Kurze Zyklen und geringe Entwicklungkosten
Citizen Development bei der Hannover Rück
Das ist kein Job für Nervenschwache: "Es geht durchaus um Beträge bis zu hundert Millionen Euro, die hier zur Debatte stehen", berichtet Senior Coordinator Felix Hemstedt. Zum Beispiel wird versichert, dass eine Rakete einen Satelliten in die korrekte Erdumlaufbahn bringt. Die Underwriter verfolgen den Raketenstart dann gern im Internet. So wissen sie schnell, ob die Versicherungsprämie verdient wurde oder ein Totalschaden eingetreten ist.
Heimvorteil: Sachverstand
Das mittlerweile vierköpfige Team der Abteilung Underwriting Systems sitzt räumlich inmitten der Kollegen in der Fachabteilung. Originär kamen die Mitarbeiter aus dem Business, Informatiker war keiner. Erst in jüngster Zeit stießen zwei Wirtschaftsinformatiker hinzu, die zusätzlich eine Ausbildung im Underwriting durchlaufen haben.
"Mit Logik und ein bisschen mathematischem Verständnis kann man auch mit einer vereinfachten Regelsprache programmieren, oder besser gesagt: konfigurieren und parametrisieren", konstatiert Hemstedt, selbst Wirtschaftswissenschaftler. Wenn jemand vom Fach komme, verfüge er auch über das Wissen, wie sich die Anwendungen optimal gestalten lassen, was gehe und was sinnvoll sei. "Wir sprechen die gleiche Sprache wie die Kollegen, können deren Anforderungen direkt umsetzen und sie ihnen zeigen", ergänzt der Senior Coordinator.
Das macht sich am Ende auch bezahlt. Preissinger nennt den wohl wichtigsten Vorteil: "Früher hat die Entwicklung ein halbes bis ganzes Jahr gedauert. Heute brauchen wir für entsprechende Projekte sechs Wochen." Zudem lasse sich die Entwicklung im Fachbereich sehr viel günstiger umsetzen: "Wir sind Release-unabhängig, die IT-Abteilung muss keinen Server herunterfahren - wir laden lediglich die neue Konfigurationsdatei hoch."
Domänenspezifische Sprache als Kern
Weil in den E-Business-Anwendungen auch komplexere Regeln definiert werden sollten, entschied man sich schon 2005, eine Rule Engine einzubinden. Für die Umsetzung hatte sich die Fachabteilung externe Unterstützung gesucht, nachdem sie zuvor selbst eine Spezifikation erarbeitet hatte. Das Web-Interface wurde von Adesso gebaut. IT Factum steuerte die Idee bei, dass die Underwriter ihre Regeln selbst schreiben. Der Dienstleister mit dem Slogan "Weniger Software. Mehr schlau." entwickelte dafür das "ReVal Studio" (Risk Evaluation) mit eigener Regelsprache.