Strategie für Big-Data
Das sollte ein CIO über Data Analytics wissen
Dr. Söntje Julia Hilberg, LL.M. ist bei Deloitte Legal auf IT- und Datenschutzrecht spezialisiert. In ihrer Position als Head of IT Law hat sie umfassende Erfahrung in der Beratung nationaler und internationaler Unternehmen sowie der öffentlichen Hand in sämtlichen Rechtsfragen des IT- und Datenschutzrechts, insbesondere im Rahmen interdisziplinärer Projekte zur Konzeption und Umsetzung von IT-Strategien.
2012 feierte Queen Elizabeth II. ihr 60. Thronjubiläum, selbstverständlich mit aller gebotenen Pracht. Einer der Jubiläumshöhepunkte in jenem Jahr war die "Thames Diamond Jubilee Pageant". Dies war die größte Schiffsparade auf der Themse seit 350 Jahren, die erwartungsgemäß auch mehrere Zehntausend Besucher würde anziehen wollen und es - trotz den einsetzenden schlechten Wetters - auch tat.
Fraglich war zu diesem Zeitpunkt, wie einerseits die öffentliche Sicherheit gewährleistet werden könnte und wie andererseits der öffentliche Nahverkehr geregelt werden müsste, um die Menschenmassen weniger zum Ort des Geschehens, als vielmehr - auch aufgrund des Wetters - schnell wieder zu zerstreuen, ohne, dass übermäßige Verkehrsstauungen, Unfälle oder sonstige Störungen der öffentlichen Ordnung vorkommen würden.
Die Lösung war letztendlich einfach, aber technisch etwas komplexer: Es wurde das Normalnull der täglichen Personenanzahl an der Themse und verbundener Örtlichkeiten gemessen, indem der Mobilfunkbetreiber die Quantität je Funkzelle den Sicherheitsbehörden zur Verfügung stellte. Am Tag des Umzuges wurde dann gegen diese "Normalstellung" die dazukommende Personenanzahl ebenfalls quantitativ gemessen.
Sicherheitsbehörden und Nahverkehrsbetreiber bekamen dann über eine Zentrale in regelmäßigen, kürzeren Abständen den aktuellen Bericht über die Personenanzahl und konnten diese mit dem Durchzug der Queen und ihren Begleitpersonen auf dem Fluss abgleichen. Sobald sich die Personenmenge zu bewegen begann, war es möglich, den öffentlichen (Nah-)Verkehr genauso zu dispatchen, wie auch die Sicherheitsbehörden und -mitarbeiter an jene Stellen zu verbringen, die einen über die Erwartung hinausgehenden Besucheransturm zu verzeichnen hatten. Dies betraf im Besonderen die Brücken und Menschen, die die Flottille begleiteten, und weniger den erwarteten Ansturm auf den Einstig der Queen in ihr Schiff.
Macht, Sicherheit und Kontrolle
Warum nun sollte sich ein CIO mit Data Analytics beschäftigen? Die Beispiele von verschlankter Produktion, prädiktiver Ausfallwahrscheinlichkeit und allgemein besserer Planung sind nicht der Urgrund. Ursächlicher Antrieb ist die Trias zwischen Macht über Welt, Sicherheit in der Verantwortung und Kontrolle über eigene Entscheidungen.
Der CIO weiß also einerseits, dass der mittelbare - nach der Big-Data-Strategie - entstehende Mehrwert in der abgestuften Entscheidungsfindung besteht. Andererseits weiß der CIO, dass die Sicherheit über Verantwortung dort entsteht, wo der Handelnde sich der Getriebenheit entzieht und Kontrolle wieder übernehmen kann, sodass Veränderungen endlich wieder greifbar werden und auch empirisch validiert sind.