Strategien


Franchise-Nehmer goutieren Standard

Einheits-IT für Fressnapf

02.02.2004
Von Marita Vogel
Während die Einzelhandelsbranche insgesamt IT-Investitionen zurückhält, nimmt die Tiernahrungskette "Fressnapf" Geld in die Hand: Bis Ende März wird das Equipment von 450 Filialen in Deutschland ausgewechselt - unter Mitwirkung der kritischen Franchise-Nehmer.

Zwei Kunden warten an der Kasse, ein dritter ungeduldig vor dem endlos erscheinenden Regal mit Hundefutter. Der einzige Verkäufer ist nirgends zu sehen - kein Wunder: Er klärt gerade am PC in dem kleinen Büro in der hintersten Ecke des Verkaufraumes, was das Hundefutter eigentlich kostet.

Keine ungewöhnliche Situation in vielen Einzelhandelsgeschäften. Auch nicht in den Filialen des Franchise-Unternehmens Fressnapf - zumindest bis Ende 2003. Seitdem erhalten nach und nach alle 450 deutschen Filialen des Krefelder Unternehmens eine neue ITLösung; Ende März soll der Roll-out abgeschlossen sein. "Am Monatsersten wird der Schalter umgelegt", sagt Fressnapf-IT-Leiter Bernd Hilgenberg, der das Konzept mit dem Namen "Topfit" ("Totale Optimierung aller Prozesse und der Filial-Informations-Technologie") entwickelt hat.

Der Plan des 560-Millionen-Euro-Unternehmens ist ehrgeizig: Innerhalb von zwölf Wochen werden die Franchise-Märkte mit neuen Kassen ausgestattet, in den Filialbüros werden PCs mit modernisierter Warenwirtschaft aufgebaut, und die Lagerhaltung wird durch funkgestützte "Mobile Datenerfassungs-Geräte" (MDE) erleichtert. Den Backoffice-Bereich in der Zentrale hat man bereits vergangenes Jahr auf Vordermann gebracht: "Wir haben die Filialanbindung und die Stammdatenverwaltung modernisiert", sagt Hilgenberg. "Das neue System besteht aus Bausteinen, die wie Zahnräder in einem Getriebe ineinander greifen", so der 39-Jährige, der für Topfit mit drei Millionen Euro kalkuliert.

Mit diesem Volumen steht Hilgenberg gut da, denn viele Einzelhändler halten sich derzeit mit IT-Investitionen zurück. Nach einer internationalen Studie von IBMIBM Business Consulting Services liegt das an den weltweit schwierigen Rahmenbedingungen. Die Befragung von 78 CIOs, die in europäischen, nordamerikanischen und asiatisch-pazifischen Einzelhandelsunternehmen mit mindestens 100 Millionen Dollar Umsatz tätig sind, ergab, dass im Schnitt rund 2,1 Prozent des Umsatzes für IT-Investitionen aufgewendet werden. Der größte Teil der Budgets fließt in die Lösung von Kernproblemen, während Innovationen oder Wettbewerbsdifferenzierungen eher im Hintergrund stehen. Als wichtigstes Problem bezeichneten 72 Prozent der Befragten mangelnde Datentransparenz, 60 Prozent monierten fehlende Systemintegration. Überholte Point-of-Sale-Systeme waren für 58 Prozent ein großes Problem. Alles zu IBM auf CIO.de

An diese kritischen Punkte geht auch Hilgenberg heran. Als Erstes stand im vergangenen Sommer die Modernisierung der Stammdatenverwaltung an, bei der alle 12000 Fressnapf-Artikel per Hand eingepflegt wurden. "Dabei haben wir uns fast ein Bein ausgerissen", erinnert sich der IT-Leiter. Vier fehleranfällige Stammdatensysteme mit jeweils unterschiedlichen Artikelnummern wurden zusammengefasst: "Bis dahin hatten wir das zentrale Warenwirtschaftssystem, ein altes Stammdatensystem, eines für den Online-Shop und eines für die Lagerverwaltung", erinnert er sich.

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