IT in der Formel 1

Der Große Preis von Big Data 2015

28.09.2015
Von Elmar Brümmer

Das Schweizer Sauber-Team fährt im Rennen zwar selten um den Sieg, gehört aber zur Spitze, was IT angeht. Im Zürcher Oberland steht der Supercomputer der Schweizer: Albert 3. Dieser bringt es im Jahr 2009 auf ein Gewicht von 38 Tonnen, einen circa 8500 GB fassenden RAM und stellt eine Maximalleistung von 57,7 Teraflops zur Verfügung. Der Supercomputer wird kontinuierlich weiterentwickelt: Im Frühjahr 2015 konnte das Sauber-Team in Zusammenarbeit mit dem Hewlett-Packard High Performance Competence Center in Grenoble ein zusätzliches Cluster für den Fahrzeugbau hinzufügen - ausgestattet mit Bladeservern der neuesten Generation (Gen9). Und das alles für zwei Rennwagen.

Der Supercomputer Albert 3: Ohne die Megarechner, die in erster Linie für Simulationen zum Einsatz kommen, würde in der heutigen Formel 1 nichts mehr laufen.
Der Supercomputer Albert 3: Ohne die Megarechner, die in erster Linie für Simulationen zum Einsatz kommen, würde in der heutigen Formel 1 nichts mehr laufen.
Foto: Sauber Motorsport AG

Microsoft, Prozessor-Power & Datenschutz

Der Siegeszug der IT in der Formel 1 nimmt während der ersten Turbo-Ära Anfang der 1980er Jahre ihren Lauf. Mit den immer feineren Abstimmungen für die Motoren rücken die Elektroniker - im Fahrerlager gerne "sparkys" genannt - auf die Pole Position. Perfektioniert wird das Zusammenspiel von dröhnenden Motoren und Informationstechnik dann über die Jahrtausendwende hinweg von zwei Deutschen: Dr. Udo Zucker entwickelte bei der Robert Bosch GmbH ein neuartiges Motorsteuergerät für den McLaren MP4/2, der Niki Lauda in der Saison 1984 zum Weltmeistertitel führte.

Auch 1985 und 1986 war der McLaren-Turbobolide mit dem Bosch-Steuergerät das F1-Weltmeisterauto, diesmal mit Alain Prost hinter dem Steuer. Dr. Dieter Gundel ist bereits seit dem Jahr 2000 beim Scuderia Ferrari F1-Team Herr über die Elektronik der Rennwagen. Die fünf Weltmeistertitel, die Michael Schumacher für Ferrari in den Jahren 2001 bis 2005 einfuhr, sind also auch den Leistungen des - auch als "Elektronik-Wunderhirn" bekannten - Gundel zuzuschreiben.

So wie sich die Formel 1 selbst stets am Limit bewegt, verhält es sich auch mit der IT. Deren Bedeutung für das Geschehen in der Königsklasse des Motorsports steigt stetig. Dreh- und Angelpunkt im Rennwagen selbst ist die zentrale Steuereinheit ECU (Electronic Control Unit) - auch als "black box" bekannt. Wie praktisch jede Software in der Formel 1 kommt auch die Basisversion der ECU von Microsoft. Diese wird von jedem Team individuell angepasst, beziehungsweise umgeschrieben. Die Leistungsfähigkeit der 15 integrierten Prozessoren liegt bei insgesamt 2000 MIPS, also 2 Milliarden Befehlen pro Sekunde.

Lewis Hamilton im Gespräch mit einem Mercedes-Ingenieur.
Lewis Hamilton im Gespräch mit einem Mercedes-Ingenieur.
Foto: Daimler AG

Im rasenden Daten-Zirkus, dessen aggregierte Datenmengen sich von Jahr zu Jahr vervielfachen, gilt eine der größten Sorgen natürlich dem Aspekt der Datensicherheit. Dabei spielt die Angst vor externen Angriffen, beispielsweise in Form von Cyberattacken, keine große Rolle. Aber die Konkurrenz: Nicht auszudenken, wenn dieser die gesammelten Erkenntnisse in die Hände fallen würden. Mehrere verschiedene Zugangscodes und verschachtelte Firewalls sichern die Datenschätze der Rennställe. Details zu den Sicherheitsvorkehrungen geben die Teams natürlich nicht preis. Sicher scheint jedoch, dass die einzig funktionierende Form der "Werksspionage" das Abwerben von IT-Experten ist - was deren Marktwert auch schon mal in den siebenstelligen (Gehalts-)Bereich katapultieren kann.

Zur Startseite