Rückblick
2016 - das Jahr der großen Überraschungen
Kratzer in Cloud-Politur
Doch der Umbau des Softwaregeschäfts drückt auf die Zahlen. Haben die großen Konzerne in den vergangenen Jahrzehnten Milliarden mit Lizenzen und Wartung verdient, müssen sie sich in der Cloud von den hohen Margen der Vergangenheit verabschieden. So hatten denn auch Microsoft wie Oracle rückläufige Umsätze und Gewinne zu beklagen. Einen hässlichen Kratzer bekam die Cloud-Politur der großen Anbieter Anfang des Jahres durch eine Gartner-Studie.
Die Analysten behaupteten, IBMIBM, Microsoft, Oracle und SAP wiesen ihre Cloud-Einnahmen allzu kreativ aus. Sie gingen mit irreführenden Umsatzzahlen hausieren und nutzten Cloud-bezogene Wachstumsraten, um ihr Profil in hart umkämpften Wachstumsmärkten zu schärfen. Weiter befeuert wurde die Kritik durch die Vorwürfe einer ehemaligen Oracle-Mitarbeiterin. Sie sei von ihren Vorgesetzten dazu angehalten worden, Einnahmen irregulär als Cloud-Umsätze zu verbuchen. Als sie sich weigerte, bei diesen Praktiken mitzumachen, sei sie entlassen worden. Oracle wies die Anschuldigungen als Racheakt einer Under-Performerin, die ihren Job verloren habe, zurück und kündigte eine Klage an. Alles zu IBM auf CIO.de
- Amazon Web Services
Forrester attestiert AWS ein marktführendes Portfolio an Cloud-Services. Hybrid-Cloud-Szenarien aber deckten die Konkurrenten zum Teil besser ab. - Microsoft Azure
Im Azure-Portfolio loben die Forrester-Experten besonders die Services für Softwareentwickler. - IBM Bluemix
IBM kann die Vorteile seines Cloud-Angebots vor allem in Unternehmen mit etablierten IT-Strukturen ausspielen. - Google Cloud
Googles Cloud-Portfolio punktet vor allem mit Machine-Learning- und Data-Services. - Oracle Cloud
Die Oracle-Cloud ist in erster Linie für Bestandskunden des IT-Konzerns interessant, urteilt Forrester. - Interoute Virtual Data Center
Der britische Anbieter Interoute profitiert im Forrester-Vergleich von seiner starken lokalen Präsenz in Europa. - Salesforce App Cloud
Vor allem die Entwickler-Services der App Cloud von Salesforce finden das Lob der Forrester-Analysten. - CenturyLink
Die Stärken des Cloud-Portfolios von CenturyLink liegen in den ausgefeilten Konfigurations- und Automation-Features. - CloudSigma
Cloud-Services aus der Schweiz offeriert CloudSigma. Kunden profitieren von besonders flexiblen und feingranularen Konifgurationsoptionen, kommentiert Forrester.
Im Cloud-Business bekommen es die alteingesessenen IT-Anbieter zudem mit neuen Wettbewerbern zu tun. Branchenprimus ist Amazon Web Services (AWS). Quartal für Quartal steigerte der Online-Händler seine Cloud-Einnahmen, auf zuletzt 3,2 Milliarden Dollar im dritten Quartal 2016, ein Plus von 55 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Dazu kommt, dass es längst nicht mehr nur Infrastruktur- oder Plattformdienste sind, mit denen AWS Geld verdient. Der Cloud-Anbieter wildert zunehmend im Revier der klassischen Softwareanbieter, beispielsweise mit einer eigenen Datenbank-Engine aus der Cloud. Gleiches gilt für Google. Der Suchmaschienenspezialist baut sein Cloud-Angebot kontinuierlich mit Apps und Schnittstellen zu eigenen Diensten wie Bild-, Sprach- und Texterkennung aus.
Siemens und GE bauen IoT-Plattformen
Für die Anwender wird der Markt damit zunehmend komplexer und unübersichtlicher. Das zeigt sich auch an anderer Stelle. Gerade im Umfeld von IoT erwächst den klassischen IT-Anbietern, die gerne an den Schalthebeln von Technik und Daten sitzen würden, neue Konkurrenz. Industriekonzerne wie Siemens und General Electric (GE) bauen eigene Plattformen für das Internet der Dinge und das kommende neue Industriezeitalter. Dafür nahmen die Unternehmen viel Geld in die Hand.
Siemens schluckte Anfang des Jahres für eine knappe Milliarde Dollar CD-adapco, einen Anbieter von Simulationssoftware. Ende des Jahres kauften die Münchner den US-Spezialisten für Automatisierungssoftware Mentor Graphics für 4,5 Milliarden Dollar. Aber auch Konkurrent GE blieb nicht untätig. Die Amerikaner übernahmen unter anderem ServiceMax, einen Spezialisten für "Mobile Field Force" für 915 Millionen Dollar. Außerdem heuern Firmen wie BoschBosch und ContinentalContinental große Entwicklermannschaften an und werden damit mehr und mehr zu Softwarefirmen. Top-500-Firmenprofil für Bosch Top-500-Firmenprofil für Continental
- Key Findings
Die COMPUTERWOCHE-Studie "Internet of Things 2016" finden Sie in unserem Shop neben anderen Studien der IDG Research Services als PDF-Download. - Bedeutung von IoT
Derzeit bewerten nur 45 Prozent der Unternehmen die Relevanz des IoT als sehr hoch oder hoch, 28 Prozent als eher niedrig oder niedrig. Ganz anders sehen die Werte für die Zukunft aus. 72 Prozent der Unternehmen glauben, dass IoT innerhalb der nächsten drei Jahre für sie wichtig oder sehr wichtig wird. Nur noch sieben Prozent der Firmen stufen die künftige Bedeutung des IoT als eher niedrig oder niedrig ein. - IoT in der Praxis
Bis dato haben insgesamt nur rund 15 Prozent der befragten Unternehmen bereits IoT-Projekte produktiv umgesetzt oder zumindest abgeschlossen. Immerhin ein Fünftel der Firmen will in den nächsten 12 Monaten oder mittelfristig erste IoT-Projekte realisieren, 12 Prozent erarbeiten derzeit eine IoT-Strategie. - IoT ist noch kein Thema, weil...
Wesentliche Gründe für die (noch) abwartende Haltung vieler Firmen sind andere Prioritäten, mangelnde Relevanz oder ein fehlendes Geschäftsmodell. Auch fehlendes Know-how bei den Mitarbeitern oder zu hohe Kosten spielen eine Rolle. - Auswirkungen (1/3)
Fast 60 Prozent der Unternehmen sehen IoT als große Chance. Gleichzeitig verkennen fast 45 Prozent das disruptive Potenzial des IoT, wenn sie glauben, sie sein gut genug für die Herausforderungen positioniert. - Auswirkungen (2/3)
Zumindest 39 Prozent der befragten Entscheider glauben, dass IoT ihre Unternehmen sehr verändern wird. Ein Drittel der Firmen befürchtet, dass sie von Start-Ups mit IoT-Technik überholt oder grundsätzlich von der Entwicklung überrollt werden, wenn sie sich nicht auf das IoT einstellen. - Auswirkungen (3/3)
Knapp 20 Prozent glauben immer noch, dass das Thema IoT für ihr Unternehmen nicht relevant sei. - Was ist IoT?
Die meisten bisherigen Projekte fallen unter die Kategorie Industrie 4.0 mit Themen wie Vernetzte Produktion, Smart Supply Chain und Predictive Maintenance, gefolgt von den Schwerpunkten Smart Connected Products. - Der Nutzen von IoT
Durch die Vernetzung aller Prozessketten, der Erschließung neuer Geschäftsmodelle sowie Kostensenkungen erwarten die Unternehmen als positive Effekte durch IoT. - IoT-Projekte in der Praxis
Neben Kategorien wie Connected Industry und Smart Connected Products gewinnen künftig auch IoT-Projekte aus den Bereichen Gebäudemanagement (Smart Building) und Vernetzte Gesundheit (Connected Health) an Bedeutung. - IoT-Technologien
Als Enabling Technologies für IoT sehen die Entscheider vor allem Cloud Computing und Netz-Technologien wie 5G, Narrowband IoT etc. - IoT-Herausforderungen
Die meisten Unternehmen geben grundsätzliche Sicherheitsbedenken als größte Hürde für IoT-Projekte an, da sie das Internet of Things als neues Einfallstor für Angriffe sehen. - Herausforderungen beim ersten Projekt
Für 57 Prozent der Firmen stellte Security tatsächlich die größte Herausforderung bei ihrem ersten IoT-Projekt dar. Fast die Hälfte der Firmen hatte beim ersten Projekt Probleme mit der Integration von IoT-Devices wie Sensoren und Aktoren in die eigene IT-Infrastruktur. - Hemmnisse bei Projekten
Aber auch in der Komplexität sowie im Know-how der Mitarbeiter sehen zahlreiche Unternehmen Hemmnisse. - Do-it-yourself oder Partner?
Bei der Umsetzung der IoT-Projekte sind die Optionen gleich verteilt. 51 Prozent der Firmen haben ihre IoT-Lösung eigenständig entwickelt, 49 Prozent gemeinsam mit externen Partnern. - In- und Outsourcing
n jeweils knapp einem Drittel der Unternehmen ging die Initiative für das erste IoT-Projekt entweder vom CIO und der IT-Abteilung oder von der Geschäftsführung aus, letzteres vor allem bei den kleinen Unternehmen. In elf Prozent der Firmen war ein eigenes IoT-Team die treibende Kraft für die ersten IoT-Aktivitäten, etwas seltener der CTO oder Fachabteilungen wie Vertrieb, Entwicklung oder Produktion - Wahl des IoT-Partners
Bei der Wahl eines IoT-Anbieters legen die Unternehmen vor allem Wert auf technisches Know-how, Vertrauen in den Anbieter sowie Branchenkompetenz. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis steht hinter Prozess-Know-how überraschend nur an fünfter Stelle im Anforderungskatalog. - Den IoT-Erfolg messen
Ein Viertel der Unternehmen konnte bislang noch keinen Mehrwert wie höhere Effizienz, niedrigere Kosten oder höhere Umsätze feststellen. In zwei Prozent der Unternehmen sind die IoT-Projekte gescheitert. Erstaunlicherweise gibt es in fast einem Fünftel der Unternehmen überhaupt keine Erfolgsmessung.
Überhaupt war es ein schwieriges Jahr für die alten IT-Granden. Turbulent lief das Jahr für Firmen wie DellEMC sowie die beiden Spaltteile von Hewlett-Packard – es hieß: sich schütteln, neu sortieren und die Geschäfte erst einmal wieder richtig auf die Schiene setzen. Bei Dell und EMC ging es in erster Linie um Integration. Die größte Übernahme der IT-Geschichte mit einem Volumen von über 60 Milliarden Dollar wurde 2016 von den Behörden und Aktionären abgenickt. Das Unternehmen firmiert nun unter Dell Technologies, hat rund 140.000 Mitarbeiter und steht für einen geschätzten Jahresumsatz von 74 Milliarden Dollar.
Bei HPE geht das Spalten weiter
Weniger Integration, stattdessen mehr Spaltung stand bei HPHP auf der Tagesordnung. Nachdem sich der Traditionskonzern Ende 2015 in die Business-Sparte HP Enterprise (HPE) und HP Inc., die das PC- und Druckergeschäft weiterbetreibt, aufgespalten hatte, dachte man, dass nun Ruhe einkehren würde. Doch weit gefehlt. Im Mai gab HPE überraschend bekannt, das Servicegeschäft abspalten und mit CSC fusionieren zu wollen. In dem neuen Servicegiganten mit einem Jahresumsatz von 26 Milliarden Dollar sei das Dienstleistungsgeschäft besser aufgehoben, hieß es von HPE. Und es ging noch weiter. Im September gab HPE sein Software-Business an den britischen Softwareanbieter Micro Focus ab. Alles zu HP auf CIO.de
Dell und EMC zu einem Infrastrukturriesen fusioniert, HP zerschlagen und eine IBM, die seit Jahren schrumpft: Für die großen IT-Traditionsanbieter könnte 2017 das Jahr der Wahrheit werden. Und wer weiß – vielleicht gelingt dem einen oder anderen wirklich das große Comeback. IBM beispielsweise baute zuletzt massiv seine Techniken rund um Cognitive Computing und Watson aus. Eine Strategie, die aufgehen könnte. Nach Einschätzung vieler Experten werden sich Themen wie künstliche Intelligenz und Machine Learning zu Schlüsseltechnologien entwickeln.
Gartner zufolge ist die Zeit reif für einen breiten Einsatz von Artificial-Intelligence-(AI-)Systemen. Das Ganze sei längst nicht mehr nur ein Spielfeld für Tüftler und Freaks. Crisp Research spricht schon vom postdigitalen Zeitalter, in dem Maschinen und Roboter mit menschlichen Eigenschaften agierten.
Schlaue Maschinen
Ein Thema, das auch im kommenden Jahr keine Langeweile aufkommen lassen dürfte, zumal die Diskussionen weitergehen werden. Während die einen Experten warnen, Maschinen könnten den Menschen das Heft aus der Hand nehmen und die Kontrolle an sich reißen, wiegeln andere ab. Diane Greene, die das Cloud-Geschäft bei Google verantwortet, sagte vor Kurzem, sie glaube nicht, dass maschinelle Intelligenz zu ihren Lebzeiten die Intelligenz des Menschen überflügeln werde.
Für Spannung dürften 2017 auch einige andere Techniken sorgen, die in diesem Jahr schon gehörig Schwung aufgenommen haben. Dazu zählen beispielsweise die Themen Augmented und Virtual Reality. Etliche Anbieter haben bereits entsprechende Brillen beziehungsweise Apps für die Verschmelzung von realer und virtueller Welt vorgestellt. Auch Drohnen dürften wieder für Gesprächsstoff sorgen.
Während die Behörden weltweit fieberhaft nach Reglements für den Flugverkehr suchen und überlegen, Führerscheine für Drohnenpiloten einzuführen, bauen die Hersteller schon an den neuesten Geräten. Pilotversuche, die Fluggeräte für die Zustellung von Paketen oder als Pizzaboten einzusetzen, laufen bereits. Für die Auslieferung von Päckchen rollten 2016 auch die ersten kleinen Fahrroboter hierzulande durch die Straßen. Und das alles dürfte erst der Anfang sein.