Digital-Twin-Vorteile

4 Argumente für digitale Netzwerk-Zwillinge

Bob Violino arbeitet als freier IT-Journalist für InfoWorld und Network World in den USA.
Heutige Netzwerkumgebungen sind zu komplex, um sie manuell zu überwachen. Die Digital-Twin-Technologie kann helfen.
Die Digital-Twin-Technologie ist weltweit auf dem Vormarsch.
Die Digital-Twin-Technologie ist weltweit auf dem Vormarsch.
Foto: Q world - shutterstock.com

Digitale Zwillinge gewinnen zunehmend an Zugkraft, versprechen sie doch, die Kluft zwischen physischer und virtueller Welt zu überbrücken. Laut Grand View Research soll der globale Digital-Twin-Markt von 2024 bis 2030 jährlich um 36 Prozent wachsen - mit Blick auf Europa prophezeien die Marktforscher mit 38 Prozent sogar eine noch bessere, jährliche Wachstumsrate. Das sei in erster Linie der Integration von Technologien wie künstlicher Intelligenz (KI), Cloud Computing und IoT zuzuschreiben, die das Digital-Twin-Wachstum weiter ankurbelten, so die Analysten.

Dabei haben digitale Zwillinge laut Jonathan Lang, Research Director bei IDC, bislang vor allem in physischen und anlagenintensiven Branchen wie der industriellen Fertigung oder der Ölindustrie Anklang gefunden. "In diesen Bereichen liegen die Benefits auf der Hand: ein besserer Einblick in den Zustand der Anlagen, höhere Zuverlässigkeit sowie Kosteneinsparungen", konstatiert der Chefanalyst. "IT-Umgebungen wie Infrastruktur, Netzwerk-Equipment oder Connected Devices weisen die gleichen Werttreiber auf", fügt er hinzu.

Im Folgenden vier schlagende Argumente für digitale Netzwerk-Zwillinge.

1. Mehr Sicherheit

Die Cybersicherheit zu optimieren, hat für die meisten Unternehmen kontinuierlich hohe Priorität. Da trifft es sich gut, dass die Digital-Twin-Technologie im Bereich Netzwerke das Sicherheitsniveau von IT-Infrastrukturen auf vielfältige Weise optimieren kann. Das könne insbesondere Security-, Netzwerk- und Cloud-Operations-Profis das Arbeitsleben leichter machen, meint Chiara Regale, Senior Vice President beim Digital-Twin-Spezialisten Forward Networks: "Den Teams in diesen Bereichen fehlt eine 'Single Source of Truth', die Daten zu Netzwerktopologie, -verhalten, -konfiguration, -segmentierung und -richtlinien bereithält. Von ihnen wird also erwartet, etwas zu managen und abzusichern, in das sie nicht wirklich Einblick haben. Möglicherweise kommen Monitoring-Tools zum Einsatz, aber die arbeiten isoliert und werfen jeweils unterschiedliche Anforderungen an Datengenauigkeit und Aktualität auf."

Im Gegensatz dazu würden digitale Zwillinge im Netzwerk-Bereich laut der Managerin dabei unterstützen, das gesamte Netzwerkverhalten zu verstehen, und Operations-Profis kontextbezogene, zuverlässige und umsetzbare Daten liefern. Sie spezifiziert: "Sie sammeln Konfigurations- und Zustandsinformationen über alle Netzwerk-Devices hinweg - vom Load Balancer über Router bis hin zu Firewalls, Switches und Cloud-Umgebungen. Diese Daten werden dazu verwendet, alle möglichen Pfade innerhalb des Netzwerks zu berechnen, Daten zum Netzwerkverhalten zu analysieren und die Konfiguration durchsuchbar und überprüfbar zu machen. Digitale Netzwerk-Zwillinge bieten bemerkenswerte Sicherheitsvorteile, etwa mit Blick darauf, kritische Schwachstellen zu identifizieren oder Remediation-Pläne auf Basis individueller Gerätekonfigurationen und -Funktionen zu entwickeln."

Darüber hinaus könnten Network Digital Twins auch Incident-Response-Analysen beschleunigen, weil sie unvermittelt Aufschluss über die Reichweite von kompromittierten Hosts geben könnten. Das verkürze laut Regale den Zeitrahmen, um Sicherheitsvorfälle zu beheben, erheblich.

2. Optimierte Dokumentation

Digitale Zwillinge können jedoch auch Infrastruktur-Insights ermöglichen, die über die reine Konfiguration hinausgehen - etwa dazu, was in der Netzwerkumgebung vor sich geht.

Das ist wiederum eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Dokumentation, die in vielen (Groß-)Unternehmen ein Problem darstellt, wie Michael Wynston, Director of Network Architecture and Automation beim Finanzdienstleister Fiserv, erklärt: "Unternehmen haben in Sachen Dokumentation regelmäßig Nachholbedarf, weil ihre Priorität auf dem Deployment liegt, keine Standards für die Dokumentation von Infrastrukturanpassungen existieren und diese Arbeit allgemein ausufert."

Deswegen setzt Wynstons Arbeitgeber in diesem Bereich auf den Support einer Digital-Twin-Plattform. So konnte der Finanzdienstleister Geräte identifizieren, die nie ordnungsgemäß außer, beziehungsweise in Betrieb genommen wurden. "Ohne einen digitalen Zwilling kennen Sie weder Ihre Umgebung noch CVE-Risiken und können nicht automatisieren. Das kann die gesamte IT-Infrastruktur lähmen", warnt der Manager.

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