Der CIO am Scheideweg
Die Enterprise-IT muss sich zur digitalen Fabrik wandeln
René Büst ist Research Director in Gartners Managed Business and Technology Services Team mit Hauptfokus auf Infrastructure Services & Digital Operations. Er analysiert Entwicklungen im Bereich Cloud Computing (Anbieter von Managed Cloud-Services und Public Cloud sowie Cloud-Strategien wie IaaS, PaaS und Multicloud), digitale Infrastrukturen und Managed Services sowie den Einfluss der digitalen Transformation auf die IT. Seit Mitte der 90er Jahre konzentriert sich Herr Büst auf den strategischen Einsatz der IT in Unternehmen und setzt sich mit deren Einfluss auf unsere Gesellschaft sowie disruptiven Technologien auseinander.
Digitale Fabrik als Grundlage für das digitale Unternehmen
Im digitalen Zeitalter ist die IT-Abteilung gefordert, einen maßgeblichen Beitrag zum Produkt zu leisten und bei dessen Entwicklung, Verbesserung sowie der Prozessoptimierung zu unterstützen. Nur damit ist ein Unternehmen heute und zukünftig in der Lage, seinen Kunden eine optimale User Experience zu bieten und mit innovativen und höherwertigen Services zu beliefern. Dafür ist eine klare radikale Linie erforderlich. Das bedeutet sich selbst zu hinterfragen und alles zu überdenken. Denn die alten, eingefahrenen Strukturen funktionieren in einem digitalen Unternehmen nicht mehr.
- Arbeiten von zu Hause aus
Im Arbeitsalltag wollen deutsche Entscheider ihre Mitarbeiter lieber im Büro sitzen sehen, als sie ins Home Office zu schicken. Das zeigt eine Studie des Branchenverbandes Bitkom mit dem Titel „Digitalisierung der Arbeitswelt“. Rund 1.500 Geschäftsführer und Personalentscheider verschiedenster Branchen haben daran teilgenommen. - Anwesenheit ist oft Pflicht
In drei Vierteln der Unternehmen (75 Prozent) besteht nach wie vor Anwesenheitspflicht für alle Mitarbeiter. - Bedeutung des Büroarbeitsplatzes
Sieben von zehn Befragten sind denn auch davon überzeugt, dass der klassische Büroarbeitsplatz in seiner Bedeutung konstant bleiben wird. - Home Office nicht vorgesehen
Hier haben die Autoren der Umfrage nach den Gründen geforscht. Fazit: Knapp zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) erklären, die Arbeit vom Home Office aus sei "generell nicht vorgesehen". - Künftig mehr Freie
Ohne eine Flexibilisierung der Arbeitsplatzstrukturen wird es aber nicht gehen. Denn 31 Prozent der Befragten wollen künftig stärker als bisher mit freien Mitarbeitern kooperieren. - Vorteile externer Spezialisten
In solche Kooperationen setzen die Befragten große Erwartungen. 73 Prozent erwarten, dass das Innovationstempo steigt. 67 Prozent freuen sich auf einen interessanteren Arbeitsalltag. - Chancen der Digitalisierung
Grundsätzlich schreiben die Befragten der Digitalisierung große Vorteile zu.
Moderne Unternehmen sind heute zumeist Technologieunternehmen, unabhängig von der Branche, unterstützt durch IT. Mit einer klar formulierten Cloud-Strategie bilden CIOs eine Grundlage für das digitale Unternehmen. Ihren internen und externen Kunden ermöglichen sie damit einen unkomplizierten, aber vor allem schnelleren Zugriff auf IT-Ressourcen wie dynamische Infrastrukturen, Plattformen und weitere Cloud-Services und erhöhen damit die Gesamtproduktivität als auch das Kundenerlebnis. Auf Basis einer Digital Factory lassen sich neuartige digitale und hybride Produkte -zum Beispiel für das Internet of Things - sowie Services und Prototypen effizienter herstellen.
Die IT-Abteilung muss sich von einem Instandhalter zu einem "Product Center" weiterentwickeln. Dazu gehört es, neue Produkte mit zu entwickeln oder bestehende digital zu erweitern. Die Digital Factory ist die technologische Basis für diese Transformation.
Beispiele aus der Praxis zeigen, dass Unternehmenslenker diese Bedeutung erkannt haben.
Der Stahl- und Metallhändler Klöckner & Co. (CEO, Gisbert RühlGisbert Rühl) treibt die digitale Transformation mit einem neuen separaten Team voran. Hierfür wurde das Kompetenzcenter "kloeckner.i" gegründet, welches in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern aus anderen Unternehmensbereichen die Digitalisierung vorantreibt. In der klassischen IT setzt Klöckner & Co. typischerweise auf StandardisierungStandardisierung. In dem Bereich "kloeckner.i" - der digitalen Fabrik - wird hingegen viel selbst entwickelt und individualisierte Produkte erstellt, um hiermit ständig die Frage zu beantworten: "Was braucht [der Kunde], um leichter und effizienter mit [Klöckner & Co.] zusammenarbeiten zu können". Profil von Gisbert Rühl im CIO-Netzwerk Alles zu Standardisierung auf CIO.de
Bei der Volkswagen AG (Leiter Anwendungsentwicklung, Ralf Bunken) nimmt die IT einen zentralen Bestandteil während der Entwicklung von Autos ein. Volkswagen analysiert hierzu gezielt Daten, "[...] um Produkte zu verbessern und Geschäftsprozesse von der Entwicklung über die Produktion bis zum Vertrieb effizienter zu machen."
Eine Digital Factory alleine reicht jedoch nicht immer aus. Volkswagen setzt daher auf die "[...] enge Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche und Experten unterschiedlicher Disziplinen, teils auch in Kooperationen mit IT-Lieferanten. Beim Thema "Connected CarConnected Car" bspw. liegt die Software und Technik im Auto im Verantwortungsbereich der Fahrzeugentwickler. Die IT ist für die Dinge außerhalb des Fahrzeugs zuständig. Wobei beide Bereiche in engem Austausch miteinander arbeiten. Um seine etwa 10.000 IT-Mitarbeiter zu fördern veranstaltet Volkswagen interne "Hackathons" und hat "Data Labs" eingerichtet, in denen die Mitarbeiter kreativ experimentieren können. Alles zu Connected Car auf CIO.de
- Volvo Connected Cars kommunizieren über die Cloud
Volvo präsentiert auf der MWC in Barcelona die Technologie "Slippery Road Alert ". - Volvo Connected Cars kommunizieren über die Cloud
Das Fahrzeug erkennt eine glatte Fahrbahn und meldet es in die Volvo-Cloud. - Volvo Connected Cars kommunizieren über die Cloud
Die Technologie zum Reagieren auf Glatteis ist schon in aktuellen Fahrzeugen mit ASR und ESP vorhanden. Durchdrehende Räder oder ein Ausbrechen des Autos soll so verhindert werden. - Volvo Connected Cars kommunizieren über die Cloud
Der "Slippery Road Alert" meldet dieses Ereignis nun eben der Volvo-Cloud. - Volvo Connected Cars kommunizieren über die Cloud
Kommen andere Volvos mit Cloud-Anbindung an der glatten Stelle vorbei, so erhalten sie eine Warnung.
Für die Einführung einer Digital Factory ist jedoch weit mehr notwendig als nur eine technische Neustrukturierung. CIOs sollten sich hierfür auf die folgenden Themen konzentrieren:
Die Digitale Transformation als einen alles überspannenden Schirm über das gesamte Unternehmen verstehen.
Silos aufbrechen und interdisziplinäres Arbeiten und Handeln fördern.
Das DevOps-Modell und Microservices Architekturen berücksichtigen, um darüber das Continuous Delivery von IT-Lösungen zu fördern.
Entwickler Know-How innerhalb der IT-Organisation und weiteren angrenzenden Unternehmensbereichen fördern und aufbauen.
Die API Economy als einen Wettbewerbsfaktor verstehen, um darüber die Kundenbindung zu erhöhen.