Strategien


IT-Manager wetten

Digitalisierung braucht mehr Speed

16.12.2015
Von Dr. Clemens Schophaus
Dr. Clemens Schophaus, Head of Vendor Management bei EON, wettet, dass in zehn Jahren mehr als 70 Prozent aller Applikationsprojekte verschwunden sein werden.

1. Das klassische Applikationsprojekt wird durch die Digitalisierung aussterben.

Dr. Clemens Schophaus, Head of Vendor Management bei EON
Dr. Clemens Schophaus, Head of Vendor Management bei EON
Foto: E.ON Business Services GmbH

1.1. Applikationsprojekte führen IT-Business-Funktionen ein.

Folgt man der klassischen Einteilung von IT-Leistungen in Change und Run/Operation, dann stellt üblicherweise der Change-Bereich den wertschöpfenden Investmentbereich dar, der IT zum Business Value Added verhilft und dem Business zum Wettbewerbsvorteil durch IT.

Die Bereitstellung von neuen IT-Business-Funktionen erfolgt hierbei durch Applikationen die im Rahmen von Implementationsprojekten eingeführt werden. Somit ist das Applikationsprojekt der heute bei Weitem überwiegende Rahmen zur Implementation von Business-Mehrwert durch die IT.

1.2. Der methodische Rahmen für Applikationsprojekte ist zeitlich und strukturell reglementiert.

Das grundsätzliche Vorgehen zur Definition, Bearbeitung und Lieferung eines Applikationsprojekts lässt sich in die Abschnitte

• Aufgabenstellung und Zieldefinition

• Anforderungsaufnahme

• Design, funktionell und technisch

• Implementierung

• Qualitätssicherung und Test

• Inbetriebnahme

• Anfangsunterstützung im Betrieb

unterteilen. Dieses gilt unabhängig von der Wahl des Projektvorgehensmodells sowie der konkreten Projektmethodik. Sowohl in klassischen Projektvorgehensmodellen wie zum Beispiel dem Wasserfallmodell oder dem V-Modell als auch in agilen, iterativen Projektmethodiken wie Scrum und Kanban sind alle diese Projektabschnitte vorhanden. Die agilen Vorgehensmodelle unterscheiden sich von den klassischen lediglich in Bezug auf die Abfolge, die Häufigkeit und die Parallelisierung der Durchführung dieser Projektabschnitte:

Sequenziell geordneter Ablauf mit genau einmaliger Durchführung im klassischen Ansatz gegenüber dem mehrfach wiederholten Ablauf in iterativen Zyklen im agilen Vorgehensmodell.

Im Ergebnis stellt eine strukturierte Anforderungsaufnahme in beiden Welten die Vorbedingung für eine nachfolgende Implementierungsaktivität dar, auch wenn im agilen Pfad die Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen Anforderungserstellung und Lösungsimplementierung durch Iterationen sehr viel flexibler gestaltet werden kann.

CIO-Jahrbuch 2016
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Foto: CIO.de

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Der Gesamtrahmen zur Mehrwertlieferung ist aber in beiden Welten immer das Projekt, das den durchgängigen Zusammenhang zwischen Aufgabenstellung und Anforderungsaufnahme auf der einen Seite sowie Lösungsentwicklung, Test und Inbetriebnahme auf der anderen Seite herstellt.

1.3. Applikationsprojekte sind nicht mehr hinreichend geeignet, um die aktuellen Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Business-Umgebung zu erfüllen.

Den sich durch die zunehmende Digitalisierung und die damit einhergehenden stark wachsenden Anteile von Multi-Supplier-Cloud- und Multi-Sourcing-Lösungen schnell verändernden Rahmenbedingungen für die Einführung von IT-Business-Funktionen können Applikations­pro­jekte mit ihrem durchgängigen Projektmodell von der Aufgabenstellung bis zur Entwicklung und Lösungsbereitstellung immer weniger gerecht werden.

Die aus den sich verändernden Rahmenbedingungen resultierenden Anforderungen bezüglich Liefergeschwindigkeit, Flexibilität und Agilität während der Projektdurchführung, Integrations- und Adaptionsfähigkeit - insbesondere für disruptive innovative (Teil-)Lösungen - stellen selbst die agilen Projektvorgehensmodelle zunehmend vor nicht lösbare Herausforderungen.

Ein echtes exploratives Vorgehen, das die konkrete Entwicklung der Business-Idee und der daraus resultierenden benötigten IT-Business-Funktion unter Einbeziehung bereits im Markt verfügbarer innovativer Lösungskomponenten nahezu gleichzeitig mit der produktiven Bereitstellung dieser IT-Business-Funktion erlaubt, ist selbst unter Einbeziehung von agilen und iterativen Projektmethoden nicht adäquat zu gewährleisten.

Durchgängige Applikationsprojekte sind zu langsam und zu schwerfällig, um innovative IT-Business-Funktionalität flexibel und schnell zur Verfügung zu stellen, zum Zeitpunkt der konkreten Existenz der Anforderung einer IT-Business-Funktion besteht kein hinreichender zeitlicher Spielraum mehr, diese erst im Rahmen eines Implementationsprojekts - ob mit oder ohne Zuhilfenahme von Dienstleistern oder Produktlieferanten - zu entwickeln.

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