ERP II setzt Anbietermarkt unter Druck
ERP – Eine richtige Pleite?
ERP II bringt Web-Fähigkeit
Wieder einmal war es der Gartner Group vorbehalten, die Vorreiterrolle bei der Begriffsbildung zu übernehmen. Auf ERPERP I folgte nun der von Gartner formulierte Begriff ERP II. Wer sich davon allerdings übertrieben viel erwartet, dem sei gesagt, dass ERP II im Prinzip nichts anderes ist als ein web-fähiges ERP I. Denn bei ERP II geht es weniger um neue Funktionalitäten sondern um die Nutzung der bisherigen Applikationen im Internet. Dennoch bleibt die Tatsache, dass diese Anwendungen dadurch effizienter eingesetzt werden können. Die Nutzung des Internets optimiert die Zusammenarbeit zwischen firmeninternen und unternehmensübergreifenden Prozessen. Die IT-Industrie hat auch dafür eine Bezeichnung gefunden und spricht seither in diesem Zusammenhang von CollaborationCollaboration. Alles zu Collaboration auf CIO.de Alles zu ERP auf CIO.de
Unternehmensübergreifende Wertschöpfungskette
Als Geschäftsstrategie auf Basis der Web-Technologie erlaubt ERP II jedenfalls neue Kombinationen von Prozessen. So lässt sich beispielsweise die Wertschöpfungskette, die bisher von den einzelnen Abteilungen eines Unternehmens geschlossen wurde, nun zumindest teilweise auf andere Unternehmen übertragen. So ist es heute denkbar und möglich, nicht nur die physische Abwicklung des Warenversands von einem Logistik-Dienstleister übernehmen zu lassen, sondern gleich die gesamte Warenwirtschaft. Aber auch die Buchhaltung könnte beispielsweise auf Anfrage die aktuellen Buchungsdaten an einen Projekt-Manager weiterleiten, damit dieser das Projekt-Controlling zeitnaher und effizienter gestalten kann.
Der Begriff ERP-Markt ist eigentlich ein klassisches Trugbild. Denn angesichts der Breite des Anwendungsspektrums lässt er sich nur sehr schwer funktional abgrenzen. In jüngster Vergangenheit versuchte man daher, den ERP-Markt auf der Basis der Mitarbeiterzahl und Umsatzgröße der ERP-Anwender neu zu definieren. Heute weiß man, dass dieser Versuch erfolglos geblieben ist. Denn sehr schnell musste man erkennen, dass die Anwenderunternehmen die Größe ihres ERP-Anbieters und die Vielfalt der Funktionalitäten der ERP-Software keinesfalls von ihrer eigenen Größe abhängig machen müssen. Die dennoch vielfach immer wieder durchgeführte Klassifizierung des ERP-Markts nach Unternehmensgröße auf Kundenseite ist also vielmehr eine Marketingstrategie der Anbieter als die tatsächliche Marktrealität.
Den Beweis dafür liefern die zahlreichen Mittelstandsoffensiven der großen Anbieter in den letzten Jahren. Die alteingesessenen ERP-Revierhirsche wollten ihre Lösungen ohne substanzielle Anpassungen an die Mittelbetriebe verkaufen. Als man erkannte, dass es doch nicht so einfach geht, begannen die Großen kleinere ERP-Anbieter und deren passende Lösungen einfach zu übernehmen. Dennoch haben diese, übrigens immer noch grassierenden, Mittelstandsoffensiven zwei Fakten ganz deutlich an den Tag gebracht:
1.) Es ist nun völlig klar, dass der Mittelstand der klare Hoffnungsmarkt der Anbieter ist.