Rückblick
2016 - das Jahr der großen Überraschungen
PCs verkaufen ist kein Spaß
Die einzelnen Marktsegmente entwickelten sich wie schon in den Jahren zuvor allerdings recht unterschiedlich. So haben die Hersteller von Endgeräten nach wie vor wenig Grund zur Freude, und das dürfte auch in den kommenden Jahren so bleiben. Beispiel PC-Markt: Die Absatzzahlen brachen zwar nicht mehr so drastisch ein wie noch im vergangenen Jahr. Doch der erhoffte Schub durch Windows 10 blieb aus. Das neue Microsoft-Betriebssystem konnte zwar das Enterprise-Geschäft etwas anschieben, der Abwärtstrend im Consumer-Bereich ließ sich damit aber nicht auffangen.
Dazu kommt, dass andere Devices längst nicht mehr so gefragt sind wie in der Vergangenheit. Der Tablet-Absatz ist rückläufig. Von zweistelligen Zuwachsraten, wie sie noch vor zwei oder drei Jahren an der Tagesordnung waren, kann die Branche nur noch träumen. Auch das Smartphone-Geschäft funktioniert längst nicht mehr so reibungslos wie früher.
Gartner zufolge werden die Hersteller von Mobiltelefonen 2016 weltweit knapp 1,89 Milliarden Geräte verkaufen, weniger als im vergangenen Jahr mit knapp 1,92 Milliarden Devices. In den kommenden Jahren sollen die Verkäufe zwar wieder etwas zulegen, doch die Wachstumsraten bleiben im unteren einstelligen Prozentbereich. Viele Märkte, gerade in der westlichen Welt, zeigen deutliche Sättigungstendenzen, und die Neuentwicklungen der Smartphone-Hersteller sind längst nicht mehr so revolutionär, als dass man sich jedes Jahr ein neues Gerät zulegen müsste.
Hat Apple seinen Zenit überschritten?
Das bekam 2016 auch Branchenprimus Apple zu spüren. Die Geschäfte des iPhone- und iPad-Erfinders, der in den zurückliegenden Jahren Milliarden Dollar mit seinen Devices gescheffelt hatte, kamen zuletzt etwas ins Stottern – zumindest wenn man als Maßstab die Zahlen der vergangenen Jahre sowie die hohen Erwartungen der über die Jahre hinweg verwöhnten Börsianer anlegt.
2016 wird Apple weniger iPhones verkaufen als im Vorjahr, kalkulierten die Analysten von IDC und sprachen von einem entscheidenden Moment für den Konzern. Zudem verbuchte Apple im Fiskaljahr 2015/16 erstmals seit 2001 wieder einen Umsatzrückgang – minus acht Prozent. Auch der Jahresgewinn schrumpfte um 14,4 Prozent. Sorgen muss man sich um Apple aber nicht machen angesichts eines Jahresumsatzes von 215,6 Milliarden Dollar und eines Reingewinns von 45,7 Milliarden Dollar. Der Konzern sitzt auf einem Geldberg von über 230 Milliarden Dollar.
Allerdings dürfte für das Apple-Management das Jonglieren mit den Milliarden in Zukunft nicht mehr so einfach werden. Der Großteil des Apple-Schatzes liegt außerhalb der USA. Beim Rücktransfer in die Staaten würden hohe Steuern von bis zu 40 Prozent fällig. Andererseits hat der designierte US-Präsident Trump bereits damit gedroht, Unternehmen, die außerhalb der USA produzieren und ihre Gewinne in Steuerparadiesen verbuchen, kräftig in die Parade fahren zu wollen. Diese Drohungen scheinen Wirkung zu zeigen. So lässt Apple derzeit prüfen, wie sich die iPhone-Produktion zurück in die USA verlagern lassen könnte.
Doch auch in Europa droht Apple Ärger. Europäische Behörden haben den Konzern wegen seiner Steuervermeidungsstrategie ins Visier genommen. So hat die französische Steuerbehörde Apple eine Nachzahlung über 400 Millionen Euro in Rechnung gestellt. Außerdem schwelt der Steuerstreit in Irland, wo Apple sein europäisches Hauptquartier unterhält. Irland habe dem US-Konzern über Jahre unzulässige Steuervergünstigungen gewährt, urteilte die EU-Kommission im Sommer.
Der irische Fiskus müsse daher bis zu 13 Milliarden Euro von Apple einfordern. Doch der irische Staat wehrt sich gegen den Vorwurf, unerlaubte staatliche Beihilfen gewährt zu haben, und will Beschwerde gegen den Beschluss der Kommission einlegen. Nach EU-Angaben hat Apple in Irland nur einen Steuersatz von 0,005 bis ein Prozent auf seine Gewinne bezahlt.
Microsoft - auf einmal cool
Angesichts all dieser Querelen scheinen die goldenen Zeiten bei Apple erst einmal vorbei. Wie auch die Zeiten, in denen der Konzern mit neuen Produktvorstellungen bei seinen Fans regelrechte Begeisterungsstürme entfachen konnte. Stattdessen sorgte Microsoft im ablaufenden Jahr für die Überraschungen und macht zunehmend auf Apple. 2015 hatten die Redmonder schon mit ihrem Laptop-Tablet-Hybrid Surface Book für Furore gesorgt.
Im Herbst 2016 legte Microsoft nach und stellte mit dem Surface Studio einen All-in-One-PC vor. Highlight ist das 28 Zoll große PixelSense-Touch-Display im 3:2-Format (4500 mal 3000 Pixel), das über eine Milliarde Farben darstellen kann und gerade einmal 1,25 Zentimeter dick ist. Der Clou: Das Display ist über eine raffinierte Scharniermechanik stufenlos neigbar und bietet den Nutzern damit verschiedene Arbeitsmodi – vom klassischen PC-Arbeitsplatz bis hin zum Groß-Tablet. Mit dem Surface Dial bietet Microsoft neben Maus und Tastatur ein neuartiges drehbares Eingabegerät mit haptischem Feedback, das das Arbeiten mit Kreativanwendungen rund um Video, Audio und Grafik unterstützen soll.
Beim Start des Surface-Tablets im Jahr 2012 hätte kaum ein Experte darauf gewettet, dass Microsoft mit seiner Hardware gegen Apple auch nur den Hauch einer Chance bekommt. Heute sieht das ganz anders aus. Tablet, Notebook sowie ein schicker All-in-One-PC – und vor allem der Coolness-Faktor stimmt. Den hatte bis dato Apple für sich gepachtet.
Die neuen Geräte machen deutlich, wie stark sich der weltgrößte Softwarekonzern derzeit verändert. Das wird auch an anderer Stelle immer klarer. Stand früher die Lizenzware Windows und Office im Rampenlicht, ist es heute die Cloud. Neben Microsoft sind auch die anderen großen Softwarekonzerne OracleOracle und SAPSAP ganz auf Cloud-Kurs eingeschwenkt. Neue Produkte werden inzwischen zuerst für die Cloud entwickelt, bevor sie auch als klassische On-Premise-Software auf den Markt kommen. Die Verantwortlichen der Anbieter wurden auch 2016 nicht müde, zu jeder Quartalsbilanz wieder zu betonen, wie rasant doch das eigene Cloud-Geschäft wachse. Alles zu Oracle auf CIO.de Alles zu SAP auf CIO.de