Ignorante Arbeitgeber
Die viel zu lange Leitung im Bewerbungsprozess
Viele Unternehmen reagieren im BewerbungsverfahrenBewerbungsverfahren langsamer als Kandidatinnen und Kandidaten das erwarten. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Bewerberstudie der Königsteiner Gruppe, für die 1.000 Bewerber befragt wurden. Sowohl die Eingangsbestätigung als auch eine Einladung zum Vorstellungsgespräch oder eine Absage landen demnach viel zu spät im Postfach der Kandidaten. Alles zu Personalführung auf CIO.de
Die Einladung zum Job-Interview wünschen sich beispielsweise fast drei Viertel der Bewerber nach spätestens zwei Wochen, was aber aktuell "nur" 58 Prozent der Unternehmen erfüllen. Noch größer ist die Diskrepanz bei Absagen. Diese wünschen sich 72 Prozent der Bewerbenden ebenfalls nach zwei Wochen - eine Frist, die aber nicht einmal ein Drittel der Arbeitgeber erfüllt. Acht Prozent der Bewerbenden mussten bei ihrer letzten Bewerbung sogar länger als zwei Monate auf eine Absage warten. Die lange Leitung kann schwerwiegende Folgen für die Mitarbeitersuche haben, denn: Mehr als jeder fünfte Bewerbende hat bereits von sich aus einmal eine Stelle abgesagt, weil das Auswahlverfahren zu langwierig war.
Selbst automatisierte Eingangsbestätigungen kommen spät
Eine einfache Eingangsbestätigung wünschen sich 92 Prozent der Bewerbenden spätestens nach einer Woche, was immerhin 71 Prozent der Arbeitgeber tatsächlich erfüllen. Allerdings: Selbst die Unternehmen, die in ihrer Bewerberkommunikation auf automatisierte Antworten setzen, erreichen die gewünschte Reaktionszeit der Bewerbenden nur in 72 Prozent der Fälle.
"Wir erleben gerade einen Bewerbermarkt, in dem die Arbeitgeber im Vergleich mit den Bewerbern in der schwächeren Position sind", so Nils Wagener, Geschäftsführer der Königsteiner Gruppe. Aktuell 900.000 unbesetzte Stellen in Deutschland sprechen da eine deutliche Sprache. In dieser Konstellation könne sich kein Arbeitgeber mehr eine unverbindliche und "verschlafene" Bewerberkommunikation leisten. Die Zahlen zeigten, dass das offenbar noch nicht in allen Unternehmen angekommen sei.
Dazu passt: Mehr als die Hälfte aller Befragten fanden in ihrem letzten Bewerbungsverfahren Anlass zur Kritik. Dabei nannten sie eine zu lange Abwicklung am häufigsten (29 Prozent). Gleich darauf folgten Kritikpunkte wie intransparente Entscheidungen (21 Prozent), unpersönlicher Kontakt (17 Prozent) sowie ein nicht mehr zeitgemäßes Verfahren (14 Prozent).
Bewerbende wünschen sich Feedback in Echtzeit
Grundsätzlich wollen die Kandidaten während der Bewerbung auf dem Laufenden gehalten werden. 87 Prozent der Studienteilnehmer finden es wichtig, über den Status ihrer Bewerbung informiert zu sein - 40 Prozent finden das sogar "sehr wichtig". Weitere 59 Prozent wünschen sich sogar, aktiv nach ihrem Feedback zum laufenden Verfahren gefragt zu werden, um so in Echtzeit eine Rückmeldung geben zu können, ob dieses so läuft, wie sie es sich vorstellen. "Der Anspruch der Bewerber steigt weiter an. Der Selektionsansatz im Bewerbungsverfahren hat sich auf die Kandidatenseite verlagert. Das führt zu einem anspruchsvollen Verhalten schon während des Kennenlernens im Bewerbungsprozess", weiß Wagener.
Zur Studie: Für die Studie "Candidate Journey" befragte das Marktforschungsinstitut respondi im Auftrag der Königsteiner Gruppe 1.000 Menschen, die sich in den letzten drei Jahren in einem Bewerbungsprozess befanden zum Ablauf ihres Bewerbungsprozesses. Der Befragungszeitraum lag im Mai 2022. Alle Teilnehmer waren zum Zeitpunkt der Befragung erwerbstätig - 81 Prozent in Vollzeit, 19 Prozent in Teilzeit.