Crime as a Service

Digitalisierung bei Kriminellen

03.11.2016
Verbrecherbanden sind oft Unternehmen mit einem kriminellen Geschäftsmodell. Die Unterwelt macht sich die Digitalisierung ebenso zunutze wie die legale Wirtschaft - in Teilbereichen mit großem Erfolg. Die Sicherheitsbehörden sind zunehmend besorgt.
Die Grenzen zwischen analog und digital verschwimmen bei Kriminellen ebenso wie im legalen Wirtschaftsleben.
Die Grenzen zwischen analog und digital verschwimmen bei Kriminellen ebenso wie im legalen Wirtschaftsleben.
Foto: Sergey Peterman - shutterstock.com

Verbrecherbanden veröffentlichen weder Konzernbilanzen noch Mitarbeiterzahlen. Und PR-Abteilungen brauchen sie erst recht nicht, denn Verschwiegenheit ist oberstes Gebot. Doch in einer Hinsicht unterscheidet sich die Unterwelt gar nicht so sehr von der legalen Wirtschaft: Die DigitalisierungDigitalisierung zieht einen tiefgreifenden Strukturwandel nach sich. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Den Sicherheitsbehörden Sorge machen vor allem befürchtete Angriffe auf die sogenannte kritische Infrastruktur, im Behördenjargon "Kritis" genannt: das Stromnetz, Krankenhäuser, Behörden und andere Bereiche, die für das Funktionieren einer modernen Gesellschaft unerlässlich sind.

Aufgeschreckt wurde die Fachwelt in den vergangenen Monaten vielfach. Weihnachten 2015 legten Hacker in der Ukraine Teile des Stromnetzes lahm. Kurz darauf folgte eine Erpressungswelle mit Hilfe von Verschlüsselungssoftware, zu deren Opfern deutsche Krankenhäuser zählten. Am 9. November will Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) nun die neue Cybersicherheitsstrategie des Bundes vorstellen.

Die Sicherheitsbehörden beobachten vor allem einen Trend mit großem Unbehagen: In der Vergangenheit getrennt arbeitende Bereiche der Schattenwelt kooperieren zunehmend. "Wir erleben eine Vermischung", sagt Michael George, Leiter des Cyber-Allianz-Zentrums des bayerischen Verfassungsschutzes. "Nachrichtendienste verwenden Software aus dem kriminellem Untergrund zur Nachrichtenbeschaffung und für elektronische Angriffe. Das gab es früher so nicht."

So gehen viele Fachleute davon aus, dass sich Russlands Spione der Dienste von Software-Profis bedienen. "Wir wissen aber nicht, wie sich die Nachrichtendienste diese Software beschaffen - ob sie diese kaufen oder mit den Hackern kooperieren", erklärt George. Klar ist jedenfalls, dass der Markt für kriminelle Dienstleistungen mit Hilfe des Internets stark gewachsen ist. Unter Strafverfolgern hat sich dafür ein englischer Begriff eingebürgert: "crime as a service".

"Die Cybercrime-Szene ist eine regelrechte Industrie mit einer sehr starken Arbeitsteilung geworden", sagt Udo Schneider von Trend Micro, einem auf Cyber-Sicherheit spezialisierten großen japanischen Softwarehersteller mit eigener Forschungsabteilung.

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