Enterprise-IT ändert sich
App-Marktplätze für SAP und Salesforce
Schnell wieder abbestellen
Der Renner unter den Salesforce-Apps ist die Marketing-Lösung "VerticalResponse for AppExchange". Auf Platz zwei der Liste rangiert "DreamTeam Project Management". Ebenfalls unter den ersten Zehn der am häufigsten genutzten Apps liegt das Modul "Access Hoover’s" für Data Cleansing/Data Enrichment. Bei der Beliebtheit dieser Apps mag auch eine Rolle spielen, dass sie - getreu dem SaaS-Motto "Pay as you go" - in der Regel nach Abschluss eines Projekts ebenso schnell abbestellt werden können, wie sie gekauft wurden.
Als entscheidenden Vorteil für die Entwickler nennt Föckeler die erheblich kürzeren Entwicklungszeiten: "Weil wir auf der Plattform ein komplettes Framework von der Datenbank bis zu Schnittstellen und Administrations- und Entwicklungs-Tools zur Verfügung stellen, verringert sich die Entwicklungszeit um bis zu 65 Prozent." Von der Idee des zentralen Marktplatzes profitieren alle: Der Kunde findet die gesuchte Applikation an zentraler Stelle und muss sie nicht selbst entwickeln oder sich im schwer überschaubaren Anbietermarkt umsehen, der App-Anbieter erhält Zugang zu einer kostenlosen Distributionsplattform, und Salesforce profitiert letztlich davon, dass das eigene Produkt durch die Zusatzfunktionen noch attraktiver wird.
Diesen Mechanismus will auch SAP mit Business ByDesign (ByD) nutzen. So soll für die erste ERP-Lösung, die SAP im SaaS-Modell anbietet, ein ähnlicher Marktplatz entstehen. Diesem Ziel hat sich vor allem Sirko Schneppe verschrieben. Der Geschäftsführer der Abayoo GmbH ist dabei, ein Partnernetzwerk rund um Business ByDesign aufzuziehen: "Wir sind einer der größten SAP-Busines-ByDesign-Partner und haben es uns zum Ziel gesetzt, ein Eco-System rund um ByD aufbauen". 13 Partner konnte er bisher für sein Projekt gewinnen. Zurzeit befindet sich die Business-ByDesign-Entwicklungsplattform noch im Test. Schneppe rechnet aber damit, dass sie Anfang des ersten Quartals 2011 freigeschaltet wird. Ebenfalls noch in den ersten Monaten des kommenden Jahres soll sich der ByD-Marktplatz mit den ersten Apps füllen.
Seine Partner stehen schon in den Startlöchern: "Wir glauben, dass ByD als erstes vollwertiges ERP-System im SaaS-Modell genau die Bedürfnisse kleiner und mittelständischer Unternehmen trifft und sehr erfolgreich sein wird", sagt Winfried Krieger. "Deshalb wird es auch eine große Nachfrage nach Erweiterungen und Zusatzfunktionen für ByD geben." Krieger ist Professor für Logistik und Informations-Management an der Fachhochschule Flensburg und gleichzeitig als Gründer und Geschäftsführer von Logistiker.de/Prof. Krieger Consulting einer der Partner im Abayoo-Netzwerk. Er plant, basierend auf ByD Logistiklösungen zu entwickeln und auf dem ByD-Marktplatz anzubieten.
Abayoo-Geschäftsführer Schneppe jedenfalls ist optimistisch: Er rechnet damit, dass innerhalb kürzester Zeit ein breites Angebot von horizontalen Anwendungen bis hin zu kompletten Branchenlösungen in Form von nativen Apps (die komplett auf der ByD-Entwicklungsumgebung basieren) für ByD zur Verfügung stehen wird. Bisher gibt es noch keine nativen ByD-Apps, aber schon Mischformen - also Apps, die außerhalb der ByD-Entwicklungsplattform entwickelt wurden und als Add-on in die SaaS-Lösung integriert werden können. So bietet etwa das Software-Unternehmen Seeburger eine ByD-Erweiterung für die Zollabwicklung an; Siemens hat eine Lösung entwickelt, mit der Unified-Communications-Funktionen in die SAP-Lösung integriert werden können. "Solche Apps wird es auch künftig geben - das wird sich nicht schlagartig ändern. Aber mit dem Freischalten der Entwicklungsplattform wird es eine rasante Zunahme im Bereich der nativen Apps geben", sagt Schneppe.