BUCHTIPP DES MONATS
Zahlen ohne Nebenwirkungen
Anfang des 20sten Jahrhunderts schon gehörten für den britischen Schriftsteller Herbert George Wells ("Die Zeitmaschine") drei Dinge zu einem mündigen Bürger: Lesen, Schreiben und statistisches Denken. Ein Jahrhundert später greift der Psychologe Gerd Gigerenzer diesen Satz des Science-Fiction-Autors wieder auf. Auch er wettert gegen unreflektierte Zahlengläubigkeit. So ließe sich mit einer gehörigen Portion Unwissenheit am Aktienmarkt besser Geld verdienen als mit Expertenwissen. Auch Ärzte würden unter statistischem Analphabetentum leiden. Das mache es ihnen oft unmöglich, medizinische Testbefunde richtig zu deuten. In der Abkehr von absoluten Wahrheiten, so Gigerenzer, liege ein Quantensprung für die zivilisierte Welt. Wer sich - aus Unsicherheit oder der Einfachheit halber - gern an Zahlen festhält, ohne sie wirklich zu verstehen, sollte dieses Buch unbedingt lesen.
Gerd Gigerenzer
Das Einmaleins der Skepsis
Berlin Verlag, Berlin 2002, 350 Seiten; 19,90 Euro