Fernsehgeräte-Hersteller
Bangen für Loewe-Mitarbeiter geht weiter
Um den Betrieb des angeschlagenen Fernsehherstellers Loewe aufrecht zu halten, hat das Management eine weitere Option ins Spiel gebracht: Dabei könnte die Produktion am Ort bleiben und nicht ins Ausland verlagert werden, wie es bisher kolportiert wurde. Dazu würden sämtliche knapp 500 Beschäftigte schrittweise in eine Transfergesellschaft ausgelagert, wie die Arbeitgeberseite am Dienstag auf einer Betriebsversammlung mitteilte. Ein künftiger Investor könne diese dann zu neuen Bedingungen wieder einstellen. So werde gewährleistet, dass der Betrieb am Standort unvermindert weiter laufen könne.
Nach Auskunft des vorläufigen Sachwalters gebe es derzeit kein Investorenkonzept, welches eine Verlagerung der Produktion ins Ausland vorsehe. Vielmehr sei die Stärkung der Marke Loewe durch eine gesicherte Produktion am Standort beabsichtigt. Bereits begonnene Auslagerungsprozesse ins Ausland sollen demnach wieder rückgängig gemacht werden.
Mitarbeiter sollen in Transfergesellschaft wechseln
Anfang Mai hatte Loewe ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Dieses soll nun nach Plänen des Unternehmens am 1. August eröffnet werden. Nach und nach sollen die Mitarbeiter in der Transfergesellschaft untergebracht werden, bis ein neuer Investor gefunden sei. Ein Massekreditgeber stehe bereit, diese Maßnahmen zu finanzieren und einem neuen Investor den Einstieg zu ermöglichen.
Loewe - 1923 gegründet - war ein Pionier der Fernsehtechnik, hat jedoch seit langem mit der übermächtigen Konkurrenz aus Südkorea, Japan und China zu kämpfen. Es war dieser Wettbewerb, der Loewe mit seiner Strategie, Kunden zum Kauf teurerer Geräte zu bewegen, in die Krise trieb. Loewe ist zu klein, um mit den großen südkoreanischen und chinesischen Konzernen im Massenmarkt mitzuhalten - und dort ist es schwer, im harten Preiskampf Geld zu verdienen.
Schon im Herbst 2013 hatte das Unternehmen, tief in die roten Zahlen gerutscht, Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt, ein schon gewonnener Investor sprang wieder ab. 2014 stiegen dann der Gesellschafter Mark Hüsges und sein Geschäftspartner Boris Levin als Investoren ein.
Keine aktuellen Geschäftszahlen verfügbar
Doch die Geschäfte liefen weiter schleppend. Im Jahr 2017 wies Loewe einen Jahresverlust von rund 4,6 Millionen Euro aus. Aktuellere Branchendaten liegen nicht vor, weil Loewe als nicht-börsennotierter Konzern keine vollumfänglichen Auskunftspflichten hat.
Loewe betont bis heute seine Tradition am Produktionsstandort Deutschland. Die eigene Produktion hierzulande sollte auch die höheren Preise rechtfertigen. An dem Verkaufsargument hält auch der neue Geschäftsführer Ralf Vogt fest, der im vergangenen Jahr die Geschicke des Unternehmens übernommen hatte. "Loewe bleibt ein deutsches Unternehmen, und die Produkte werden weiterhin in Deutschland konzipiert und entwickelt", teilte er einen Tag vor der Betriebsversammlung der Deutschen Presse-Agentur mit.
Er schloss dabei die Softwareentwicklung, das Qualitätswesen, den Kundenservice, Vertrieb und Marketing sowie die Fertigung von High End OLED Fernsehgeräten ein. Die Produktionsverlagerung weiterer Fernsehgeräte-Linien sei indes eine Option.
Kooperation mit Toyoichi
Längst kooperiert das Unternehmen indes mit ausländischen Partnern wie der japanischen Unternehmensgruppe Toyoichi. Die Japaner liefern LCD-Displays für Loewe. "Daneben werden wir im Rahmen unseres Zukunftskonzeptes das Unternehmen mit Partnerschaften weiter internationalisieren und über Lizenzgeschäfte die Stärken der Premiummarke Loewe stärker als bisher nutzen", kündigte Vogt an.
Zudem versuchen die Verantwortlichen, die Produktpalette breiter aufzustellen. "Wir werden neben dem TV-Geschäft das Sortiment mit Audio- und anderen smarten Produkten ausweiten und das Geschäftsmodell stufenweise weiterentwickeln", teilte Vogt mit. So solle "mittel- und langfristig profitables Wachstum" erreicht werden.
Für die Mitarbeiter indes bleibt die Ungewissheit groß. "Für eine Bewertung der heute vorgeschlagenen Option ist es noch viel zu früh", sagte der Bevollmächtigte der IG Metall, Jürgen Apfel, am Dienstag. Entschieden sei noch gar nichts. "Damit bleibt für die Beschäftigten die unschöne Situation, dass sie nicht wirklich eine Sicherheit haben." (dpa/rs)