Die Psychologie der Digitalisierung

"Das haben wir schon immer so gemacht"

13.03.2018
Eingefahrene Verhaltensweisen sind das größte Hindernis für den deutschen Mittelstand, in Sachen Digitalisierung voran zu kommen. Die Betriebe haben Schwierigkeiten, ihre Gewohnheiten und auch die eingesetzten Systeme in Frage zu stellen.

Die technischen Herausforderungen sind beherrschbar, das eigentliche Problem sind die Barrieren in den Köpfen. Das ist das Ergebnis einer umfassenden Studie der Innovation Alliance, einem Verbund von Cisco und elf mittelständischen IT-Unternehmen, die sich mit der "Psychologie der Digitalisierung"beschäftigt. 500 Entscheider aus mittelständischen Betrieben mit mehr als 250 Mitarbeitern wurden befragt. Sie sollten schildern, wie sich DigitalisierungDigitalisierung im Unternehmensalltag anfühlt. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Demnach sieht fast die Hälfte die digitale Transformation als ein "Wagnis", und nahezu jeder dritte Entscheider verbindet damit negative Gefühle wie "Angst" und "Einsamkeit". Überraschend: Nur 28 Prozent der Frauen in Entscheidungspositionen (ein Drittel der Umfrageteilnehmer) haben solche Sorgen, aber 35 Prozent der Männer. Generell ist aber der digitale Umbau für 75 Prozent der Befragten in erster Linie eine "rationale Pflichtveranstaltung", wie es heißt.

Controller und Vertriebler sind zurückhaltend

Der Blick auf die Unternehmensbereiche zeigt, dass Forschung und Entwicklung, Fertigung und der Personalbereich die geringsten Hemmschwellen zu überwinden haben. In Sales und Marketing kämpft die Hälfte der Mitarbeiter gegen interne Widerstände und hat Probleme, neue Wege zu gehen. Nicht viel besser sieht es in den Bereichen Finance/Controlling und Produktion aus, wo 43 Prozent der Mittelständler Barrieren sieht. Das Management scheint indes voranzugehen: Nur knapp ein Drittel kann sich auf die neue digitale Welt nicht einstellen.

In der Studie wurden 52 mehr oder weniger emotional besetzte Begriffe daraufhin abgefragt, ob sie zum Thema Digitalisierung passen. Die stärksten Assoziationen rufen demnach die Wörter Leistung, Logik, Herausforderung, Ordnung, Verantwortung, Disziplin und Neugier mit jeweils über 80 Prozent Zustimmung hervor. Weniger als 30 Prozent der Befragten denken indes an Heimat, Herzlichkeit, Liebe, Sinnlichkeit oder Trost, wenn es um die digitalen Welten geht.

Digitalisierung ist aus Sicht der Befragten also eine Pflichtveranstaltung, in der Leistung, Logik und Ordnung dominieren. Doch Angst, Verzicht und Einsamkeit assoziiert eben auch ein Drittel mit dem digitalen Wandel - nicht eben eine gute Voraussetzung, um die digitale Zukunft zu gestalten. (hv)

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