Strategien


Maßnahmen zur Digitalisierung

Digitale Agenden helfen CIOs nicht

11.11.2014
Dan Bieler ist Principal Analyst bei Forrester Research. In seiner Position hilft er CIOs sich besser auf Veränderungen vorzubereiten, die durch digitale Trends in der Informationstechnologie verursacht werden. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Erarbeitung von Strategien in den Bereichen digitale Veränderung von Geschäftsprozessen und Modellen, Collaborative und Shared Economy, sowie der effekiven Nutzung von Netzwerkinfrastruktur um effizienter agieren zu können und Innovation voranzutreiben.
CIOs sollten nicht auf feste Zusagen der Regierungen warten, um den Weg zum digitalen Business zu ebnen.
Dan Bieler von Forrester Research.
Dan Bieler von Forrester Research.
Foto: Forrester

In den kommenden Jahren wird die DigitalisierungDigitalisierung alle Aspekte von Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend beeinflussen. Insofern ist die Digitalisierung nicht nur ein zentrales Thema für CIOs, sondern auch für nationale Regierungen. So hat die Europäische Union im Jahr 2010 die Digitale Agenda für Europa (DAE) verabschiedet. Auch die meisten europäischen Regierungen haben seitdem ihre eigenen nationalen digitalen Agenden veröffentlichten. Deutschland tat dies im August 2014. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Digitale Agenden setzen die Schwerpunkte auf Breitbandversorgung und regulatorische Initiativen wie die Netzneutralität. Diese Themen sind zweifelslos wichtig. Forrester glaubt jedoch, dass diese digitalen Agenden oft nicht die Herausforderungen der CIOs adressieren, die sie im Rahmen ihrer digitalen Transformationsprojekte antreffen.

Digitale Agenden der Regierungen sind für CIOs bedeutsam

Die nationalen digitalen Agenden sind bedeutsam für CIOs, da sie Auswirkungen auf das wirtschaftliche Handeln und rechtliche Rahmenbedingungen für Unternehmen haben. Die Netzwerkinfrastruktur ist das Rückgrat der digitalen Wirtschaft. Langsame Übertragungsgeschwindigkeiten und schlechte Netzabdeckung untergraben Geschäftsmodelle sowie die Wettbewerbsfähigkeit ganzer Regionen.

Digitale Agenden sind für CIO auch wichtig hinsichtlich der Förderung von fehlenden IT-Kenntnissen. Laut EU fehlen Europas Firmen bis zum Jahr 2020 etwa 900.000 IKT-Fachkräfte. Darüber hinaus behandeln digitale Agenden aus CIO-Sicht wichtige Themen wie Cyber-Sicherheit, Cyber-Spionage, die Regelung von Online-Handel und Steuern, Kundendatenspeicherung, und digitales Urheberrecht.

Aus CIO-Sicht wäre es zu wünschen, dass digitale Agenden die CIOs bei der Gestaltung der digitalen Wirtschaft und der "Industrie 4.0" unterstützen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und Optimierungspotenziale in den Bereichen Produktion und Logistik zu schaffen. Dem ist leider nicht so.

Digitale Agenden haben signifikante Mängel

Die meisten nationalen digitalen Agenden sind High-Level-Diskussionspapiere ohne konkrete Hilfestellung für die CIO Herausforderungen. Digitalisierung wird wie eine von vielen politischen Initiativen behandelt - und nicht als das zentrale und übergreifende Thema für Wirtschaft und Gesellschaft. Unserer Meinung nach sind die größten Defizite der nationalen digitalen Agenden:

  • Vage Pläne in Bezug auf zu verfolgende Ziele. Die digitalen Agenden sind durch einen visionslosen Ansatz gekennzeichnet, welchen Herausforderungen und Chancen die Wirtschaft in den kommenden Jahren ausgesetzt sein wird. Die wenigen greifbaren Ziele, wie beim Thema Breitbandausbau, sind entweder anspruchslos oder liegen in ferner Zukunft.

  • Ein Mangel an Metriken, um Fortschritte zu messen. Die meisten nationalen digitalen Agenden liefern keine Kennzahlen dafür wie Fortschritte gegen konkrete Ziele gemessen werden sollten. Nur auf europäischer Ebene werden Fortschritte mittels des Digitale Agenda Scoreboard gemessen, auf dem jeder EU Mitgliedstaat gegen DAE-Ziele (Digital Agenda for Europe) verglichen wird.

  • Schwache finanzielle Selbstverpflichtung, um Ziele zu erreichen. Es gibt praktisch keine konkreten Finanzierungszusagen wie digitale Initiativen finanziert werden sollen. Die Finanzierungsanforderungen für Breitbandabdeckung sind zwar erheblich und werden in Deutschland auf 20 bis 30 Milliarden Euro geschätzt. Dies ist jedoch überschaubar im Vergleich zu dem Hilfspaket für Banken das sich in Deutschland auf 480 Milliarden Euro beläuft.

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