Strategien


Data und Analytics

Die Zukunft des Mittelstands 2030

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Personalisierte Produkte, heute einem exklusiven Kundenkreis vorbehalten, werden im Jahr 2030 Standard sein. Deutsche Mittelständler müssen ihr Daten-Management darauf vorbereiten, erklären der Thinktank 2bAhead und Siemens in einer gemeinsamen Studie. Sie geben Entscheidern acht Tipps.
  • 2030 werden Unternehmen adaptive Produkte anbieten, die sich nach einer bestimmten Frist verändern können
  • Stichwort Blockchain: IBM und sieben Großbanken kümmern sich in dem Projekt "Digital Trade Chain Consortium" um die Automatisierung von grenzüberschreitenden Finanzierungs- und Handelsprozessen
  • In weniger als zehn Jahren werden Unternehmen keine Mitarbeiter mehr finden, die Büro- und Produktionsumgebungen automatisieren, daher müssen sie jetzt damit anfangen
Die bisherige Unterteilung in einen Premium- und einen Massenmarkt wird 2030 nicht mehr funktionieren.
Die bisherige Unterteilung in einen Premium- und einen Massenmarkt wird 2030 nicht mehr funktionieren.
Foto: 2bAhead/Siemens

Der schwäbische Tüftler mit viel Technikverständnis und hoher Gründlichkeit verkörpert für den Thinktank 2bAhead nach wie vor den typischen deutschen Mittelständler. In der Studie "Die Zukunft des deutschen Mittelstands" bietet 2bAhead gemeinsam mit SiemensSiemens einen Ausblick auf das Jahr 2030. Der schwäbische Tüftler wird erfolgreich bleiben, wenn es ihm gelingt, gelernte Methoden zu verwerfen, neue Entscheidungswege zu finden und sich stärker auf Kunden auszurichten. Das heißt, dass Unternehmen ihre Daten nutzen müssen, um Produkte sehr viel stärker als bisher zu individualisieren. Top-500-Firmenprofil für Siemens

Kunden bestimmen den Markt

"Individuell ist der neue Standard" schreibt 2bAhead. Ein Vergleich der Jahre 2018 und 2030 stellt sich so dar: Heute wird serienmäßig Ware produziert, die der Durchschnittskunde wegen des günstigen Preises akzeptiert. Wer individuelle Größen, Farben oder Merkmale haben will, muss dafür tiefer in die Tasche greifen und gilt als Premiumkunde. 2030 wird sich die Macht auf dem Markt zugunsten der Verbraucher, auch der Durchschnittskunden, verschoben haben.

Unternehmen müssen ihre Kunden neu segmentieren

Diese Entwicklung zeigt sich jetzt bereits an ungegenständlichen Produkten wie Versicherungen und Handy-Tarifen. Bis 2030 wird das auch für haptische Produkte gelten. Ein aktuelles Beispiel liefert AdidasAdidas mit dem selbst gestalteten Schuh. Individualisierte Produkte sind künftig kein "Premium" mehr. Jedes Unternehmen, das etwas anbietet, ist gefordert, seine Kunden neu zu segmentieren. Das erfordert die intelligente Analyse jeglicher Kundendaten. Top-500-Firmenprofil für Adidas

2030 werden Unternehmen einen Schritt weitergehen und sogenannte adapative Produkte anbieten. Das sind Waren, die sich nach einer bestimmten Frist verändern können, um sich neu an die Bedürfnisse des Kunden anzupassen. Das wird ganze Wertschöpfungsketten verändern, so 2bAhead. These der Forscher: "Was früher Kundendialog, Zulieferer- oder Account Management hieß, vermischt sich in den kommenden Jahren immer stärker mit der hochgradig automatisierten Ansammlung und Auswertung sämtlicher Daten." So werden 2030 viele Gegenstände, vom Auto bis zur Waschmaschine, eine eigene IP-Adresse haben und miteinander kommunizieren können. Unternehmen müssen diesen Datenfluss organisieren und einen Mehrwert daraus ableiten.

2bAhead setzt große Erwartungen in die Blockchain.
2bAhead setzt große Erwartungen in die Blockchain.
Foto: 2bAhead/Siemens

2bAhead knüpft große Erwartungen an die BlockchainBlockchain. Mitte 2017 hat die IOTA (Internet of Things Association) die dritte Generation der "Datenbank der Werte" eingeläutet und ermöglicht das zweifelsfreie, energieeffiziente, schnelle und skalierbare Schreiben und Lesen von Daten, so der Thinktank. IBMIBM und sieben Großbanken, darunter die Deutsche BankDeutsche Bank und UnicreditUnicredit, kümmern sich in dem Projekt "Digital Trade Chain Consortium" um die Automatisierung von grenzüberschreitenden Finanzierungs- und Handelsprozessen. Top-500-Firmenprofil für Deutsche Bank Top-500-Firmenprofil für Unicredit Alles zu Blockchain auf CIO.de Alles zu IBM auf CIO.de

2bAhead leitet aus der Studie acht Handlungsempfehlungen für mittelständische Unternehmen ab:

1. Automatisierung

Jetzt mit der Automatisierung der gesamten Büro- und Produktionsumgebung anfangen. "In weniger als zehn Jahren werden sie schlicht keine Mitarbeiter mehr finden, die diese Aufgaben erledigen", so der Thinktank.

2. Kompetenzen und Potenziale der Mitarbeiter

Sich um Mitarbeiter kümmern. Unternehmen müssen Kompetenzen und Potenziale jeden Mitarbeiters so gut kennen, dass sie ihm jedes Jahr ein attraktives Angebot machen können - und er bleibt.

3. Recruiting

Die Rekrutierung aus Sicht der begehrtesten Köpfe betrachten. Recruiter müssen herausfinden, was diese in ein Unternehmen zieht.

4. Arbeitgeber

Entscheiden, was für ein Arbeitgeber man sein will. Die Alternativen: ein fürsorgliches Unternehmen, das Mitarbeiter an sich bindet, oder ein fluides, das die zu jedem Zeitpunkt effizientesten Mitarbeiter findet und sich auch schnell wieder von ihnen trennt.

5. Kommunikation

Kommunikation professionalisieren: Alle Daten müssen für das Omnichannel-Management genutzt werden. Im Idealfall erreichen Kunden und Partner rund um die Uhr Service-Mitarbeiter oder -Bots und erleben an jedem Kontaktpunkt dieselbe Markenerfahrung. Gremien wie etwa Kundenbeiräte holen Stakeholder ins Boot.

6. Datenzugriff

Eine Antwort auf folgende Frage finden: Warum sollten ihre Kunden und deren Kunden ihnen Zugriff auf Daten ermöglichen?

7. Digitalisierung

Sich an die DigitalisierungDigitalisierung anpassen: altbekannte Handlungsmaximen aus der Zeit vor der Digitalisierung greifen in Zukunft nicht mehr. Unternehmen müssen ihre Regeln und Rahmenbedingungen immer wieder erneuern. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

8.Tempo der Digitalisierung

Ehrlich sein: Nicht alle Mitarbeiter werden im Tempo der Digitalisierung mithalten können. Für diese muss das Unternehmen eine Lösung finden.

Zur Startseite