta­lisierung auf die Überholspur zu kommen? Lorenz hat darauf eine einfache Antwort: "Wir haben einen konkreten Plan für die digitale Transformation, klare Verantwortlichkeiten, ein begeistertes Topmanagement und eine starke Mannschaft. Das hilft enorm bei der Umsetzung."

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