Facebook-Chef
Zuckerbergs Charmeoffensive bei der Mobilfunkbranche
Mark Zuckerberg schickt der Mobilfunkbranche eine Freundschaftsanfrage. Nachdem soviel darüber geschrieben wurde, wie FacebookFacebook und GoogleGoogle mit Satelliten, Drohnen oder großen Ballons in Entwicklungsländern Milliarden neue Nutzer ins Internet bringen wollen, sieht der Facebook-Gründer am Ende immer noch die klassischen Mobilfunkbetreiber als treibende Kraft. "Es ist wichtig, das nicht aus den Augen zu verlieren", sagte er bei seinem Auftritt auf der Mobilfunk-Messe Mobile World Congress. Alles zu Facebook auf CIO.de Alles zu Google auf CIO.de
Zuckerberg kam zum zweiten Mal in Folge zum wichtigsten Treffpunkt der Mobilfunkindustrie nach Barcelona. Schon vor einem Jahr hatte er für seine Initiative Internet.org geworben. Dabei geht es um Internetzugänge für Entwicklungsländer, bei denen man sehr günstig oder sogar kostenlos einige Online-Dienste nutzen kann. Etwa Internetsuche, Wikipedia, Wetterdienste - und natürlich Facebook. Der junge Facebook-Milliardär lud sogar die Mobilfunkbosse zu einem privaten Abendessen, sie gaben sich jedoch zurückhaltend.
Zuckerbergs Botschaft ein Jahr später: Keine Angst, Gratiszugänge machen das Geschäft nicht kaputt. Auf der Bühne wurde er am Montagabend von zwei Mobilfunkmanagern flankiert, die das Konzept in Afrika und Lateinamerika ausprobiert hatten. Er sei am Anfang skeptisch gewesen, sagte der Chef des Netzbetreibers Airtel Africa, Christian De Faria. "Hätten sie mich vor einem Jahr gefragt, hätte ich gesagt das ist wie die Schöne und das Biest", wobei seiner Branche ganz offensichtlich die Rolle der Schönen zukam. Aber inzwischen komme ihm das Biest menschlicher vor, sagte De Faria. Und das Experiment habe sein Geschäft nicht beeinträchtigt. "Das Ergebnis war sehr ermutigend."
Der 30-jährige Zuckerberg versuchte es mit einer regelrechten Charmeoffensive bei der Mobilfunkindustrie. Internet-Infrastruktur sei teuer, räumte er ein. Und es seien die Netzbetreiber, die all diese Glasfaserkabel verlegten und die Antennentürme errichteten. Um schneller mehr Menschen das Internet zu holen, müsse man das Geschäft der Mobilfunker schneller wachsen lassen. Nebenbei ließ er auch fallen, dass die eigene Technik von Facebook noch nicht effizient genug sei, um große Gebiete kostendeckend zu versorgen.
Bei einem Schwergewicht der Branche wie Vodafone beißt Zuckerberg nach wie vor auf Granit. Er schätze zwar die Anstrengungen von Facebook, sagte Vodafone-Chef Vittorio Colao in Barcelona. Aber für günstigere Internetzugänge würde schon sorgen, wenn die Preise bei Frequenzauktionen und die Belastung durch Regulierungsvorgaben niedriger wären. Bei Internet.org wirke es hingegen, "als würde Zuckerberg die Internetanschlüsse mit meinem Geld finanzieren wollen", sagte Colao. "Das ist nobel - aber etwas weniger nobel als wenn er es mit seinem eigenen Geld machen würde."
Der einflussreiche Vodafone-Boss sieht zudem Probleme bei der Auswahl der kostenlosen Dienste: "Warum soll Facebook gratis sein und nicht Google? Warum Facebook und nicht eine Zeitung?" Oder Fernsehen, Gesundheitsdienste, Bildung? "Wer hat gesagt, dass Facebook wichtiger ist, als zum Beispiel Englisch zu lernen?" Die Branche müsse vorsichtig sein, resümierte Colao: "Ich denke, Zuckerberg macht einen glänzenden Job für Facebook. Aber wir müssen einen glänzenden Job für alle machen."
Auch mit Google versuchte Zuckerberg einen Schmusekurs. Der Facebook-Chef sagte, er würde bei Internet.org gern mehr zusammen mit Google unternehmen. Wenige Stunden zuvor hatte Google-Manager Sundar Pichai auf der selben Bühne indes eine ähnliche Frage nach einer möglichen Kooperation mit Facebook ins Leere laufen lassen. Dafür erzählte er von den Fortschritten bei Googles eigenen Ideen zur Vernetzung der Welt.
So hätten die Sendeballons des "Project Loon" inzwischen über 15 Millionen Kilometer zurückgelegt. Sie könnten rund 200 Tage in der Luft bleiben - mehr als doppelt so lange wie ursprünglich geplant. Und auch die mit Antennen versehenen "Titan"-Drohnen sollen in diesem Jahr abheben. Google scheine mehr als Facebook an Hardware interessiert zu sein, fügte Pichai etwas spitzzüngig hinzu. (dpa/tc)