USA gegen China
Droht ein Handelskrieg - und wer wird gewinnen?
Was wirft Donald Trump den Chinesen vor?
Dem US-Präsidenten ist das hohe Handelsbilanzdefizit mit China ein Dorn im Auge. Allein im vergangenen Jahr exportierte das Reich der Mitte für 375 Milliarden US-Dollar mehr Waren in die USA als umgekehrt. Auch begründet das Weiße Haus sein scharfes Vorgehen mit chinesischen Verstößen gegen Urheberrechte und dem Diebstahl von Technologie, wodurch das Ungleichgewicht im HandelHandel noch größer werde. Top-Firmen der Branche Handel
Um welche Summen geht es?
Nachdem die USA 25-prozentige Strafzölle auf Importe aus China im Wert von 50 Milliarden Dollar angekündigt hatten, konterte China mit Strafabgaben in gleicher Höhe auf Einfuhren aus den USA. Trump legte nach, indem er weitere Strafzölle auf Einfuhren von 100 Milliarden US-Dollar plant. Bereits umgesetzt haben die USA Zölle im Umfang von drei Milliarden Dollar auf Stahl und Aluminium, worauf China mit Zöllen in gleicher Höhe antwortete. Während Trump vor allem auf Technologieprodukte auf China zielt, nimmt Peking mit seinen Zöllen auch US-Landwirte ins Visier - Trumps Kernwählerschaft.
Sind die Anschuldigungen der USA begründet?
Neben den USA klagen auch die Europäer über mangelnden Marktzugang in China, unfaire Handelspraktiken, den Diebstahl von Urheberrechten und erzwungenen Technologietransfer. Allerdings stößt Trumps Alleingang mi der Brechstange auf Kritik. Statt mit Schutzzöllen eine Spirale der Abschottung in Gang zu bringen, wollen andere Staaten mit einem gemeinsamen Vorgehen, Handelsverträgen und Abkommen über einen Investitionsschutz eine weitere Öffnung Chinas erreichen. Auch wollen sie Unstimmigkeiten über die Welthandelsorganisation (WTO) klären, mit der Trump wenig zu tun haben will.
Wie entsteht das hohe Handelsbilanzdefizit?
Experten verweisen darauf, dass das Defizit zu einem großen Teil mit Lieferketteneffekten zu erklären ist. Apple etwa kauft Teile für seine iPhones in asiatischen Staaten ein und schickt sie dann weiter nach China, wo sie zusammengebaut werden. Werden die fertigen Geräte dann zum Verkauf in die USA geschickt, gehen sie mit dem Gesamtpreis in Chinas Exportstatistik ein, obwohl dort nur ein Bruchteil der Wertschöpfung stattgefunden hat. China wirft den USA umgekehrt vor, keine wettbewerbsfähigen Produkte mehr im eigenen Land herzustellen, weshalb ein Defizit im Handel nicht zu vermeiden sei. China sei zudem ein Herstellerland, während die USA eine Verbrauchernation seien.
Wer hätte unter einem Handelskrieg am meisten zu leiden?
In dieser Frage scheiden sich die Geister. Die USA argumentieren, dass China allein deshalb durch die Zölle stärker getroffen werde, weil es deutlich mehr in die USA exportiert als umgekehrt. Ökonomen verweisen jedoch darauf, dass der Außenhandel für Chinas Wirtschaftsmodell immer weniger wichtiger wird. Machten Exporte vor zehn Jahren noch 37 Prozent der Wirtschaftsleistung aus, sind es heute weniger als 20 Prozent. In die USA gehen dabei nur 18 Prozent der chinesischen Ausfuhren. Da die Zölle die Waren verteuern, hätten vor allem einfache amerikanische Verbraucher unter den Preiserhöhungen zu leiden. In einem Handelskonflikt könnte Peking auch US-Unternehmen in China das Leben schwer machen.
Welche anderen Bereiche sind betroffen?
China weist zwar Berichte über eine Abwertung seiner Währung zurück, um seine Exporte zu verbilligen und damit US-Zölle auszugleichen. Doch allein die Spekulation über ein solches Szenario sorgt bereits für Unruhe. Wenn der Eindruck entstünde, dass sich die Spirale der Eskalation weiterdreht, könnte das Verluste an den Märkten nach sich ziehen. Ein ausgewachsener Handelskonflikt könnte auch die politische Zusammenarbeit zwischen Peking und Washington belasten. Die Lösung internationaler Krisen wie um den Atomkonflikt mit Nordkorea oder den Krieg in Syrien dürfte noch schwieriger werden.
Welche Auswirkungen hätte ein Handelskrieg auf deutsche Firmen?
Der Handelskonflikt könnte indirekt auch Deutschland treffen. So befürchtet etwa der Deutsche Bauernverband negative Auswirkungen für die Landwirte, da China Strafzölle gegen US-Landwirtschaftsprodukte wie Sojabohnen und Schweinefleisch angekündigt hat. Dies habe bereits für Nervosität und Preisrückgänge an den internationalen Agrarmärkten gesorgt. China hat zudem angedroht, die Zölle auf Autos aus den USA deutlich zu erhöhen, was gerade die deutschen Hersteller schwer treffen würde. Ins Kreuzfeuer könnten damit die deutschen Autobauer BMWBMW und DaimlerDaimler geraten, die laut Schätzungen in diesem Jahr mehr als 100.000 Fahrzeuge von ihren US-Werken nach China exportieren. Top-500-Firmenprofil für BMW Top-500-Firmenprofil für Daimler
Ist eine Einigung noch möglich?
Nachdem Trump zunächst mit Provokationen vorgeprescht war, scheint er nun zu Verhandlungen bereit zu sein. "Wir werden gemeinsam große Fortschritte erzielen", hatte er am Dienstag auf Twitter geschrieben, nachdem Chinas Präsident Xi Jinping in einer Rede auf dem asiatischen Wirtschaftsforum Bo'ao mehr Marktzugang, geringere Zölle auf Autoimporte und bessere Investitionsbedingungen in Aussicht stellte. Xi Jinping wiederholte damit allerdings nur Versprechen, die China schon zuvor gemacht hatte. Und das Handelsministerium in Peking stellte später klar, dass die Aussagen keinesfalls als Zugeständnis an die USA zu verstehen sind. Verhandlungen seien "unmöglich unter den gegenwärtigen Umständen". (dpa/rs)