August-Wilhelm Scheer
CIOs entwickeln sich zu Chief Process Officers
Ihre Forschung, aber auch Ihre Tätigkeit als Gründer und Vorsitzender des Aufsichtsrats der IDS Scheer AG ist eng verknüpft mit dem Geschäftsprozessmanagement. Nach drei Jahrzehnten: Ist die Lücke zwischen organisatorischem Denken und der IT als Werkzeug mittlerweile geschlossen?
Was ich mit „Aris“ entwickelt habe, war ein Kompromiss zwischen den Sprachwelten von Benutzern und IT-Spezialisten. Es galt abzuwägen wie viel Formalismus ich dem Benutzer zur Beschreibung seiner Geschäftsprozesse zumuten kann und wie nah ich bei der Technik sein muss, um ihren strengen Formalismus einzuhalten. Dafür bin ich von beiden Seiten kritisiert worden. Einigen Wissenschaftlern war dieser Ansatz nicht mathematisch genug, manch einem Praktiker war er immer noch zu kompliziert. Aber das macht nun mal einen Kompromiss aus. Und der Erfolg von Aris hat ja gezeigt, dass wir richtig lagen. Natürlich ist vieles davon noch nicht ideal, vor allem bei der Benutzerführung und bei der Integration von Prozessmodellierung mit den Anwendungssystemen. Da ist noch einiges zu tun, und wir arbeiten daran, so zum Beispiel mit SAP an der Integration von Aris mit Netweaver.
Das IWi ist fest mit Ihrem Namen verknüpft. Wie geht es dort nach Ihrem Weggang weiter?
Vor meiner Emeritierung habe ich dafür gesorgt, dass das Institut in eine vernünftige Rechtsform überführt und ins Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz eingegliedert wurde. Dort sind die Universität, das Land Saarbrücken sowie Unternehmen Gesellschafter. Damit ist gesichert, dass das Institut in der jetzigen Form weitergeführt werden kann.