IT in der Formel 1
Der Große Preis von Big Data 2015
Während der rund 90 Rennminuten senden die F1-Boliden ihre Daten auf 300 Kanälen gleichzeitig. Die Nutzung eines Mobiltelefons an der Strecke ist während dieser Zeit praktisch unmöglich, so stark sind die Netze durch die Telemetrie-Daten überlastet. Viele Sensordaten dienen jedoch auch der Vorbeugung: Überlastete Bremsen oder Reifen können, ebenso wie ein zu hoher Benzinverbrauch - früh erkannt und diese Informationen an den Fahrer weitergeleitet werden. Dieser kann auf Grundlage dieser vorhersehenden Analyse von seinem High-Tech-Lenkrad aus zahlreiche Balanceeinstellungen vornehmen.
Big-Data-Backup in der Cloud
Eine weitere Parallele zur Luft- und Raumfahrt: Sicherheitsdenke kommt vor Kostendenke. Trotzdem gelten die Anstrengungen natürlich vornehmlich dem Erfolg. Über die rund ein Dutzend Monitore an den Kommandoständen der Teams flimmern während der Rennsessions Statistiken und Daten. Deren eigentliche Verarbeitung findet allerdings im Hintergrund statt. Eine Wand aus Bildschirmen und Rechnern bildet die Rückseite der Team-Garage, direkt dahinter sind die Anhänger zweier Sattelschlepper angedockt.
Ein eigener Notstromkreis ist in diesen IT-Zentralen der Formel 1 ebenso unabdingbar, wie ein Backup aller Daten in der Cloud. "Man kann Bernie Ecclestone nicht bitten, das Rennen für fünf Minuten zu unterbrechen, weil der Server down ist", erklärt Pat Symonds, Technikchef beim Team Williams Martini Racing. Der größte "Feind" der IT an der Rennstrecke ist übrigens nicht Hitze oder Feuchtigkeit, sondern Kohlefaserstaub. Dieser entsteht zum Beispiel bei einem Bremsvorgang und ist folglich allgegenwärtig in den Team-Garagen der Formel 1. Das Problem: Der Kohlefaserverbundwerkstoff besitzt eine hervorragende elektrische Leitfähigkeit, weswegen Schaltkreise und Gehäuse sämtlicher technischer Geräte gründlich isoliert werden müssen.
Per Supercomputing zum Rennsieg
Die Formel 1 verströmt heutzutage jede Menge Glitzer und Glamour, doch die Entscheidung über Sieg oder Niederlage in der Königsklasse des Motorsports fällt im "Schattenreich" der Team-Garagen. Während der Rennen sitzen IT-Expertenteams in Containern vor den Bildschirmen. Es sind hauptberufliche Kontrollfreaks, die die Formel 1 zum Überwachungsstaat machen. Ob die F1-IT-Spezialisten deswegen auch in den Rekrutierungs-Fokus der NSA rücken, ist nicht bekannt.
Die Armee der Rechner in den Team-Garagen ist mit rund einem Kilometer Kabel vernetzt und die riesigen Antennen die aus den Renn-Trucks ragen, zeugen von der digitalen Nabelschnur an der der Formel-1-Zirkus hängt: Egal ob in Australien, Brasilien oder in Österreich gefahren wird - die Daten erreichen in Sekundenbruchteilen die Rennfabriken in der Heimat, wo sie in der Regel von einem Supercomputer weiterverarbeitet werden. So fährt eine ganze Kommandozentrale bei jedem Grand Prix mit und gibt häufig auch die Taktik aus der Ferne vor.