Public IT


Hessen-CIO Burghardt

Auf dem Weg zur digitalen Behörde

Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs "CIO des Jahres". Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Mit Kristina Sinemus berief das Land Hessen erstmals eine Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung.
Mit Kristina Sinemus berief das Land Hessen erstmals eine Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung.
Foto: Hessische Staatskanzlei

Neben dem Onlinezugangsgesetz beschäftigt den CIO auch die Digitalisierung der internen Verwaltungsprozesse. Für die Landesebene wurde eine "digitale Modellbehörde" konzipiert, in der alle digitalen Abläufe pilotiert werden. Das Digitalministerium übernimmt dabei die strategische Steuerung. Zuständig für die operative Umsetzung ist das hessische Innenministerium, so Burghardt: "Das haben wir ganz bewusst getrennt." Die IT-Spezialisten im Digitalressort sehen sich eher als Berater und Unterstützer. Das Wissen um Workflows und Prozesse ist in den Fachministerien in der Regel stärker ausgeprägt.

Hessen PC für 70.000 Nutzer

Eine landesweite Initiative in diesem Kontext war die Einführung des "Hessen PC" für rund 70.000 Mitarbeitende. Laut Burghardt handelte es sich um eines der größten IT-Projekte des Landes, das sich über sage und schreibe neun Jahre gezogen hat. Erst im Januar 2020 wurde der Rollout abgeschlossen. Für alle Arbeitsplätze gibt es seitdem einheitliche Hardware- und Software-standards, Updates werden zentral gesteuert. "Wir können alle 70.000 Rechner zentral verwalten", betont der IT-Chef. Die von der Hessischen Zentrale für Datenverarbeitung (HZD) bereitgestellte IT-Infrastruktur habe den Behörden gerade in der Corona-Pandemie sehr geholfen.

IT bewährt sich in der Krise

Wie wichtig effiziente IT-Systeme in Krisensituationen sind, zeigte auch der Einsatz der neuen Prozessplattform. Mithilfe von Civento wickelte Hessen unter anderem die Corona-Soforthilfe ab. Mehr als 135.000 Anträge wurden über die Plattform eingereicht. Basierend auf Civento konnte das Bundesland weitere Online-Dienste zur Verfügung stellen, darunter einen Service zum digitalen Melden von Corona-Verdachtsfällen.

Ein weiteres wichtiges Thema für den CIO ist die Mitarbeiterentwicklung beziehungsweise der Aufbau digitaler Kompetenzen. Als Pate unterstützt er etwa das Projekt "KommunalCampus". Ziel der Initiative ist eine Aus- und Fortbildungsplattform für die kommunale Ebene der öffentlichen Verwaltung. Ein Pilotprojekt läuft bereits in der Metropolregion Rhein-Neckar. Burghardt: "Mit der CIO-Patenschaft übernimmt Hessen die Federführung und unterstützt zudem das Modellvorhaben 'Kooperatives E-Government in föderalen Strukturen' in der Metropolregion."

Mit verschiedenen Akteuren bringe sich Hessen auch in das Projekt "Qualifica Digitalis" ein, das der IT-Planungsrat vorantreibt. Experten wollen in diesem Rahmen die veränderten Kompetenzanforderungen durch die Digitalisierung wissenschaftlich analysieren. Der IT-Planungsrat agiert als politisches Steuerungsgremium von Bund und Ländern, das die Zusammenarbeit im IT-Bereich koordinieren soll.

IT-Governance in Hessen

Die Doppelrolle als CIO und Digital-Staatssekretär hilft Burghardt, digitale Initiativen und Standards durchzusetzen. Als Teil der Staatskanzlei ist der Digitalbereich bei der hessischen Staatskanzlei angesiedelt und pflegt enge Verbindungen zu den angegliederten Ministerien. Noch wichtiger für das Standing im Behördengeflecht dürfte die Tatsache sein, dass der Bereich der hessischen Digitalministerin die kompletten Finanzmittel für die Digitalisierung steuert. Das Land Hessen führt eine Art "Digitalhaushalt", der mit 1,2 Milliarden Euro in der Legislaturperiode ausgestattet ist. Burghardt: "Die Ministerien müssen sich an uns wenden, um diese Mittel zu beantragen."

Zur Startseite