Strategien


Digitale Transformation

Die IT-Abteilung der Zukunft

14.03.2016
Von Bernard Golden

"Open Source frisst die Tech-Branche"

In Zeiten des tiefgreifenden, gesamtwirtschaftlichen Wandels übersieht man allzu leicht den massiven Wandel innerhalb der Technologie-Branche selbst. Eigentlich sollte eine Software-zentrierte Welt den großen Playern der Branche entgegenkommen - doch auch sie sind in Schwierigkeiten.

Beispiele hierfür finden sich zuhauf: IBM sieht sich seit ganzen 15 Quartalen mit schrumpfenden Einnahmen konfrontiert, während etwa Dell und EMC auf eine Fusion zusteuern - ein klassisches Mittel, um finanziell geschwächte Industriezweige zu stärken. Beim Software-Konzern BMC fand hingegen eine Restrukturierung mit privatem Beteiligungskapital statt - die dritte klassische Antwort auf rote Zahlen.

Die Frage ist nur: Warum werden die eigentlich traumhaften Voraussetzungen für die Tech-Branche zum Albtraum? Die Antwort besteht aus zwei Worten: Open Source. Denn Open-Source-Software ist der Rohstoff für die Händler, die wiederum darunter leiden, dass ihre Kostenstrukturen nicht an die neue Wirklichkeit des Marktes angepasst wurden. Das wirkt sich nicht nur auf die Software-, sondern auch auf die Hardware-Produkte aus. Das neue Mantra ist ‚software defined‘ und durch die Platzierung von Open-Source-Software in Hardware-Geräte werden vorher unanfechtbare Marktpositionen zu Feldern mit reduziertem Wachstum oder sogar Verlusten.

Open Source erweist sich zudem als viel mehr als nur ein kostengünstiger Ersatz: Die technologischen Innovationen finden im Wesentlichen in diesem Bereich statt. Kaum eine der derzeit aufstrebenden Technologien wäre ohne den Einsatz von Open-Source-Software denkbar. Diese Entwicklung unterstreicht auch der Trend zur ‚software-defined Hardware‘. Auch in anderen Gebieten ist der Aufstieg von Open Source zu beobachten: NoSQL-Datenbanken, Machine Learning und Container sind nur einige Beispiele.

Der Open-Source-Trend verursacht mehr als nur finanzielle Schmerzen bei den etablierten Playern: der andauernde, industrielle Wandel wird in großen Teilen durch den Einsatz von Open-Source-Software getrieben.

Kein Unternehmen wird das neue Netflix

Netflix ist ein bewundernswertes Unternehmen. Es war einfach nur beeindruckend, wie schnell und effektiv diese Firma den einstigen US-Videotheken-Riesen 'Blockbuster' auseinandernahm. Die disruptive Wirkung, die Netflix entfaltete, steht in einer Linie mit Uber. Und man hat sich bei Netflix keineswegs auf seinen Lorbeeren ausgeruht: Als der Thron im Verleihgeschäft eingenommen war, konzentrierte man sich auf das Streaming-Geschäft. Inzwischen steht das Unternehmen kurz davor, die TV-Branche und ihr über Jahre gewachsenes Produktions-Ökosystem völlig neu zu ordnen.

Im Kern ist Netflix eine Tech-Company. Und auch auf diesem Gebiet überzeugt das Unternehmen. Dabei haben die Verantwortlichen früh erkannt, dass das Betreiben von Data Centern nicht zu den eigenen Stärken gehört. Wegen des ungewissen Wachstumspotentials und den stark heterogenen Nutzergewohnheiten, wäre das Management der Infrastruktur ein unkalkulierbares Risiko gewesen.

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