Wie Otto BI und Fachbereiche eng miteinander verzahnt
10.08.2020 von Martin Bayer
Werkzeuge für Business Intelligence (BI) bilden den Dreh- und Angelpunkt im Online-Auftritt von Otto. Die eigenen Mitarbeiter, Partner und Kunden sollen damit mehr Komfort auf der Plattform des Online-Händlers geboten bekommen.
Der Otto-Katalog gehörte in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts fest zum Inventar deutscher Haushalte. Millionen Menschen warteten Jahr für Jahr gespannt auf das Schwergewicht, um in die bunte Warenwelt des deutschen Wirtschaftswunders abzutauchen und einzukaufen. Angefangen hatte alles im Jahre 1950 mit dem ersten Katalog des Werner Otto Versandhandels: Auf 14 handgebundenen Seiten präsentierte der Händler 28 Paar Schuhe. Auflage: 300 Exemplare.
Die Verantwortlichen waren schon damals innovativ und trafen gleich den Nerv der Verbraucher. Als erster Versender führte Otto etwa den Kauf auf Rechnung ein. Das Unternehmen boomte. Ende der 50er Jahre gehörte der Otto Versand mit einem Umsatz von rund 100 Millionen Mark zu den neuen Großkonzernen der Republik. Im Geschäftsjahr 2019/20 stand sogar ein Umsatz von 14,3 Milliarden Euro zu Buche. Fast 52.000 Mitarbeiter stehen bei den Hamburgern auf der Lohnliste.
Dass der Händler auch heute gut dasteht, verdankt er seiner Bereitschaft, sich laufend zu hinterfragen und zu verändern. Das war auch nötig, denn das Internet hat den Handel spätestens seit der Jahrtausendwende massiv verändert. Unternehmen wie Amazon sprengen heute alle Maßstäbe. Viele Händler, die die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben und zu spät reagierten, sind inzwischen Geschichte.
Otto setzt auf Algorithmen und Daten
Otto hat früh auf technologische Veränderungen reagiert. Im Jahre 1994 präsentierte der Versandhändler als erster sein Sortiment auf einer interaktiven CD-ROM. 1995 folgte der Gang ins Internet. Mit den Gründungen von discount24 und travelchannel.de bauten die Hamburger im Jahr 2000 ihre Online-Präsenz weiter aus.
Heute heißt das Unternehmen Otto GmbH & Co. KG und die Verantwortlichen schreiben laufend weiter an ihrer Digital Story. Dreh- und Angelpunkt ist dabei der Ausbau des eigenen Online-Auftritts zu einer Plattform. Ziel ist es, ein "digitales Echtzeitunternehmen powered bei Otto BI" zu werden. Die Schlüssel zur Connected Company sind Algorithmen und Daten. Mit seiner breit angelegten BI-Strategie bewarb sich Otto in diesem Jahr um den DIGITAL LEADER AWARD, den der IDG-Verlag gemeinsam mit der NTT-Gruppe vergibt. Dabei kam die Bewerbung auf den dritten Platz in der Kategorie STRATEGY.
Das bedeutet: Neben seinem Kerngeschäft baut Otto sein Geschäftsmodell um einen Marktplatz sowie zusätzliche Services für Kunden und Partner aus. Bereits in den vergangenen beiden Jahren hat der Konzern jeweils 100 Millionen Euro in die zugrundeliegende Infrastruktur investiert. Im laufenden Geschäftsjahr 2020/21 sollen mindestens 1.000 neue Partner automatisiert in die Handelsplattform eingebunden werden.
Die Top CIOs im Handel
Michael Müller-Wünsch Der Berliner Michael Müller-Wünsch (aka: MüWü) ist seit August 2015 Bereichsvorstand Technology (CIO) der Otto-Einzelgesellschaft. In dieser Funktion verantwortet Müller-Wünsch die Weiterentwicklung der IT-Landschaft und Tech-Architektur des Onlinehändlers und treibt damit den Wandel des Geschäftsmodells in Richtung Plattform. 2017 wurde die Technologie-Organisation von Otto unter seiner Führung mit dem CIO Innovation Award ausgezeichnet. Während seiner beruflichen Laufbahn arbeitete der im Bereich KI promovierte Informatiker und Diplom-Kaufmann unter anderem für Lekkerland, Ceva Logistics, MyToys und Herlitz.
Markus Mosa Seit Februar 2015 wird das Ressort IT/Logistik beim Lebensmittelkonzern Edeka direkt vom Vorstandsvorsitzenden Markus Mosa geführt. Vorgänger Michael Wulst ging aus persönlichen Gründen in Rente. Das Vorstands-Team der Edeka AG besteht nun aus nur noch drei Vorständen.
Eduard Spitz Die weltweite IT von Hugo Boss liegt seit März 2023 in den Händen von Eduard Spitz. Sein Vorgänger Jörg Walter ging in den Ruhestand.
Bastian King Mit Bastian King beruft das Modeunternehmen Takko Fashion erstmals einen Chief Information Officer. Er soll den digitalen Wandel vorantreiben. Die Position des CIO hat der Modehändler aus dem nordrhein-westfälischen Telgte neu geschaffen. Zum 1. März 2023 holte das Management dazu Bastian King an Bord.
Christian Metzner Seit Mitte April 2023 leitet Christian Metzner die IT der Drogeriemarktkette Rossmann. Seiner Vorgängerin Antje König stieg Anfang 2022 in den Vorstand auf. Metzner kommt von Volkswagen Financial Services.
Melanie Fichtner Zum 1. Februar 2024 hat Melanie Fichtner den CIO-Posten bei der Baywa übernommen. Zuvor leitete sie die operative IT des Konzerns.
Ricardo Diaz Seit August 2017 arbeitet Ricardo Diaz bei der Emil Frey AG in Zürich als CIO/CTO. Die Gruppe ist im Automobilhandel tätig. Der gelernte Diplom-Kaufmann Diaz war im April 2014 vom Energie Versorger EnBW als Vice President IT Strategy &Steering zur Unternehmensgruppe Media-Saturn gekommen. Im Juli 2014 wurde er CEO der Media-Saturn IT-Services und CIO bei Media-Saturn.
Matthias Wlaka Seit 1. Januar 2024 ist Matthias Wlaka CIO und Mitglied der Geschäftsführung von Bonprix. Die Stelle wurde neu geschaffen, um die IT-Aktivitäten des Modehändlers zentral zu bündeln.
Marc Rauscher Seit 1. April 2023 ist der ehemalige IT-Chef von Douglas, Marc Rauscher, Geschäftsführer der Hagebau IT GmbH. Er verantwortet das operative Geschäft der IT-Tochter.
Roman Melcher Roman Melcher verantwortet bei dm nicht nur die IT, sondern sitzt auch in der Geschäftsführung des Drogeriekonzerns.
Lars H. Heimann Lars H. Heimann ist seit März 2019 CIO der BAHAG AG, die zentrale Einkaufsgesellschaft der BAUHAUS Regionalgesellschaften. Seit Anfang 2021 hat er zudem den Posten des Senior Vice President Corporate IT inne. Er kam bereits 1999 in das Unternehmen.
Roland Schütz Roland Schütz, langjähriger CIO der Lufthansa, wechselt als Vorstand für IT und Digitalisierung zum Mannheimer Pharmahändler Phoenix. Schütz tritt die neu geschaffene Position des Chief Information Officer Anfang 2021 an.
Andreas Hubert Andreas Hubert ist seit Februar 2021 Group CIO von Adidas.
Katja Burkert Seit 1. Juli 2021 ist Katja Burkert CIO bei Intersport. Sie folgte auf Lars-Eric Pusch, der zur Drogeriekette Müller wechselte.
Sinanudin Omerhodzic Sinanudin Omerhodzic ist seit Oktober 2020 Geschäftsführer IT bei Aldi Nord. Er kommt von der Paul Hartmann AG.
Frank Schroeder Frank Schroeder ist seit Mai 2016 Head of IT der Interseroh Dienstleistungs GmbH, einer Tochter des Berliner Recycling- und Umweltdienstleisters Alba. Er war zuvor Leiter IT-Management und Leiter Innovationsmanagement beim Bauunternehmen Hochtief AG in Essen.
Severin Canisius Seit September ist Severin Canisius CIO und Mitglied der Geschäftsführung des Essener Schuhhändlers. Er folgt auf Olaf Schrage, der das Unternehmen Ende 2021 verlässt.
Katharina Knötel Katharina Knötel hat im August 2021 den CIO-Posten bei Coca-Cola European Partners CCEP von Christian Rasche übernommen, der Mitte Juni zu The Coca-Cola Company gewechselt ist. Sie berichtet sowohl an Peter Brickley, CIO von CCEP, als auch die Geschäftsführung der deutschen Dependance. Knötel ist Teil der hiesigen Geschäftsführung und hat zudem einen Sitz im internationalen BPT-Führungsteam. Sie leitet den Bereich Business, Process and Technology (BPT) in Deutschland und ist unter anderem verantwortlich für Vertriebs- und Lieferkettenlösungen.
Jörg Kohlenz Am 1. Juli 2022 hat der ehemalige Leoni-CIO Jörg Kohlenz die Position des Group CIO beim Thermomix-Anbieter Vorwerk übernommen.
Lars-Eric Pusch Seit April leitet Lars-Eric Pusch die IT der Drogeriemarktkette Müller. Er soll sie zu einem datengetriebenen Unternehmen machen.
Michael Rybak Michael Rybak hat bei der Drogeriekette Rossmann Anfang 2015 als Geschäftsführer den neu geschaffenen Geschäftsbereich Logistik und IT übernommen. Er verantwortete bereits seit Mitte 2014 zusätzlich zur Logistik den Fachbereich IT. Rybak wechselte 2009 in die Logistik des Drogeriekonzerns, wurde Logistikleiter sowie Geschäftsführer der Logistik-Gesellschaft und trat in die Geschäftsleitung ein.
Mark Michaelis Seit dem 7. Juni 2021 ist Mark Michaelis Geschäftsführer der Markant Services International GmbH sowie ihres polnischen Pendants. Das Unternehmen verantwortet die IT, Produktentwicklung und den Betrieb der Dienstleistungen und Services der Markant-Gruppe.
Michael Kaib Michael Kaib wurde im Juli 2015 neuer CIO in der Zentrale des Modekonzerns Esprit in Ratingen. Er berichtet an den Chief Operations & Systems Officer, Leif Erichson. Kaib kam im Mai 2010 zu Esprit. Er war dort zuletzt Vice President - Head of IT Governance & Enterprise Architecture. Kaib studierte Betriebswirtschaftslehre an der Philipps-Universität Marburg und in den USA und promovierte anschließend am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Marburg. Seine berufliche Karriere begann er 1998 als Berater bei Booz & Company in Frankfurt am Main in der globalen IT Practice.
Andreas Schobert Bei der Hornbach-Baumarkt-AG ist Andreas Schobert (41) seit 2015 neuer IT-Vorstand. Das Ressort Technologie wurde neu geschaffen. Der Vorstand wurde dafür von sechs auf sieben Mitglieder erweitertet. Im neuen Ressort laufen ab sofort die Fäden für die konzernweite Informationstechnologie sowie das E-Business zusammen. Seit 2012 war Schobert als Leiter E-Business für den internationalen Aufbau und die Weiterentwicklung des Online-Geschäfts im Hornbach-Baumarkt-AG Konzern zuständig.
Nathan Mott Nathan Mott ist seit Oktober 2014 CIO beim Stuttgarter Pharmagroßhändler McKesson Europe (zuvor: Celesio). Der IT-Chef kam aus den USA, vom Mehrheitsaktionär McKesson. Mott war zuletzt Präsident der McKesson Pharmacy Systems & Automation (MPS&A) und hatte danach zusätzlich das Celesio Coordination Planning Office geleitet.
Armin Bergbauer Mit Armin Bergbauer hat der Technologie-Distributor Ingram Micro seit Frühjahr 2008 einen neuen IT-Chef. Seine Vorgängerin Barbara Neumann hatte sich in den Ruhestand verabschiedet. Als Leiter IT & Organization ist Bergbauer auch Mitglied der Geschäftsleitung und berichtet an Gerhard Schulz, den Vorsitzenden der Geschäftsführung.
Walter Schulte-Vennbur Bei Electronic Partner verantwortet Walter Schulte-Vennbur seit Februar 2013 die IT. Der Diplom-Informatiker war zuvor CIO be Also Actebis. Auch vor dem Zusammenschluss von Also und Actebis 2011 arbeitete er mehr als 15 Jahre in verschiedenen Positionen beim Vorgängerunternehmen Actebis.
Bernd Herrmann Bernd Herrmann arbeitet seit 1990 bei Würth, einem Großhandel für Produkte der Befestigungs- und Montagetechnik. In der Würth-Gruppe ist er Geschäftsbereichsleiter für IT, E-Business und Logistik sowie Geschäftsführer für die Bereiche Marketing und EDV der Adolf Würth GmbH & Co. KG. Seit Mai 2015 ist er auch in der vierköpfigen Konzernführung der Würth Gruppe vertreten und dort für IT und E-Business verantwortlich.
Stephan Wohler Seit 2011 ist Stephan Wohler im Vorstand der Edeka Minden-Hannover. Er verantwortet bei der größten Edeka-Regionalgesellschaft die Ressorts IT und Logistik. Wohler kommt von der Metro, wo er zuletzt als Vorsitzender der Metro Group Logistics (MGL) arbeitete.
Khaled Bagban Zum 1. Juli 2024 ist Khaled Bagban als CIO bei der Metro AG eingestiegen. Gleichzeitig wurde er CEO der Digitalisierungstochter Metro.digital. Er folgt auf Timo Salzsieder.
Michael Homburg Michael Homburg ist seit April 2016 Geschäftsbereichsleiter IT/Organisation bei Edeka Nord. Sein Vorgänger Ernst Bochnig ist in den Ruhestand gegangen. Seit Mitte 2015 war Homburg bei Edeka Nord bereits stellvertretender Geschäftsbereichsleiter IT/Organisation.
Benjamin Beinroth Neun Jahre war Benjamin Beinroth bei dem Lebensmitteleinzelhändler Tegut beschäftigt, davon vier Jahre als Chief Information Officer (CIO). Er wechselte zum Jahresbeginn 2016 in die CIO-Position bei Fressnapf. Beinroth berichtet als CIO direkt an Hans-Jörg Gidlewitz. Dieser ist verantwortlicher Geschäftsführer für die Bereiche Finanzen, Personal und IT bei Fressnapf.
Jörg Heinen Jörg Heinen heißt der IT-Leiter bei WMF (Württembergische Metallwarenfabrik AG) in Geislingen. Seit Februar 2016 ist er im Amt. Der Vice President Global IT (CIO), so sein offizieller Titel, war zuvor Corporate Director, Strategic Vendor Management, bei der Henkel AG in Düsseldorf. Dort war er zuvor auch CIO Western Europe und damit verantwortlich für die IT-Services in der umsatzstärksten Region.
Andreas Möller Seit März 2018 ist Andreas Möller Geschäftsführer IT/ Managing Director IT beim Lebensmittelhändler Aldi Nord in Essen. Zuvor war er dort Bereichsgeschäftsführer IT, verantwortlich für IT-Projekte & -Methodik.
Frank Hoe Frank Hoe ist seit September 2016 CIO DACH bei der L’Oréal Deutschland GmbH in Düsseldorf. Er blickt auf 15 Jahre Erfahrung als CIO und IT Direktor in internationalen Unternehmen wie McDonald’s, Dole Food Company, Aldi Stores UK/Ireland und beim TÜV Rheinland zurück. Hoes Vorgänger im Amt, Abder Dellys, ist in den Ruhestand gegangen.
Johannes Wechsler Johannes Wechsler ist seit Juli 2018 neuer Geschäftsführer der MediaMarktSaturn IT Solutions in Ingolstadt. Wechsler berichtet an Atul Bhardwaj, CTO der MediaMarktSaturn Retail Group und CEO der MediaMarktSaturn IT Solutions. Wechsler wird die Geschäftsführung der MediaMarktSaturn IT Solutions um Bhardwaj, Orhan Olgun und Thomas Gawron ergänzen. Zuvor, seit Mai 2015, war Wechsler CIO der ProSiebenSat.1. Media SE.
Max Thelen Weil Erwin Sattler in die Geschäftsführung aufstieg, übernahm Max Thelen im Herbst 2010 dessen Position als Bereichsleiter IT/ORG beim Pharmagroßhändler Sanacorp. Damit verantwortet er IT-Infrastruktur und Anwendungsentwicklung des Unternehmens. Zugleich fungiert er als Schnittstelle zu den Fachbereichen.
Michael Baier Neuer Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Infokom in Karlsruhe ist seit Juli 2018 Michael Baier. Infokom ist die IT-Tochter der Eurobaustoff, einer Kooperation für den mittelständischen Baustoffgroß und -einzelhandel. Zuletzt war Baier Vorstandsmitglied der Abas Unternehmensgruppe.
Jens Siebenhaar Jens Siebenhaar ist seit Oktober 2018 CIO beim Bekleidungsunternehmen C&A Europe. Zuvor arbeitete Siebenhaar als Geschäftsführers der REWE Systems GmbH. Siebenhaar war im März 2009 Leiter der IT bei REWE geworden. Er wechselte damals von der Baumarktkette OBI an den Rhein.
Frank Scholz Frank Scholz ist seit September 2018 Group CIO bei der Citti Handelsgesellschaft in Kiel. Er ist dort für die gesamte IT verantwortlich. Scholz war zuvor CIO bei der DB Regio. In den kommenden vier Jahren wird er sich die Aufgabe mit dem bisherigen IT-Leiter Matthias Ernst teilen.
Ulrich Wiedemann Ulrich Wiedemann ist seit September 2020 IT-Leiter von Vinzenzmurr. Zuvor war er CIO und COO beim Münchner Edelmetallhändler Pro Aurum, zu dem er Anfang 2020 von Essity gewechselt ist.
Jochen Jaser Jochen Jaser ist seit Juni 2019 neuer CIO beim Kölner E-Commerce Unternehmen HRS Group. Zuvor war Jaser bis Mai 2019 ein Jahr als CTO bei der Bearing Point Software Solutions GmbH in Frankfurt. Fast acht Jahre arbeitete er bei der Frankfurter Matrix42 AG, als CTO und CEO und sowie fünf Jahre bei der Karlsruher update4u Software AG, als Head of Product Management und CTO.
Andreas Helber Mit dem Jahreswechsel 2010/11 änderten sich die IT-Verantwortlichkeiten bei der BayWa: Andreas Helber wurde zum Finanzvorstand berufen und übernahm zugleich das IT-Ressort vom vormaligen Vorstand Frank Hurtmanns. Dieser verließ den Agrarhändler. IT-Dienstleistungen bezieht die BayWa über die RI-Solution GmbH, die sie Anfang 2002 zusammen mit der österreichischen RWA AG gegründet hat. Chef des Dienstleisters ist Eugen Berchtold.
Eine zentrale Rolle bei der Plattformentwicklung spielt das Thema BI. Etwa 200 Mitarbeiter arbeiten aktuell an einer breit gefächerten Palette von Technologien und Produkten, die auf einer Cloud-basierten Technologiegrundlage zügig ausgerollt werden sollen. Es geht darum, den vorhandenen Datenschatz möglichst vielen Anwendern aus einem Data Lake heraus nach Bedarf in Echtzeit zur Verfügung zu stellen.
BI für Mitarbeiter, Kunden und Partner
Das alles bildet die Grundlage für neue Lösungen und Produkte, die Otto den eigenen Mitarbeitern, seinen Kunden sowie Plattformpartnern anbietet. Das sind einige Beispiele:
Mit Do-It-Yourself-BI (diy:BI) bietet Otto internen Anwendern die Möglichkeit, eigene Analysen und Reports zu erstellen. Die Auswertungen können allen Mitarbeitern oder einem ausgewählten Nutzerkreis zur Verfügung gestellt werden. Der Konzern verspricht sich davon mehr Flexibilität und Freiheit bei der Interaktion mit Daten. So ließen sich einfacher, schneller und kollaborativ datengestützte Erkenntnisse gewinnen, Entscheidungen treffen und ein höherer Business Value generieren.
Ein eigens für otto.de entwickelter Knowledge Graph soll Kunden die Suche erleichtern. Das System erkennt mit Hilfe von Natural Language Processing (NLP) und KI die Suchintention und führt damit zu mehr relevanten Suchtreffern sowie optimierten Produktempfehlungen. Hinzu kommt eine visuelle Suche, die Kunden dabei helfen soll, via Bilderkennung passende Produkte zu finden. Per Smartphone aufgenommene Fotos können per App auf die Otto-Plattform hochgeladen werden. Dort sucht das System nach ähnlichen Produkten und schlägt sie dem Kunden vor.
Auch Handelspartnern bietet Otto auf seiner Plattform eine Reihe von Werkzeugen. Schaltzentrale ist "Otto-Partner Connect" (OPC). Dort finden sich Analysen und Handlungsempfehlungen, die Partnern dabei helfen sollen, ihre Plattformaktivitäten und Geschäfte besser zu steuern. Daten aus dem Controlling, der Logistik und dem Onlineshop werden dazu genutzt, um Zusammenhänge zwischen Umsatzzahlen und der Qualität der Produktdaten aufzuzeigen. Darüber hinaus bietet Otto seinen Partnern Tools, um Marketing-Kampagnen aufzusetzen, mittels Forecasting Vertrieb und Logistik möglichst effizient auszurichten sowie Preise optimal zu setzen - Stichwort Dynamic Pricing.
Neue Organisation für agilere Projekte
Um all diese Projekte stemmen zu können, hat sich der Konzern neu aufgestellt: Die bisherige Organisationsform und das Vorgehen nach klassischen Projektmethoden passten in diesem komplexen Umfeld nicht mehr, haben die Verantwortlichen festgestellt. Im Rahmen der Initiative OneBI wurde die Otto-BI als maßgebliche Produktorganisation neu etabliert. Agil und mit schneller Reaktionsfähigkeit sollen BI und Fachbereiche eng miteinander verzahnt werden. Im Rahmen einer iterativen Produktentwicklung spricht Otto an dieser Stelle von sogenannten Value Streams. Dabei werde die Wertschöpfung Ende zu Ende betrachtet. Zudem würden Strategie und Ressourcen regelmäßig geprüft - zentrale Fragen sind:
Passen die Produkte noch zum Geschäft?
Wie sieht das Betriebsmodell aus? Gibt es Handlungsbedarf?
Passt der Skill-Mix?
Daneben identifizieren die Value Streams zu automatisierende Prozesse und setzen dafür gezielt Algorithmen und KI ein. Um beispielsweise den Wertbeitrag der Produktentwicklung in den Value Streams zu ermitteln, werden KPIs wie Liefertreue und Kundenzufriedenheit erfasst.
Die Veränderungen in der Aufbauorganisation umfassen auch eine neue Führungsidee: Shared Leadership bedeutet bei Otto in der Entwicklung eine Verschlankung auf zwei Hierarchie-Ebenen sowie verschiedene flankierende Maßnahmen. Das betrifft beispielsweise den Umgang mit Fehlern, einen intensiveren Austausch im Zuge von Hackathons sowie die Förderung von Diversität mit "Community Woman". Es gab selten eine Zeit, in der wir mehr über uns selbst und unser Verständnis von Führung und Zusammenarbeit gelernt haben, konstatieren die Verantwortlichen innerhalb der BI-Organisation.
"Otto ... find ich gut"
Gleichzeitig betonen sie, wie wichtig es sei, den Menschen in den Mittelpunkt aller digitalen Aktivitäten zu stellen. "Transformation wird von Menschen für Menschen gemacht", lautet ihr Credo. Per Umfrage ermittelt Otto, wie es um die Bedürfnisse der eigenen Mitarbeiter in Sachen Datenquellen, Analyse-Skills sowie digitales Mindset bestellt ist. Die Ergebnisse fließen in die Weiterentwicklung und die Planung von Qualifizierungsmaßnahmen ein. Das Ziel: Alle Otto-Beschäftigten sollen die BI-Produkte nutzen können. Aktuell arbeiten etwa 1.000 Nutzer jeden Monat mit den Tools - damit habe man bereits ein wichtiges Etappenziel erreicht, heißt es bei den Hamburgern.
Die zahlreichen BI-Initiativen unterstreichen, dass sich Otto längst zu einem Online-Unternehmen gewandelt hat. Rund drei Viertel seiner Handelserlöse erzielt Otto aktuell über seine zahlreichen Webshops. Die Entwicklung in Richtung Plattformanbieter soll dem Wandel noch mehr Schub verleihen.
Den Katalog braucht Otto heute nicht mehr, um seine Geschäfte anzutreiben. Das World Wide Web mit seinen digitalen Plattformen bestimmt längst den Handel. Und die Hamburger sind online mit dabei. Der letzte Katalog aus der Druckerpresse erschien 2018. Dann war Schluss. Doch das Motto, das den Händler seit Mitte der 80er Jahre begleitet, lebt auch online weiter: "Otto … find ich gut".