Sicherheitsrisiko Altsysteme
Berlin verschläft Windows-XP-Ablösung
Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Wie allgemein bekannt sein dürfte, hat MicrosoftMicrosoft schon lange Maßnahmen getroffen, um das im Sommer 2001 erschienene Betriebssystem aufs Altenteil zu schicken und Anwender zum Wechsel auf eines der drei neueren Versionen Windows Vista, Windows 7 oder Windows 8 zu bewegen. Der endgültig letzte Termin ist der 8. April 2014, dann stellt der Software-Riese den erweiterten Support für Windows XP ein, sprich: es gibt keine Sicherheits-Updates mehr. Alles zu Microsoft auf CIO.de
Die Berliner Stadtverwaltung scheint dies aber nicht zu beirren. Obwohl sie, wie vom Chef der Berliner Senatskanzlei, Björn Böhning in einer Sitzung eingeräumt wurde, seit 2002 weiß, dass das diesjährige Support-Ende für Windows XP ansteht, ist eine Umstellung der Betriebssysteme erst bis 2015 geplant. Insgesamt laufen laut Böhning noch zwei Drittel der IT-Arbeitsplätze der Berliner Verwaltung mit Windows XP - ausgehend von einem Bericht der TU Berlin von 2011 (PDF) dürften mehr als 45.000 Hauptstadt-PCs von dem Sicherheitsproblem betroffen sein.
- XP immer noch stark im Markt
Hier die Verbreitung des XP-Betriebssystem im Jahr 2013, wie sie von der Seite Netmarketshare.com gesehen wird. - Marktführer negativer Art
Windows XP ist führend – jedenfalls was die Infektionsrate angeht. Diese Aufstellung stammt aus dem Microsoft Security Intelligence Report Nr. 14 und ist nach Betriebssystemen und Service Packs aufgeschlüsselt (Stand 4. Quartal 2012). - Gepatcht, ungepatcht
Die Unterschiede sind gewaltig: Hier der Vergleich zwischen einem ungepatchten Betriebssystem (hier Windows 7), einem System mit eingespielten Patches und eines mit Sicherheitssoftware und Patches. - End of Support
Die letzte Version, die definitiv nicht mehr weiterentwickelt und ab dem nächsten Jahr auch nicht mehr unterstützt wird: Windows XP mit dem Service Pack 3. - Booten und warten
Der Start eines XP-Systems kann auch auf schneller Hardware eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Windows 7 und besonders Windows 8 sind deutlich schneller. - XPs Schicksalstag
Das ist mit dem 8. April 2014 endgültig vorbei: Updates, Patches oder Support werden für Windows XP dann nicht mehr gewährt. - Altbacken
Es sind nicht unbedingt die aktuellsten Programme, die unter Windows XP laufen: Der Internet Explorer kann nur bis zur Version 8 auf den XP-Systemen zum Einsatz kommen. - Web-Verwirrung
So endet es leider manchmal, wenn veraltete Software zum Einsatz kommt: Der Internet Explorer 8 unter Windows XP hat mit aktuellen Web-Seiten oftmals so seine Probleme. - Virtualisiert
Genau wie der Hyper-V unter Windows 8 muss auch Virtual PC – die Virtualisierungslösung, die den XP-Modus möglich macht – als Windows-Funktion installiert und aktiviert sein. - Helpdesk inklusive
Wer alte Anwendungen mit Hilfe des XP-Modus auf seinem Windows 7-System benutzen will, wird durch den Installationsassistenten in die Bedienung eingeführt. - Wie in alten Zeiten
Der „Seamless-Modus“ und eine Einstellung bei Virtual PC machen es möglich: Die alten Anwendungen aus dem virtuellen XP-System werden auch im Startmenü unter Windows 7 angezeigt. - Office virtuell
Microsoft-Office-Anwendung als virtualisierte Lösung auf dem Windows-7-Desktop: Hier zeigt sich gleich das Sicherheitscenter des XP-Systems, denn hier arbeitet ein komplettes altes Betriebssystem mit allen Sicherheitslücken in der virtuellen Maschinen. - Nutzer steuern
Verhasst unter Vista, gut integriert unter Windows 7: Die Benutzerkontensteuerung ist eine Einrichtung, die dazu beträgt, dass die modernen Windows-Systeme deutlich sicherer sind als Windows XP es je war. - Neues Feature unter der Haube
Die Datenausführungsverhinderung (DEP – Data Execution Prevention) gehört zu den Sicherheitsmechanismen, die seit Windows 7 unterstützt werden.
"Wir erwarten vom Senat, dass er die Migration beschleunigt", kommentierte Thomas Birk, Sprecher für Verwaltungsreform bei den Grünen die Situation in einer Stellungnahme der Partei. Gleichzeitig fügte er hinzu, man sei gespannt, was Rot-Schwarz zu dieser Problematik in der von der Großen Koalition angekündigten Aktuellen Stunde "Wie schützt sich Berlin vor Cybercrime" zu sagen habe. Schon in der aktuellen Sitzung sei bekannt geworden, dass vier Benutzerkonten der Berliner Verwaltung im Zuge des millionenfachen Datensatzdiebstahls gehackt wurden.
In Berlin gibt es schon seit Jahren Diskussionen darüber, ob man die Windows-Systeme einfach aktualisiert oder - wie von den Grünen gefordert - auf Linux umsteigt, um sich aus der Abhängigkeit von Microsoft zu befreien. Erst Mitte vergangenen Jahres hatte die Berliner Regierung einen entsprechenden Antrag abgelehnt, ohne aber - wie es scheint - rechtzeitig die Weichen für Windows 7 zu stellen.