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Kampf um den Online-Brief

Deutsche Telekom gegen Deutsche Post

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Wettbewerb ist zu erwarten

Johannes Helbig, CIO und Brief-Bereichsvorstand der Deutschen Post: "Unser Projekt steht nicht im Widerspruch zur Initiative des Innenministeriums."
Johannes Helbig, CIO und Brief-Bereichsvorstand der Deutschen Post: "Unser Projekt steht nicht im Widerspruch zur Initiative des Innenministeriums."

Aufgekommene Gerüchte, es sei die Deutsche Post gewesen, die "durch gezieltes Lobbying" verhindert habe, dass das Gesetz bislang noch nicht verabschiedet wurde, bestreitet Helbig. Jetzt rechnen die Beteiligten mit dem Herbst als neuem Termin. Die Deutsche Post will ihr neues Angebot aber schon starten, bevor das Gesetz in Kraft getreten ist. "Es wird für alle Anbieter einen einheitlichen Rahmen schaffen", sagt Helbig. "Dann gibt es auf dieser Grundlage Wettbewerb. Das ist wie beim Mobilfunk, wo es ja auch verschiedene Anbieter am Markt gibt."

Deutsche Post

Brief in Zahlen

Haushalte

39 Millionen

Geschäftskunden

3 Millionen

Nationale Briefe

70 Millionen / Werktag

Nationale Pakete

2,5 Millionen / Werktag

Filialen und Verkaufspunkte

17 000

Briefzentren

82

Paketzentren

33

Umsatz 2008

14 393 Millionen Euro

Davon Brief Kommunikation

6031 Millionen Euro

Heute laufen die meisten internen Prozesse in den Unternehmen und der öffentlichen Verwaltung digital ab, bei der externen Kommunikation mit Kunden und Bürgern kommt es dann zum Medienbruch. Das ist teuer. Helbig: "Bei der schriftlichen Kommunikation von Geschäftskunden machen die Prozesskosten – nicht das Porto – zwischen zwei Drittel und der Hälfte der Gesamtkosten aus. Es gibt deshalb ein großes Bedürfnis nach unserem Produkt", hofft Helbig. Das Bewusstsein, dass die vorhandenen Möglichkeiten im Internet für viele Dinge nicht ausreichen, sei in den vergangenen Jahren massiv gewachsen. Der Post-Vertrieb ist schon seit Monaten unterwegs, um Kunden für das neue Produkt zu finden: Behörden und Gemeinden, große Firmen, die wie BankenBanken und Versicherer viele Briefe und E-Mails verschicken, aber auch der Mittelstand, Rechtsanwälte, Steuerberater, Notare und Ärzte spricht er an. Top-Firmen der Branche Banken

Die Bundesregierung rechnet in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP mit erheblichen Porto- und Prozesskosteneinsparungen durch die rechtsverbindliche E-Mail. In der Begründung steht: weil in der Kommunikation mit dem Bürger teure Medienbrüche in erheblichem Ausmaß vermieden werden könnten. "Werden nur acht bis neun Prozent der Papierpost in der öffentlichen Verwaltung durch De-Mail abgelöst, ergibt sich ein Einsparvolumen von 100 bis 150 Millionen Euro pro Jahr."

Beim Automobilzulieferer ZF in Friedrichshafen erfährt man schon heute, welche Vorteile die neuen Angebote für Unternehmen bringen können. Von November 2009 bis Februar 2010 haben sich dort 50 der knapp 37 000 Mitarbeiter in Deutschland ihre Entgeltmitteilung per De-Mail statt per Briefpost zusenden lassen. Martin Frick, Projektleiter für die Pilotierung von De-Mail bei ZF, sagt: "90 Prozent würden De-Mail ihren Kollegen empfehlen. Bei Kosten zwischen 60 und 70 Cent für den Druck und die Postzustellung liegt der Versand mit De-Mail erheblich unter den bisherigen Stückkosten."

Auch die Online-Tochter HUK 24 der HUK-Coburg-Versicherung war am Pilotversuch in Friedrichshafen beteiligt. "Die Resonanz auf die getesteten Anwendungsszenarien war positiv. Das lässt auf eine hohe Akzeptanz bei den Kunden schließen", sagt Detlef Frank, Vorstandsmitglied der HUK 24. Er erwartet "deutliche Kosteneinsparungen durch einen annähernd papierlosen Betrieb". Die Aufwendungen für die technische und organisatorische Integration in die bestehende System- und Anwendungslandschaft seien zudem "eher gering" ausgefallen. "Wir haben bei der Pilotierung die Erfahrung gemacht, dass die Anbindung eines Unternehmens mit einem Gateway und die Anbindung an die entsprechenden Systeme lediglich zwischen zwei und drei Tage dauern", bestätigt Metternich von T-Systems. An einer zentralen Stelle im Unternehmen findet eine Anbindung statt, ansonsten wird die bestehende Infrastruktur der Firma genutzt.

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