CIO des Jahres


CIO des Jahres 2019 – Mittelstand – Platz 1

dwpbank CIO Sax steuert Transformation wie ein Trainer

21.11.2019
Karen Funk ist freie IT-Fachjournalistin und Autorin. Bis Mai 2024 war sie Redakteurin beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Zudem leitete sie 17 Jahre lang den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT und für digitale Bildung ein. 2024 erschien ihr Buch "Hack the world a better place: So gestalten Unternehmen die Zukunft", das sie mit Julia Freudenberg, Geschäftsführerin der Hacker School, zum Thema Corporate Volunteering geschrieben hat.
Anke Sax baute bei der Deutschen WertpapierService Bank eine moderne IT-Architektur auf, etablierte eine neue IT-Strategie und führte neue Arbeitsweisen ein. Transformation in Reinform.
Platz 1 in der Kategorie Mittelstand belegt Anke Sax von der dwpbank: "Damit Zusammenarbeit gelingt, ist es notwendig, zielgruppengerecht in Meetings, in Mails, am Telefon zu kommunizieren und lösungsorientiert zu handeln."
Platz 1 in der Kategorie Mittelstand belegt Anke Sax von der dwpbank: "Damit Zusammenarbeit gelingt, ist es notwendig, zielgruppengerecht in Meetings, in Mails, am Telefon zu kommunizieren und lösungsorientiert zu handeln."
Foto: Deutsche WertpapierService Bank

Einen Rückzug auf den reinen Auftragsfertigungsgedanken kann sich heute keine IT mehr leisten. Davon ist Anke SaxAnke Sax überzeugt. Hand in Hand müssen vielmehr Fachbereiche und IT miteinander arbeiten, Ideen entwickeln, Prozesse verändern und gemeinsam einen Mehrwert für die neuen Geschäftsmodelle ermöglichen. Profil von Anke Sax im CIO-Netzwerk

Mit diesem Leitgedanken trat die in Wirtschaftsinformatik promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin im Januar 2017 bei der Deutschen WertpapierService Bank (dwpbank) als CIO an. Damals begann gerade mit "dwpbank 4.0" ein umwälzender Veränderungsprozess im gesamten Unternehmen, auch eine Neuausrichtung der IT war gefragt.

Die Jury lobt ... die ganzheitliche Leistung der IT-Chefin, die Technologie, IT-Strategie und Kulturwandel umfasst.

Sax' Arbeitgeber betreut über 4,7 Millionen Wertpapierdepots von Sparkassen, Genossenschaftsbanken, Privat- und Geschäftsbanken. Oder anders formuliert: Rund 1.300 angeschlossene Finanzinstitute oder etwa drei Viertel aller BankenBanken in Deutschland nutzen die Prozess- und Systemdienstleistungen der dwpbank. Sie betreibt mit der zentralen, weitgehend selbst entwickelten Abwicklungsplattform WP2 eine der größten IT-Anwendungen in der deutschen BankenlandschaftBankenlandschaft, womit sie quasi eine nationale Wertpapierhandelsplattform hierzulande darstellt. Alles zu Finance IT auf CIO.de Top-Firmen der Branche Banken

"Knapp 300 Mitarbeiter haben sich gemeinsam mit mir auf den Weg gemacht", sagt Sax und meint damit das im März 2017 gestartete Transformationsprogramm "IT 2020". Ziel war es nicht nur, eine moderne IT-Architektur aufzubauen. Gleichzeitig galt es, neue Arbeits- und Verhaltensweisen in der IT zu etablieren und Innovationen zu ermöglichen. Mit dem neuen Rollenverständnis "Weg vom reinen Auftragsfertiger hin zum kompetenten Berater" veränderte sich auch der Fokus der IT-StrategieIT-Strategie. Drei Teilziele wurden herausgefiltert: Wertschöpfungskette neu definieren, IT umbauen und befähigen, Governance-Strukturen etablieren und nachhaltig leben. Alles zu Strategien auf CIO.de

Lessons Learned

1. Intensiver Dialog über alle Ebenen wichtig.
2. Aktives Zuhören notwendig.
3. Führungskraft muss Sorge tragen, dass das Tagesgeschäft die Mitarbeiter nicht überrollt, damit Raum für Reflexion und Veränderung bleibt.

Gemäß dem Primärziel der Bank, "erste Wahl für Wertpapierservices" zu sein, wurde ein neuer Leitgedanke für die IT formuliert: "Wir machen es für den Kunden leicht." Das heißt im IT-Betrieb: Stabilität und Sicherheit gewährleisten, Regularien zuverlässig erfüllen, IT preiswert und transparent liefern sowie im Change dem Kunden die Bedienung der Anwendungen leicht machen (Usability).

Darauf aufbauend definierten Sax und ihr Team ProjekteProjekte, die in einer IT-Roadmap hinterlegt wurden. Bereits umgesetzte Meilensteine sind: die IT-Service-Provider-Konsolidierung, die Verfeinerung der Kostentransparenz, der weitere Ausbau des SecuritySecurity Information and Event Alles zu Projekte auf CIO.de Alles zu Security auf CIO.de

Managements (SIEM) sowie das automatisierte Wiederanlage-Management (WAM). Letzteres gehört in die Roadmap-Kategorie "InnovationInnovation für das Business". Das Wertpapierabwicklungssystem WP2 bietet jetzt die Funktionalität, Fondserträge automatisch im Ursprungsfonds wiederanzulegen. Die dwpbank-Klienten können nun ihre Endkunden einmal beraten und bis zu deren Widerruf sämtliche Ertragszahlungen automatisch wiederanlegen. Alles zu Innovation auf CIO.de

Aufbau einer modernen IT-Architektur

Auch der Ausbau der Plattform WP2 zum stärker modularisierten WP3 ist im Gang: Der WP2-Business-Kern, der im Wesentlichen aus einer modularen Cobol-Host-Anwendung besteht, wird sukzessive durch eine dezentrale Event-basierte Microservice-Architektur in Java ersetzt. Das hat die Jury im Wettbewerb "CIO des Jahres" beeindruckt: "Hierbei wird Know-how zu Microservices, agilen Vorgehensweisen, Domain Driven Design und DevOpsDevOps aufgebaut, alles elementare Kompetenzen beim Aufbau einer modernen IT-Architektur mit dem Ziel, Kundenanforderungen schneller umsetzen zu können." Alles zu DevOps auf CIO.de

Die Juroren loben jedoch vor allem die ganzheitliche Leistung der IT-Chefin, die Kulturwandel, Technologie und IT-Strategie umfasst. Gerade der Kulturwandel ist kein leichtes Unterfangen, denn ein neues Rollenverständnis, neue Arbeitsweisen und neue Leitgedanken müssen erst verinnerlicht werden. "Bei diesem Weg braucht es vor allem Dialog und Feedback, Vorbilder, Methodentraining, Frustrationstoleranz und Geduld, bis das benötigte Selbstverständnis und ein selbstbewusstes Auftreten entwickelt sind", resümiert Sax. Was ist die wichtigste Erkenntnis aus dem Transformationsprozess?

"Eine besondere Kommunikationsfähigkeit ist gefordert," sagt die Managerin. Das werde häufig unterschätzt. "Damit Zusammenarbeit gelingen kann, ist es notwendig, zielgruppengerecht in Meetings, in Mails, am Telefon zu kommunizieren und lösungsorientiert zu handeln." Zuhören, Nachfragen und ein gemeinsames Verständnis zu schaffen sind für eine professionelle Zusammenarbeit zwischen Fachbereich und IT für sie elementar. Das müsse man immer wieder trainieren.

"Ähnlich wie im Sport braucht es Ausdauer, einen langen Atem und Konsequenz", meint Sax. "Gute Trainer oder Führungskräfte steuern in solchen Situationen über freundliches, fundiertes und konsequentes Feedback und mit besonderem Verständnis für die Anfangsschwierigkeiten."

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