Nie wieder Notebook kaufen?
Der Laptop ist tot
Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Docking Station statt Laptop?
Mit der Präsentation seiner neuen Smartphone-Flaggschiffe Galaxy S8 und S8+ konnte Samsung vor kurzem beeindrucken. Dabei erntete ein Peripherie-Gerät namens "Dex" besonderes Interesse. Hierbei handelt es sich um eine Docking Station für das Samsung Smartphone. Diese bietet auch die Möglichkeit, eine Tastatur, eine Maus und einen externen Monitor anzuschließen - wodurch das Galaxy S8 wie ein Desktop-PC genutzt werden kann. Das Dock unterstützt darüber hinaus auch 4K-Auflösung und bietet einen Ethernet-Anschluss. Microsoft bietet für seine marginal verbreiteten Windows Phones schon seit längerem ein ähnliches Konzept namens "Continuum" an.
Gerade für Business-User eine tolle Vorstellung: Im Office und Home Office wartet nur noch die Docking Station - alles was man braucht ist das Smartphone. Und trotzdem genießt man den Komfort eines Desktops. Und auf Reisen wird das Smartphone einfach kurzerhand mit dem TV im Hotelzimmer gekoppelt. Vor einigen Jahren waren die Telefone noch nicht reif, um als PC-Ersatz zu taugen - das hat sich inzwischen geändert. Zum Preis einer Docking-Station (circa 150 Dollar) kommen zwar noch die Ausgaben für Monitor, Maus und Tastatur, doch selbst dann liegt der Gesamtpreis weit unter dem eines ordentlichen Notebooks.
Sogar Apple liebäugelt offensichtlich mit einem Einstieg in den Docking-Station-Markt: Ein kürzlich aufgetauchtes Patent zeigt einen Hybrid-Laptop, der von einem iPhone angetrieben wird. Zusätzlich soll das iPhone an diesem Device auch als Trackpad zum Einsatz kommen. Die Ziele lauten also: Laptop-Erfahrung ohne Laptop-Preis. Und: Ein Device für alle Aufgaben. Beim Hersteller Andromium kann man bereits das sogenannte "Superbook" vorbestellen. Das ist im Grunde eine Laptop-Hülle, die als "Prozessor" ein Android-Smartphone nutzt. Wenn Samsung und Apple "offiziell" in diese Richtung stoßen, können Sie darauf wetten, dass auch die Konkurrenz nachzieht.
Klapp-Smartphone beerbt Notebook?
Dabei ist die Idee von den Docking Stations beileibe nicht neu. Neu ist allerdings, dass sich das Konzept nach einigen erfolglosen Versuchen nun dem Tech-Mainstream nähert. Ebenso wie eine weitere, alte Idee: das Klapphandy.
Im Jahr 1997 perfektionierte ein Unternehmen namens Psion den PDA. Das schaffte man damals in erster Linie mit einem überraschend großen und guten Keyboard. Blöderweise wurde die Innovation aber von der Mobiltelefon-Revolution verschluckt - so wie das komplette PDA-Segment. Der Designer des Psion Series 5, Martin Riddiford, lässt seine PDA-Vision derzeit wieder aufleben - und zwar als kombiniertes Android-Linux-Smartphone unter dem Namen "Gemini PDA".
Das kann in geschlossenem Zustand als Telefon verwendet werden und wird bei Bedarf auch zu einem Android-Smartphone-PC mit Tastatur - oder eben einem Linux-Laptop, der in die Hosentasche passt. Das Konzept findet inzwischen auch in der Gaming-Szene Anklang. Sowohl von Apple, als auch von Microsoft sind bereits ähnliche Konzepte in Form von Patentanträgen an die Öffentlichkeit gelangt.
Die Chancen stehen also gut, dass mobile User die eine mechanische Tastatur wollen, dafür in Zukunft keinen Laptop mehr kaufen müssen.
Tödliche Trends für den Laptop
Neben all diesen Entwicklungen gibt es drei weitere, wesentliche Trends, die den Vorhang für Laptops und Notebooks endgültig fallen lassen:
1. Junge Menschen ziehen bereits jetzt das Smartphone dem Laptop vor. Ganz ohne Docking Stations oder faltbare und klappbare Smartphones. ComScore berichtet, dass die Nutzung von Laptops und Desktops unter den Jungen rückläufig ist. Ganze 20 Prozent der Millenials nutzen demnach ausschließlich ihr Smartphone. Von daher legt bereits die demografische Entwicklung nahe, dass es mit dem Laptop zu Ende geht.
2. Die IT-Industrie setzt derzeit alles daran, von Intel- auf ARM-Chips umzusatteln. Erstere haben über Jahrzehnte unsere Desktops und Laptops angetrieben, zweitgenannte kommen in unseren Smartphones zum Einsatz. Sobald dieser Prozess abgeschlossen ist, werden unsere Geräte nicht mehr auf Windows und OS X laufen, sondern auf iOS und Android. An diesem Punkt werden die Smartphones zu Docking-Lösungen - nur teurer.
3. Smartphones werden immer besser und leistungsfähiger. Samsungs Galaxy S8 ist ein fantastisches Produkt. Und das kommende iPhone dürfte phänomenal werden - zumindest wenn es nach den Erwartungen der Tech-Fans geht. Die Kameratechnik in den Top-Smartphones kann es inzwischen sogar mit Profi-Kameras aufnehmen, die Leistung wird der eines Desktop-PCs immer ähnlicher. Die Apps werden immer besser, die Geräte immer teurer. Inzwischen sind die Konsumenten bereit, zwischen 700 und 1000 Euro in ein neues Smartphone zu investieren. Die kommenden Flaggschiffe dürften diesen Rahmen noch sprengen. In Zukunft heißt es dann: entweder Smartphone oder Laptop. Wo wir wieder bei Punkt Eins wären.
Um es auf den Punkt zu bringen: Laptops und Notebooks sind zu langweilig und zu teuer. Die Hersteller schmeißen mit neuen Designs und Ideen um sich, die das Handy zum PC-Ersatz werden lassen. Junge Leute favorisieren das Smartphone, die Unternehmen wollen mobile Betriebssysteme verwenden. Und die Konsumenten geben mehr für ihre Telefone aus. Und damit immer weniger für einen Laptop. Dessen Dominanz ist somit wohl endgültig gebrochen. RIP.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation computerworld.com.