"Global CIO Executive Program" bei Siemens
Die CIO-Schule
Jacqueline Volz ist aus Malvern, Pennsylvania, angereist; ihre Mitschüler im "CIO Executive Program" trifft sie in der Siemens-Führungsakademie in Feldafing bei München zum ersten Mal, obwohl sie schon seit drei Monaten mit ihnen zusammenarbeitet. Die bisherigen Meetings fanden ausschließlich in virtuellen Klassenzimmern statt. Volz ist IT-Managerin bei Siemens Medical Solutions, Health-Services, einem Unternehmen für Medizintechnik, das erst seit wenigen Monaten zum Konzern gehört. Ihr Kollege Olgierd Dudko, Projektleiter und Mitarbeiter des CIOs bei der polnischen Siemens Regionalgesellschaft, hat sich von Warschau aufgemacht, um an der einwöchigen Präsenzphase der insgesamt sechsmonatigen Ausbildung teilzunehmen.
Die beiden CIO-Eleven sind offenkundig begeistert. Das liegt nicht nur am Ambiente der Tagungsstätte: "Ich glaube an die neue Rolle des CIOs, wie sie hier vermittelt wird", erklärt die Amerikanerin; Dudko spricht gar von "dramatischen" Erkenntnissen, die er während der vergangenen Tage gewonnen habe. Für ihn steht außer Zweifel, "dass der CIO entscheidend zum Geschäftserfolg beitragen kann - wenn er seine Rolle richtig versteht und ausfüllt". Und darum geht es in dem Programm: Welchen Aufgaben stehen die 14 CIOs der Siemens-Bereiche und die noch größere Zahl der Regional-CIOs gegenüber? Welche Fähigkeiten und welches Verständnis ihrer Funktion brauchen sie, um IT- und BusinessManagement unter einen Hut zu bringen?
Ausbildung für Siemens maßgeschneidert
"In dem Programm geht es weniger um Wissenstransfer, sondern eher darum, ein Verständnis der künftigen Rolle des CIOs im Unternehmen zu vermitteln", sagt Martina Girkens, als Leiterin der Personalentwicklung für das CIO-Programm verantwortlich. Zusammen mit der IMD Business School (International Institute of Management Development) aus Lausanne ist der Ausbildungsgang für die Siemens-Belange maßgeschneidert worden. Er besteht aus Online-Meetings, Online-Gruppenarbeit, einer einwöchigen Präsenzphase und einer zweitägigen Abschlussveranstaltung. "Wir haben uns vorher bei verschiedenen Business Schools nach Konzepten erkundigt. Aber da gab es nichts, was unseren Anforderungen entsprochen hätte", so Girkens. Nach Anfragen beim MIT, der London Business School und der Columbia University fiel die Wahl auf die Schweizer. Entweder zu technik-lastig oder zu sehr auf reines Management ausgerichtet präsentierte sich das Angebot der anderen Anbieter.
Die Hürden für die Teilnehmer sind hoch, die Zusammensetzung der Gruppe ist keineswegs homogen: Neben gestandenen CIOs sind es Anwärter auf diese Position, die hier eine Vorstellung von ihren künftigen Aufgaben entwickeln sollen. "Befruchtend" nennt Girkens die Atmosphäre, in der alte Hasen und begeisterungsfähige Jungmanager zusammenarbeiten und dabei - so das Kalkül - nebenbei die Basis für ein Networking schaffen. Garantien gibt es jedoch nicht. "Nicht jeder Teilnehmer wird CIO", erklärt Girkens. "Gerade für die jungen Leute hat die Veranstaltung auch Assessment-Charakter." Kandidaten werden von den Bereichs-CIOs oder der zentralen Personalentwicklung identifiziert. Zum Zug kommen ausschließlich High Potentials, die bereits über Führungserfahrung und Methodenwissen verfügen.
Es sei nicht leicht, Führungskräfte für IT-Strategie zu begeistern, räumt Personalentwicklerin Girkens ein. Nicht selten fürchteten die Kandidaten, mit der Spezialisierung auf IT-Fragen in eine Karrieresackgasse zu geraten. Die CIO-Schule diene deshalb auch dazu, Business-Manager von der Attraktivität einer CIO-Position zu überzeugen. Kein Wunder also, dass die meisten der 27 Teilnehmer des ersten Ausbildungsgangs aus dem IT-Kernbereich kommen. Aber schon beim nächsten Lehrgang, der voraussichtlich im Januar mit etwa 30 Teilnehmern startet, rechnet Girkens mit deutlich mehr Business-Managern.