Anhängiger Rechtsstreit aus seiner Atos-Zeit
CSC hat Deutschland-Chef Fercho abgelöst
Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Der Auslöser des Rechtstreits
Atos Origin hatte damals im Rahmen des Auslagerungsabkommens den Berater Karl-Heinz Kaiser beschäftigt. Er gab Fercho angeblich den entscheidenden Tipp, sich um die Ausgliederung der IT des Warenhauskonzerns zu bemühen (siehe Handelsblatt Nr. 046 vom 05.03.2012, Seite 25 "IT-Berater Fercho wehrt sich gegen Vorwürfe"). In einem schon seit Jahren geführten Rechtsstreit gegen Atos fordert Kaiser als Beraterhonorar zwei Prozent der Vertragssumme ein, also 24 Millionen Euro. Dazu präsentierte Kaiser dem Gericht diverse Verträge, die Fercho unterzeichnet haben soll. Fercho trat in dem Verfahren zunächst nur Zeuge auf und bestritt, die Verträge unterschrieben zu haben. Daraufhin verklagte Kaiser den heutigen CSC-Manager und bezichtigte ihn der Falschaussage. Fercho wiederum behauptet, dass die von Kaiser präsentierten Urkunden gefälscht seien.
Auslöser des Rechtstreits zwischen dem externen Berater und Atos ist, dass der französische IT-Dienstleister die Ansprüche, die Kaiser und Fercho miteinander vereinbart haben, nicht akzeptiert. Weil Fercho knapp zwei Jahre nach dem Karstadt-Abkommen zu CSC wechselte, konnte Kaiser seine Forderungen nur noch gegenüber der Atos-Zentrale geltend machen. Laut einem Bericht der Rheinischen Post verlangte der französische Finanzvorstand Alain Proch daraufhin von Fercho eine Erklärung und verweigerte vorerst alle noch ausstehenden Geldleistungen.
"Erschrocken über die Heftigkeit Prochs stritt Fercho alle Provisionszusagen an Kaiser ab", schrieb die RP-Online im November 2012. In dem Gerichtsverfahren um die Beraterhonorare Kaisers widersprachen sich nach Auffassung der Freiburger Oberstaatsanwaltschaft Fercho und ein Atos-Vertreter. Das dortige Amtsgericht erließ daher gegen den früheren Atos-Chef Fercho einen Strafbefehl von fünf Monaten Haft auf Bewährung, der jedoch nicht rechtskräftig ist, weil die Anwälte Widerspruch einlegten. Kaiser zog zudem in der Folge noch einen ungenannten Atos-Manager und Finanzvorstand Proch vor den Kadi, jeweils mit dem Vorwurf der Falschaussage. Bislang liegen keine Gerichtsurteile in den diversen Verfahren vor.
Ob der Rechtsstreit zur Demission von Fercho geführt hat, ist unklar, war aber seiner Reputation im CSC-Konzern bestimmt nicht zuträglich. CSC steht weltweit vor einem Umbruch, seit CEO Mike Lawrie im Februar 2012 das Ruder übernahm. Der Ex-IBM-Manager treibt das weltweite Wachstum voran, Deutschland als eine der größten Volkswirtschaften weltweit spielt dabei eine bedeutende Rolle. Fercho konnte seine anfänglichen Versprechungen aus dem Jahr 2006, mit Großprojekten hierzulande zu wachsen, nicht wirklich einlösen. Möglicherweise strebt das weltweite Management einen Neustart ohne Fercho in Deutschland an. (Computerwoche)