"Die Systeme geben es nicht her"
Herr Bergh, Sie haben sich als erster IT-Chef einer Uniklinik für die Verschmelzung der Medizintechnik und der IT stark gemacht. Hat sich Ihr Engagement gelohnt?
Ja, unter anderem weil damit plötzlich neue Lösungen möglich geworden sind. Es bricht etwas auf zwischen diesen Bereichen, die immer Respekt voreinander hatten. Auf der einen Seite gab es die IT, die sich nicht an das MPG, das Medizinproduktegesetz, herangewagt hat. Auf der anderen Seite traute sich die Medizintechnik nicht an die komplexe, prozessorientierte IT heran. Heute arbeiten beide Bereiche Hand in Hand.
Können Sie ein paar Lösungen nennen, die Sie gemeinsam entwickelt haben?
Beispielsweise die Nutzung von Standardnetzwerken auch für das Patienten-Monitoring oder die Integration der sogenannten „Point of Care“-Labordiagnostik. Das sind Geräte außerhalb des Zentrallabors, etwa auf den Stationen, zur Bestimmung von Blutzucker oder Elektrolyten und Blutgasen. Früher waren die nicht angeschlossen und die Werte nur auf Papier verfügbar. Wir haben zunächst alle Geräte vereinheitlicht und dann über eine herstellerneutrale Software-Lösung mit dem Labor- und Krankenhausinformationssystem verbunden. Damit waren alle Ergebnisse Bestandteil der elektronischen Akte und überall verfügbar. Gerade läuft die Digitalisierung des EKG-Managements. Die Ableitungen der Herzströme sollen auch direkt ohne Umweg über das Papier in die elektronische Akte rein. Das ist mit einer StandardisierungStandardisierung der Geräte einfacher und wiederum mit einer Kostenreduktion verbunden ist. So gewinnen IT und Medizintechnik zusammen. Alles zu Standardisierung auf CIO.de
Auch bei Ihnen geht der Weg also unaufhaltsam in Richtung Standardisierung. Gibt es Widerstände?
Mein Weg ist nicht unbedingt, Standards zu verordnen. Das funktioniert nicht gut. Ich versuche, gute Lösungen zu schaffen die es für die ärztlichen und pflegerischen Mitarbeiter leichter machen. Gelingt dies, akzeptieren sie auch eine Standardisierung. Gelingt es nicht, sollte man die Lösung verwerfen - wobei es natürlich Ausnahmen gibt, wenn es rein um Kostensenkung geht. Da muss man da dann durch.