User Experience, Multiscreen-Design und Virtual Reality
6 Kreativitätstrends 2017 - und wie Sie damit umgehen
Die einzige Konstante in der Kreativindustrie sei die ständige Veränderung, erklärte Adobe-CEO Shantanu Narayen zur Eröffnung der Adobe MAX 2016 in San Diego. Das Tempo der Veränderungen nehme zu. Viele empfänden diesen Zustand als Bedrohung, man könne ihn aber auch als Chance begreifen. Adobe jedenfalls habe sich schon vor fünf Jahren darauf eingestellt. Der Umstieg von der klassischen Creative Suite auf das Mietmodell mit Creative Cloud stieß bei den Kreativen nicht nur auf Begeisterung. Inzwischen aber zeige sich, dass man auf dem richtigen Weg sei.
Adobe könne dank des Cloud-Modells nicht mehr nur im Jahres-Rhythmus mit Updates und neuen Funktionen auf Trends reagieren, sondern Software deutlich schneller zur Verfügung stellen. Auf der Kundenveranstaltung ging es aber nicht nur um neue Features und Programme, vielmehr wurden wichtige Trends für das digitale Design deutlich. Gleichzeitig stellte der Hersteller mögliche Lösungen in Form von neuen Funktionen oder komplett neuen Werkzeugen vor, die helfen sollen, sich auf die Trends einzustellen.
Trend 1: Multiscreen-Design
Laut der Adobe-Studie The State of Content sind 83 Prozent der Konsumenten weltweit auf mehreren Geräten unterwegs. In Deutschland sind im Schnitt mindestens zwei Bildschirme gleichzeitig im Einsatz. Wer also denkt, dem digitalen Design gehöre immer die volle Aufmerksamkeit, der liegt falsch. Es geht nicht nur um kürzere Aufmerksamkeit, sondern auch darum, sich gegen direkte Konkurrenz durchzusetzen. Ein klassisches Beispiel ist dabei sicher das Smartphone, auf dem zum Fernsehen Beiträge auf Social Media konsumiert werden. Die gute Nachricht: Content mit gutem Design kann sich durchsetzen. Die Schlussfolgerung: Wer Aufwand bei der Gestaltung von digitalen Inhalten betreibt, gewinnt. Denn gutes Design erhöht die Chance, den Kampf um die Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Trend 2: Mehr Inhalte, mehr Kanäle, mehr Tempo
Ein wichtiger Trend, der sich schon seit Jahren abzeichnet, aber sich immer mehr verstärkt, heißt bei Adobe "Content Velocity". Damit wird der Zustand beschrieben, dass Botschaften nicht mehr nur für Print und Web aufbereitet werden müssen, sondern auch für andere Kanäle, darunter etwa Blogs, Social Media-Plattformen wie Facebook, Instagram, YouTube und als App für Smartphone, Tablet und Smartwatch. Digitale Inhalte müssen also für viele Plattformen mehr angepasst werden. Dieser Zustand wird dann sogar noch erschwert, indem die Kunden Inhalte in immer kürzerer Zeit erwarten. So machen kurze Deadlines Druck.
Teils müssen nur Pixelgrafiken an Zielgrößen angepasst werden, doch das ist nicht ohne Aufwand: Allein bei Facebook gibt es verschiedene Größen für verschiedene Beitrags-Typen, Instagram und Twitter haben noch einmal andere Seitenverhältnisse. Bei jeder Grafik muss Typografie und Layout sitzen und auf verschiedenen Endgeräten wie Smartphones gut lesbar bleiben.
Dazu ist die Erwartungshaltung der Zielgruppe gestiegen: Sie will auf Social-Media-Kanälen täglich frische Inhalte. Design und Inhalt müssen oft auch noch für verschiedene Zielgruppen oder einzelne Kunden personalisiert werden. Als Lösung will Adobe die Arbeit mit seinen Tools zeitsparender machen, zum Beispiel sollen intelligente Funktionen Routineaufgaben wie Größenanpassungen beschleunigen.
Die kostenlose Web- und Mobile-App Adobe Spark hilft zum Beispiel bei der zeitraubenden Ausgabe für mehrere Kanäle: Mit "Auto-resize" kann Spark die Grafik für Facebook, Pinterest, Instagram oder Twitter-Post ausgeben - ohne stundenlange Anpassungen. Eigentlich wurde Spark für Einsteiger erdacht, da hier mit Vorlagen minutenschnelle Designs möglich sind. Adobe fand jedoch heraus, dass auch Profis oft Spark einsetzen, wenn es schnell gehen muss.
Trend 3: Stock-Material als Kreativwerkzeug
Die Suche nach Bildmaterial kostet den Kreativen immer wieder viel Zeit. Statt Bilder selbst zu produzieren greifen viele Designer auf Bilder von der Stange zurück. "Stock" heißt "auf Lager haben", also kann so eine aufwändige Fotoproduktion gespart werden.
Stock Material hat bei vielen jedoch immer noch einen schlechten Ruf - oft zu unrecht. Bei Stock-Bildern denken viele Kreative nur an billige Motive wie grinsende Damen aus dem Callcenter. Tatsächlich umfasst Stock-Material heute aber eine Bandbreite an Bildern, die niemand selbst produzieren könnte. Die Qualität steht oft aufwändigen Fotoproduktionen nicht nach. Und nicht nur Fotos, sondern auch Videos, Illustrationen, Grafiken, 3D-Modelle und Vorlagen sind im Angebot.
Stock-Dienste vergrößern so bei knappen Deadlines und Budgets den kreativen Spielraum und machen unmögliche Ideen budgetgerecht. Was viele nicht wissen: Selbst in teuren Hollywood-Produktionen wird schon seit Jahrzehnten nicht mehr jede Luftaufnahme oder Explosion für einen Spielfilm extra produziert.
Mit Adobe Stock hat Adobe einen hauseigenen Bilderdienst im Programm, der seit dem Aufkauf von Fotolia und deren Bilder-Fundus hinzugekommen ist. Er bietet zum Beispiel 60 Millionen Fotos und deckt jetzt auch Bereiche wie News, Sport, Unterhaltung oder historische Aufnahmen ab - mit dem Archiv von Reuters. Die Stärke von Adobe Stock ist aber vor allem auch die direkte Anbindung an die Produktionsprogramme wie Photoshop.
Bildmaterial kann direkt aus dem Programm gesucht und heruntergeladen werden. Auch der Kauf funktioniert so einfach wie ein In-App Kauf aus einer mobilen App. Kreative können Vorschaubilder in Photoshop laden, damit experimentieren und dann das hochaufgelöste Bild aus dem Programm kaufen. Die Arbeitsschritte bleiben dabei erhalten.
Neu hinzugekommen ist jetzt auch die Möglichkeit, ein Ausgangsbild statt einem Suchbegriff zu nutzen. Designer bekommen oft Beispiele gezeigt und sollen ähnliche Bilder finden, bei denen die Nutzungsrechte geklärt sind - oft eine schwierige Aufgabe. Mit Stock können sie künftig einfach das Bild als Suchanfrage nutzen.